dünkt auch diese ist in der Afrikanischen Organisation erklär- lich. Die Lippen, die Brüste und die Geschlechtsglieder stehen, so manchen physiologischen Erweisen nach, in einem genauen Verhältniß und da die Natur diese Völker, denen sie edlere Gaben entziehen mußte, dem einfachen Principium ihrer bildenden Kunst zufolge, mit einem desto reichern Maas des sinnlichen Genusses auszustatten hatte, so muste [sich] die- ses physiologisch zeigen. Die aufgeworfne Lippe wird auch bei weißen Menschen in der Physiognomik für das Zeichen eines sehr sinnlichen, so wie ein seiner Purpurfaden derselben für das Merkmal eines feinen und kalten Geschmackes ge- halten, andre Erfahrungen zu geschweigen; was Wunder also, daß bei diesen Nationen, denen der sinnliche Trieb ei- ne der Hauptglückseligkeiten ihres Lebens ist, sich auch von demselben äußere Merkmale zeigen? Ein Negerkind wird weiß gebohren: die Haut um die Nägel, die Brustwarzen und die Geschlechtstheile färben sich zuerst, so wie der An- lage nach sich eben dieser Consensus der Glieder unter andern Völkern findet. Hundert Kinder sind dem Neger eine Klei- nigkeit und jener Alte bedauerte mit Thränen, daß er deren nur siebenzig habe.
6. Mit dieser Oelreichen Organisation zur sinnlichen Wohllust mußte sich auch das Profil und der ganze Bau des
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duͤnkt auch dieſe iſt in der Afrikaniſchen Organiſation erklaͤr- lich. Die Lippen, die Bruͤſte und die Geſchlechtsglieder ſtehen, ſo manchen phyſiologiſchen Erweiſen nach, in einem genauen Verhaͤltniß und da die Natur dieſe Voͤlker, denen ſie edlere Gaben entziehen mußte, dem einfachen Principium ihrer bildenden Kunſt zufolge, mit einem deſto reichern Maas des ſinnlichen Genuſſes auszuſtatten hatte, ſo muſte [ſich] die- ſes phyſiologiſch zeigen. Die aufgeworfne Lippe wird auch bei weißen Menſchen in der Phyſiognomik fuͤr das Zeichen eines ſehr ſinnlichen, ſo wie ein ſeiner Purpurfaden derſelben fuͤr das Merkmal eines feinen und kalten Geſchmackes ge- halten, andre Erfahrungen zu geſchweigen; was Wunder alſo, daß bei dieſen Nationen, denen der ſinnliche Trieb ei- ne der Hauptgluͤckſeligkeiten ihres Lebens iſt, ſich auch von demſelben aͤußere Merkmale zeigen? Ein Negerkind wird weiß gebohren: die Haut um die Naͤgel, die Bruſtwarzen und die Geſchlechtstheile faͤrben ſich zuerſt, ſo wie der An- lage nach ſich eben dieſer Conſenſus der Glieder unter andern Voͤlkern findet. Hundert Kinder ſind dem Neger eine Klei- nigkeit und jener Alte bedauerte mit Thraͤnen, daß er deren nur ſiebenzig habe.
6. Mit dieſer Oelreichen Organiſation zur ſinnlichen Wohlluſt mußte ſich auch das Profil und der ganze Bau des
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duͤnkt auch dieſe iſt in der Afrikaniſchen Organiſation erklaͤr-
lich. Die Lippen, die Bruͤſte und die Geſchlechtsglieder
ſtehen, ſo manchen phyſiologiſchen Erweiſen nach, in einem
genauen Verhaͤltniß und da die Natur dieſe Voͤlker, denen
ſie edlere Gaben entziehen mußte, dem einfachen Principium
ihrer bildenden Kunſt zufolge, mit einem deſto reichern Maas
des ſinnlichen Genuſſes auszuſtatten hatte, ſo muſte ſich die-
ſes phyſiologiſch zeigen. Die aufgeworfne Lippe wird auch
bei weißen Menſchen in der Phyſiognomik fuͤr das Zeichen
eines ſehr ſinnlichen, ſo wie ein ſeiner Purpurfaden derſelben
fuͤr das Merkmal eines feinen und kalten Geſchmackes ge-
halten, andre Erfahrungen zu geſchweigen; was Wunder
alſo, daß bei dieſen Nationen, denen der ſinnliche Trieb ei-
ne der Hauptgluͤckſeligkeiten ihres Lebens iſt, ſich auch von
demſelben aͤußere Merkmale zeigen? Ein Negerkind wird
weiß gebohren: die Haut um die Naͤgel, die Bruſtwarzen
und die Geſchlechtstheile faͤrben ſich zuerſt, ſo wie der An-
lage nach ſich eben dieſer Conſenſus der Glieder unter andern
Voͤlkern findet. Hundert Kinder ſind dem Neger eine Klei-
nigkeit und jener Alte bedauerte mit Thraͤnen, daß er deren
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6. Mit dieſer Oelreichen Organiſation zur ſinnlichen
Wohlluſt mußte ſich auch das Profil und der ganze Bau des
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte02_1785/57>, abgerufen am 28.11.2024.
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