Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 2. Riga u. a., 1785.Bringet sie nicht in künstliche Raserei: so dörft ihr sie durch 3. Auch die Zeiten, wenn Menschen zusammen seyn Und mit wem bereitet er dasselbe? Mit einem Geschöpf, Weiter will ich die Geschichte der Vereinzelung des Men- den
Bringet ſie nicht in kuͤnſtliche Raſerei: ſo doͤrft ihr ſie durch 3. Auch die Zeiten, wenn Menſchen zuſammen ſeyn Und mit wem bereitet er daſſelbe? Mit einem Geſchoͤpf, Weiter will ich die Geſchichte der Vereinzelung des Men- den
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Bringet ſie nicht in kuͤnſtliche Raſerei: ſo doͤrft ihr ſie durch
keine Gegenkuͤnſte binden.
3. Auch die Zeiten, wenn Menſchen zuſammen ſeyn
mußten, verkuͤrzte die Natur, wie ſie ſie verkuͤrzen konnte.
Der Menſch iſt einer langen Erziehung beduͤrftig; aber als-
denn iſt er noch ſchwach: er hat die Art des Kindes, das zuͤrnt
und wieder vergißt, das oft unwillig iſt, aber keinen langen
Groll naͤhret. Sobald er Mann wird, wacht ein Trieb in
ihm auf und er verlaͤßt das Haus des Vaters. Die Natur
wirkte in dieſem Triebe: ſie ſtieß ihn aus, damit er ſein eigen
Neſt bereite.
Und mit wem bereitet er daſſelbe? Mit einem Geſchoͤpf,
das ihm ſo unaͤhnlich-aͤhnlich, das ihm in ſtreitbaren Leiden-
ſchaften ſo ungleichartig gemacht iſt, als es im Zweck der Ver-
einigung beider nur irgend geſchehen konnte. Des Weibes
Natur iſt eine andre als des Mannes: ſie empfindet anders,
ſie wirkt anders. Elender, deſſen Nebenbuhlerinn ſein Weib
iſt oder die ihn in maͤnnlichen Tugenden gar uͤberwindet! Nur
durch nachgebende Guͤte ſoll ſie ihn beherrſchen; und ſo wird
der Zankapfel abermals ein Apfel der Liebe. — —
Weiter will ich die Geſchichte der Vereinzelung des Men-
ſchengeſchlechts nicht fortſetzen; der Grund iſt gelegt, daß mit
den
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