Elemente befördert: Winde haben auf ihrer Oberfläche ge- tobet und eine noch mächtigere Ursache hat sogar ihre Zonen verändert. Vieles hievon ist in Zeiten geschehen, da es schon organisirte und lebendige Kreaturen gab: ja hie und da scheint es mehr als einmal, hier schneller, dort langsa- mer geschehen zu seyn, wie fast allenthalben und in so gros- ser Höhe und Tiefe die versteinten Thiere und Gewächse zei- gen. Viele dieser Revolutionen gehen eine schon gebildete Erde an und können also vielleicht als zufällig betrachtet wer- den; andre scheinen der Erde wesentlich zu seyn und haben sie ursprünglich selbst gebildet. Weder über jene noch über diese (sie sind aber schwer zu trennen) haben wir bisher eine vollständige Theorie; schwerlich können wir sie auch über jene haben, weil sie gleichsam historischer Natur sind und von zu viel kleinen Localursachen abhängen mögen. Ueber diese aber, über die ersten wesentlichen Revolutionen unsrer Erde, wünsch- te ich, daß ich eine Theorie erlebte. Jch hoffe, ich werde es: denn obgleich die Bemerkungen aus verschiedenen Welt- theilen lange noch nicht vielseitig und genau genug sind: so scheinen mir doch sowohl die Grundsätze und Bemerkungen der allgemeinen Physik, als die Erfahrungen der Chemie und des Bergbaues dem Punkt nahe, wo vielleicht Ein glücklicher Blick mehrere Wissenschaften vereinigt und also Eine durch die andere erkläret. Gewiß ist Büffon nur der
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Elemente befoͤrdert: Winde haben auf ihrer Oberflaͤche ge- tobet und eine noch maͤchtigere Urſache hat ſogar ihre Zonen veraͤndert. Vieles hievon iſt in Zeiten geſchehen, da es ſchon organiſirte und lebendige Kreaturen gab: ja hie und da ſcheint es mehr als einmal, hier ſchneller, dort langſa- mer geſchehen zu ſeyn, wie faſt allenthalben und in ſo groſ- ſer Hoͤhe und Tiefe die verſteinten Thiere und Gewaͤchſe zei- gen. Viele dieſer Revolutionen gehen eine ſchon gebildete Erde an und koͤnnen alſo vielleicht als zufaͤllig betrachtet wer- den; andre ſcheinen der Erde weſentlich zu ſeyn und haben ſie urſpruͤnglich ſelbſt gebildet. Weder uͤber jene noch uͤber dieſe (ſie ſind aber ſchwer zu trennen) haben wir bisher eine vollſtaͤndige Theorie; ſchwerlich koͤnnen wir ſie auch uͤber jene haben, weil ſie gleichſam hiſtoriſcher Natur ſind und von zu viel kleinen Localurſachen abhaͤngen moͤgen. Ueber dieſe aber, uͤber die erſten weſentlichen Revolutionen unſrer Erde, wuͤnſch- te ich, daß ich eine Theorie erlebte. Jch hoffe, ich werde es: denn obgleich die Bemerkungen aus verſchiedenen Welt- theilen lange noch nicht vielſeitig und genau genug ſind: ſo ſcheinen mir doch ſowohl die Grundſaͤtze und Bemerkungen der allgemeinen Phyſik, als die Erfahrungen der Chemie und des Bergbaues dem Punkt nahe, wo vielleicht Ein gluͤcklicher Blick mehrere Wiſſenſchaften vereinigt und alſo Eine durch die andere erklaͤret. Gewiß iſt Buͤffon nur der
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Elemente befoͤrdert: Winde haben auf ihrer Oberflaͤche ge-
tobet und eine noch maͤchtigere Urſache hat ſogar ihre Zonen
veraͤndert. Vieles hievon iſt in Zeiten geſchehen, da es
ſchon organiſirte und lebendige Kreaturen gab: ja hie und
da ſcheint es mehr als einmal, hier ſchneller, dort langſa-
mer geſchehen zu ſeyn, wie faſt allenthalben und in ſo groſ-
ſer Hoͤhe und Tiefe die verſteinten Thiere und Gewaͤchſe zei-
gen. Viele dieſer Revolutionen gehen eine ſchon gebildete
Erde an und koͤnnen alſo vielleicht als zufaͤllig betrachtet wer-
den; andre ſcheinen der Erde weſentlich zu ſeyn und haben
ſie urſpruͤnglich ſelbſt gebildet. Weder uͤber jene noch uͤber
dieſe (ſie ſind aber ſchwer zu trennen) haben wir bisher eine
vollſtaͤndige Theorie; ſchwerlich koͤnnen wir ſie auch uͤber jene
haben, weil ſie gleichſam hiſtoriſcher Natur ſind und von zu
viel kleinen Localurſachen abhaͤngen moͤgen. Ueber dieſe aber,
uͤber die erſten weſentlichen Revolutionen unſrer Erde, wuͤnſch-
te ich, daß ich eine Theorie erlebte. Jch hoffe, ich werde
es: denn obgleich die Bemerkungen aus verſchiedenen Welt-
theilen lange noch nicht vielſeitig und genau genug ſind: ſo
ſcheinen mir doch ſowohl die Grundſaͤtze und Bemerkungen
der allgemeinen Phyſik, als die Erfahrungen der Chemie
und des Bergbaues dem Punkt nahe, wo vielleicht Ein
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/39>, abgerufen am 23.11.2024.
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