gabe hofte, wie ein gefundener Schatz. Jch freuete mich, daß in den neuern Jahren diese Philosophie mehr empor kam und nutzte jede Beihülfe, die mir das Glück verschafte.
Ein Autor, der sein Buch darstellt, giebt, wenn dies Gedanken enthält, die er, wo nicht erfand (denn wie we- niges läßt sich in unsrer Zeit eigentliches Neues erfinden?) so doch wenigstens fand und sich eigen machte, ja in denen er Jahre lang wie im Eigenthum seines Geistes und Her- zens lebte: ein Autor dieser Art, sage ich, giebt mit seinem Buch, es möge dies schlecht oder gut seyn, gewissermaaße einen Theil seiner Seele dem Publikum Preis. Er offen- baret nicht nur, womit sich sein Geist in gewissen Zeiträu- men und Angelegenheiten beschäftigte, was er für Zweifel und Auflösungen im Gange seines Lebens fand, mit denen er sich bekümmerte oder aufhalf; sondern er rechnet auch (denn was in der Welt hätte es sonst für Reiz Autor zu werden und die Angelegenheiten seiner Brust einer wilden Menge mitzutheilen?) er rechnet auf einige, vielleicht weni- ge, gleichgestimmte Seelen, denen im Labyrinth ihrer Jahre diese oder ähnliche Jdeen wichtig wurden. Mit ihnen be- spricht er sich unsichtbar und theilt ihnen seine Empfindun- gen mit, wie er, wenn sie weiter vorgedrungen sind, ihre besse- ren Gedanken und Belehrungen erwartet. Dies unsicht-
bare
gabe hofte, wie ein gefundener Schatz. Jch freuete mich, daß in den neuern Jahren dieſe Philoſophie mehr empor kam und nutzte jede Beihuͤlfe, die mir das Gluͤck verſchafte.
Ein Autor, der ſein Buch darſtellt, giebt, wenn dies Gedanken enthaͤlt, die er, wo nicht erfand (denn wie we- niges laͤßt ſich in unſrer Zeit eigentliches Neues erfinden?) ſo doch wenigſtens fand und ſich eigen machte, ja in denen er Jahre lang wie im Eigenthum ſeines Geiſtes und Her- zens lebte: ein Autor dieſer Art, ſage ich, giebt mit ſeinem Buch, es moͤge dies ſchlecht oder gut ſeyn, gewiſſermaaße einen Theil ſeiner Seele dem Publikum Preis. Er offen- baret nicht nur, womit ſich ſein Geiſt in gewiſſen Zeitraͤu- men und Angelegenheiten beſchaͤftigte, was er fuͤr Zweifel und Aufloͤſungen im Gange ſeines Lebens fand, mit denen er ſich bekuͤmmerte oder aufhalf; ſondern er rechnet auch (denn was in der Welt haͤtte es ſonſt fuͤr Reiz Autor zu werden und die Angelegenheiten ſeiner Bruſt einer wilden Menge mitzutheilen?) er rechnet auf einige, vielleicht weni- ge, gleichgeſtimmte Seelen, denen im Labyrinth ihrer Jahre dieſe oder aͤhnliche Jdeen wichtig wurden. Mit ihnen be- ſpricht er ſich unſichtbar und theilt ihnen ſeine Empfindun- gen mit, wie er, wenn ſie weiter vorgedrungen ſind, ihre beſſe- ren Gedanken und Belehrungen erwartet. Dies unſicht-
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[0012]
gabe hofte, wie ein gefundener Schatz. Jch freuete mich,
daß in den neuern Jahren dieſe Philoſophie mehr empor
kam und nutzte jede Beihuͤlfe, die mir das Gluͤck verſchafte.
Ein Autor, der ſein Buch darſtellt, giebt, wenn dies
Gedanken enthaͤlt, die er, wo nicht erfand (denn wie we-
niges laͤßt ſich in unſrer Zeit eigentliches Neues erfinden?)
ſo doch wenigſtens fand und ſich eigen machte, ja in denen
er Jahre lang wie im Eigenthum ſeines Geiſtes und Her-
zens lebte: ein Autor dieſer Art, ſage ich, giebt mit ſeinem
Buch, es moͤge dies ſchlecht oder gut ſeyn, gewiſſermaaße
einen Theil ſeiner Seele dem Publikum Preis. Er offen-
baret nicht nur, womit ſich ſein Geiſt in gewiſſen Zeitraͤu-
men und Angelegenheiten beſchaͤftigte, was er fuͤr Zweifel
und Aufloͤſungen im Gange ſeines Lebens fand, mit denen
er ſich bekuͤmmerte oder aufhalf; ſondern er rechnet auch
(denn was in der Welt haͤtte es ſonſt fuͤr Reiz Autor zu
werden und die Angelegenheiten ſeiner Bruſt einer wilden
Menge mitzutheilen?) er rechnet auf einige, vielleicht weni-
ge, gleichgeſtimmte Seelen, denen im Labyrinth ihrer Jahre
dieſe oder aͤhnliche Jdeen wichtig wurden. Mit ihnen be-
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Herder, Johann Gottfried von: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. Bd. 1. Riga u. a., 1784, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_geschichte01_1784/12>, abgerufen am 23.11.2024.
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