Herder, Johann Gottfried von: Kapitel 5; Kapitel 6. In: Über die neuere Deutsche Litteratur. […] Dritte Sammlung. Riga, 1767, S. 50–75.sche geraubt: die recht ein Buch für ihn ist! Wo ist ein Mann der Art: Wo ist er? und der Kranz des Patrioten soll sein ehrwürdig Haupt umziehn! -* Noch eine Anwendung! Das Frauenzimmer gehört ohne Zweifel nicht in die Hörsäle und Studirzimmer der Gelehrten, wenn es sich bilden will zu seiner Bestimmung, damit es seine Seele verschönere, und das Vergnügen des männlichen Geschlechts sey: damit es die Würde der Bürgerinnen, und Hausmütter, und Ehegatten, und Erzieherinnen erreiche: damit es alle die Talente ausbilde, die ihm die Natur gab, und die Pflichten fordern, das schöne Geschlecht zu werden. Ohne allen Zweifel muß also ein Lehrbuch zu ihrer Bildung nicht nach männlichem, noch weniger nach gelehrtem Zuschnitt seyn: es muß statt eines Skeletts von Schulweisheit sich ihrem Verstande bequemen: und weil * Ich schäzze einige Schweizerische Stücke, die sich dieser Gattung nähern, hoch; sie gehören aber eigentlich nicht hieher, weil sie für den Bürger geschrieben sind.
sche geraubt: die recht ein Buch für ihn ist! Wo ist ein Mann der Art: Wo ist er? und der Kranz des Patrioten soll sein ehrwürdig Haupt umziehn! –* Noch eine Anwendung! Das Frauenzimmer gehört ohne Zweifel nicht in die Hörsäle und Studirzimmer der Gelehrten, wenn es sich bilden will zu seiner Bestimmung, damit es seine Seele verschönere, und das Vergnügen des männlichen Geschlechts sey: damit es die Würde der Bürgerinnen, und Hausmütter, und Ehegatten, und Erzieherinnen erreiche: damit es alle die Talente ausbilde, die ihm die Natur gab, und die Pflichten fordern, das schöne Geschlecht zu werden. Ohne allen Zweifel muß also ein Lehrbuch zu ihrer Bildung nicht nach männlichem, noch weniger nach gelehrtem Zuschnitt seyn: es muß statt eines Skeletts von Schulweisheit sich ihrem Verstande bequemen: und weil * Ich schäzze einige Schweizerische Stücke, die sich dieser Gattung nähern, hoch; sie gehören aber eigentlich nicht hieher, weil sie für den Bürger geschrieben sind.
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Wo ist er? und der Kranz des Patrioten
soll sein ehrwürdig Haupt umziehn! – *
Noch eine Anwendung! Das Frauenzimmer gehört ohne Zweifel nicht in die Hörsäle und Studirzimmer der Gelehrten, wenn es sich bilden will zu seiner Bestimmung, damit es seine Seele verschönere, und das Vergnügen des männlichen Geschlechts sey: damit es die Würde der Bürgerinnen, und Hausmütter, und Ehegatten, und Erzieherinnen erreiche: damit es alle die Talente ausbilde, die ihm die Natur gab, und die Pflichten fordern, das schöne Geschlecht zu werden. Ohne allen Zweifel muß also ein Lehrbuch zu ihrer Bildung nicht nach männlichem, noch weniger nach gelehrtem Zuschnitt seyn: es muß statt eines Skeletts von Schulweisheit sich ihrem Verstande bequemen: und weil
* Ich schäzze einige Schweizerische Stücke, die sich dieser Gattung nähern, hoch; sie gehören aber eigentlich nicht hieher, weil sie für den Bürger geschrieben sind.
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Zitationshilfe: | Herder, Johann Gottfried von: Kapitel 5; Kapitel 6. In: Über die neuere Deutsche Litteratur. […] Dritte Sammlung. Riga, 1767, S. 50–75, hier S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_gedanke_1767/14>, abgerufen am 16.07.2024. |