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Herder, Johann Gottfried von: Kapitel 5; Kapitel 6. In: Über die neuere Deutsche Litteratur. […] Dritte Sammlung. Riga, 1767, S. 50–75.

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che Schriftsteller brauchen will, und brauchen muß, die aber der gemeine Mann nicht versteht, wenn er sie auch zu verstehen scheint. Er ist immer noch achtzig, hundert Jahre zurück; seine Bibel, sein Katechismus, seine alte Bücher, sein täglicher Gebrauch enthalten den ganzen Umfang der Begriffe und Ausdrücke, die ihm bekannt und geläufig sind. Was davon abgehet, ist für ihn eine fremde Sprache, die er weder Geschicke, noch Muße, noch Geduld hat, zu erlernen; - die ihm auch nicht nöthig ist." - Nun gehe man nach diesem Gesichtspunkte die Wochenschriften, die Erbauungsbücher, die Predigten durch; alles soll für den gemeinen Mann seyn, und wenig ist für ihn. Hier empfehle ich jedem, der für den gemeinen Mann schreiben will, den Artikel aus Abbts Buche vom Verdienst zu lesen, der vom Verdienst des Schriftstellers handelt: seine Vorschriften sind gülden; aber wie schwer? - das kann dieser große Mann zum Theil selbst zeigen, der wohl nicht, ohngeachtet seiner originalen Schreibart, den Ton aller derer getroffen, in deren Händen seine

che Schriftsteller brauchen will, und brauchen muß, die aber der gemeine Mann nicht versteht, wenn er sie auch zu verstehen scheint. Er ist immer noch achtzig, hundert Jahre zurück; seine Bibel, sein Katechismus, seine alte Bücher, sein täglicher Gebrauch enthalten den ganzen Umfang der Begriffe und Ausdrücke, die ihm bekannt und geläufig sind. Was davon abgehet, ist für ihn eine fremde Sprache, die er weder Geschicke, noch Muße, noch Geduld hat, zu erlernen; – die ihm auch nicht nöthig ist." – Nun gehe man nach diesem Gesichtspunkte die Wochenschriften, die Erbauungsbücher, die Predigten durch; alles soll für den gemeinen Mann seyn, und wenig ist für ihn. Hier empfehle ich jedem, der für den gemeinen Mann schreiben will, den Artikel aus Abbts Buche vom Verdienst zu lesen, der vom Verdienst des Schriftstellers handelt: seine Vorschriften sind gülden; aber wie schwer? – das kann dieser große Mann zum Theil selbst zeigen, der wohl nicht, ohngeachtet seiner originalen Schreibart, den Ton aller derer getroffen, in deren Händen seine

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[60/0012] che Schriftsteller brauchen will, und brauchen muß, die aber der gemeine Mann nicht versteht, wenn er sie auch zu verstehen scheint. Er ist immer noch achtzig, hundert Jahre zurück; seine Bibel, sein Katechismus, seine alte Bücher, sein täglicher Gebrauch enthalten den ganzen Umfang der Begriffe und Ausdrücke, die ihm bekannt und geläufig sind. Was davon abgehet, ist für ihn eine fremde Sprache, die er weder Geschicke, noch Muße, noch Geduld hat, zu erlernen; – die ihm auch nicht nöthig ist." – Nun gehe man nach diesem Gesichtspunkte die Wochenschriften, die Erbauungsbücher, die Predigten durch; alles soll für den gemeinen Mann seyn, und wenig ist für ihn. Hier empfehle ich jedem, der für den gemeinen Mann schreiben will, den Artikel aus Abbts Buche vom Verdienst zu lesen, der vom Verdienst des Schriftstellers handelt: seine Vorschriften sind gülden; aber wie schwer? – das kann dieser große Mann zum Theil selbst zeigen, der wohl nicht, ohngeachtet seiner originalen Schreibart, den Ton aller derer getroffen, in deren Händen seine

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Zitationshilfe: Herder, Johann Gottfried von: Kapitel 5; Kapitel 6. In: Über die neuere Deutsche Litteratur. […] Dritte Sammlung. Riga, 1767, S. 50–75, hier S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herder_gedanke_1767/12>, abgerufen am 24.11.2024.