Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.fließen, wobei sie sich um das Causalverhältniß in diesem
E. Transscendente Begriffe. 86. Was zur Erfahrung gehöre, und was dieselbe (Es ist nämlich der Begriff der Substanz nicht gleich fließen, wobei sie sich um das Causalverhältniß in diesem
E. Transscendente Begriffe. 86. Was zur Erfahrung gehöre, und was dieselbe (Es ist nämlich der Begriff der Substanz nicht gleich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0078" n="70"/> fließen, wobei sie sich um das Causalverhältniß in diesem<lb/> Einflusse nicht weiter zu kümmern pflegen.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#g">E. Transscendente Begriffe.</hi> </head><lb/> <p>86. Was zur Erfahrung gehöre, und was dieselbe<lb/> überschreite, ist nicht ganz leicht zu unterscheiden. Kant<lb/> rechnet noch die Begriffe von <hi rendition="#g">Substanz</hi> und <hi rendition="#g">Kraft</hi> mit<lb/> zu demjenigen, was in die Erfahrung, als Bestimmung der-<lb/> selben, eingehe, und es giebt bey ihm eine substantia<lb/> phaenomenon. Wir müssen hierin von ihm abweichen,<lb/> aus Gründen, die zum Theil schon die Einleitung in die<lb/> Philosophie vor Augen gelegt hat und die in der allgemei-<lb/> nen Metaphysik weiter entwickelt werden.</p><lb/> <p>(Es ist nämlich der Begriff der Substanz nicht gleich<lb/> dem Begriff des Dinges, sondern aus diesem entstanden.<lb/> Ding ist eine Complerion von Merkmalen, noch ohne Frage<lb/> nach ihrer realen Einheit, die dabei blindlings vorausgesetzt<lb/> wird. <hi rendition="#g">Substanz</hi> ist der von allen Merkmalen verschiedene<lb/> Träger derselben; ein Begriff, der erst in so fern entsteht,<lb/> als man eingesehen hat, daß man die Merkmale von ihrer<lb/> Einheit unterscheiden müsse. Dieser Begriff ist widerspre-<lb/> chend, er muß umgebildet werden in den Begriff eines <hi rendition="#g">We-<lb/> sens</hi>, das vermöge der Störungen und Selbsterhaltungen<lb/> uns die Erscheinung einer Complexion von Merkmalen dar-<lb/> bietet, die ihm der Wahrheit nach gar nicht zukommen.<lb/> Der Begriff der Kraft lehnt sich an den der Substanz, und<lb/> entwickelt sich mit ihm auf beinahe gleiche Weise, aus dem<lb/> des <hi rendition="#g">veränderlichen Dinges</hi>; auch ist er einer ähnlichen<lb/> metaphysischen Correctur zu unterwerfen. Beyde Begriffe<lb/> entspringen also an der äußersten Gränze der Erfahrung,<lb/> als Widersprüche, die in die Metaphysik hinein treiben, das<lb/> heißt, die uns nöthigen, die Erfahrung zu überschreiten und<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0078]
fließen, wobei sie sich um das Causalverhältniß in diesem
Einflusse nicht weiter zu kümmern pflegen.
E. Transscendente Begriffe.
86. Was zur Erfahrung gehöre, und was dieselbe
überschreite, ist nicht ganz leicht zu unterscheiden. Kant
rechnet noch die Begriffe von Substanz und Kraft mit
zu demjenigen, was in die Erfahrung, als Bestimmung der-
selben, eingehe, und es giebt bey ihm eine substantia
phaenomenon. Wir müssen hierin von ihm abweichen,
aus Gründen, die zum Theil schon die Einleitung in die
Philosophie vor Augen gelegt hat und die in der allgemei-
nen Metaphysik weiter entwickelt werden.
(Es ist nämlich der Begriff der Substanz nicht gleich
dem Begriff des Dinges, sondern aus diesem entstanden.
Ding ist eine Complerion von Merkmalen, noch ohne Frage
nach ihrer realen Einheit, die dabei blindlings vorausgesetzt
wird. Substanz ist der von allen Merkmalen verschiedene
Träger derselben; ein Begriff, der erst in so fern entsteht,
als man eingesehen hat, daß man die Merkmale von ihrer
Einheit unterscheiden müsse. Dieser Begriff ist widerspre-
chend, er muß umgebildet werden in den Begriff eines We-
sens, das vermöge der Störungen und Selbsterhaltungen
uns die Erscheinung einer Complexion von Merkmalen dar-
bietet, die ihm der Wahrheit nach gar nicht zukommen.
Der Begriff der Kraft lehnt sich an den der Substanz, und
entwickelt sich mit ihm auf beinahe gleiche Weise, aus dem
des veränderlichen Dinges; auch ist er einer ähnlichen
metaphysischen Correctur zu unterwerfen. Beyde Begriffe
entspringen also an der äußersten Gränze der Erfahrung,
als Widersprüche, die in die Metaphysik hinein treiben, das
heißt, die uns nöthigen, die Erfahrung zu überschreiten und
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