Gesetzt, sie sey noch so weit gehemmt, daß ihr actives Vor- stellen nicht mehr
betrage, als der kleinste unter den Resten r, r', r'', u. s. w., so wirkt sie auf die ganze Reihe der
mit ihr verschmolzenen Vorstellungen gleichmäßig, so daß ein dunkler Gesammt-Eindruck aus allen ins Be- wußtseyn kommt.
Der Grund hievon liegt in (27) verbun- den mit (12). Die Reste sind nicht
verschiedene abgeschnit- tene Stücke einer und derselben Vorstellung; ist also von
der letzter n ein Weniges im Bewußtseyn, so darf man nicht erst fragen, ob
dieses Wenige wohl einer, und vielleicht ge- rade der kleinste unter jenen Resten
seyn möge, sondern man muß voraussetzen, er sey es wirklich, zugleich aber sey es
auch ein Theil jedes andern größern Restes. Erhebt sich nun aber die
wirkende Vorstellung allmählig höher ins Be- wußtseyn, alsdann gewinnen die Reste,
von den kleineren zu den größeren hin, einer nach dem andern ein eigenthümli- ches Gesetz der Wirkung. Dadurch tritt nun der obige dunkle Gesammt-Eindruck, in
welchem eine ganze Reihe von Vorstellungen eingewickelt lag, allmählig aus
einander.
Anmerkung. Hiemit müssen unter andern die Phä- nomene
verglichen werden, die bei der Uebung und Fer- tigkeit
vorkommen. Daß übrigens nicht jeder Gedan- kenlauf einmal
gebildete Reihen treulich wiederhohlt, davon liegt zum Theil der Grund in den
Größen p und r (25), auf deren mögliche Verschiedenheit wir uns hier
nicht wei- ter einlassen können. Andre hinzukommende Umstände wird man aus
dem Folgenden entnehmen können.
32. Sind frey steigende Vorstellungen (deren in der Schluß-Anmerkung zum vorigen
Capitel erwähnt worden) abgestuft verschmolzen: so giebt es für sie andre
Repro- ductionsgesetze, die sich aus der Verschmelzung, und ver- schieden nach deren Verschiedenheiten, erzeugen und be- stimmen. Hieraus entspringt unter Umständen ebenfalls
Rei-
Gesetzt, sie sey noch so weit gehemmt, daß ihr actives Vor- stellen nicht mehr
betrage, als der kleinste unter den Resten r, r‘, r‘‘, u. s. w., so wirkt sie auf die ganze Reihe der
mit ihr verschmolzenen Vorstellungen gleichmäßig, so daß ein dunkler Gesammt-Eindruck aus allen ins Be- wußtseyn kommt.
Der Grund hievon liegt in (27) verbun- den mit (12). Die Reste sind nicht
verschiedene abgeschnit- tene Stücke einer und derselben Vorstellung; ist also von
der letzter n ein Weniges im Bewußtseyn, so darf man nicht erst fragen, ob
dieses Wenige wohl einer, und vielleicht ge- rade der kleinste unter jenen Resten
seyn möge, sondern man muß voraussetzen, er sey es wirklich, zugleich aber sey es
auch ein Theil jedes andern größern Restes. Erhebt sich nun aber die
wirkende Vorstellung allmählig höher ins Be- wußtseyn, alsdann gewinnen die Reste,
von den kleineren zu den größeren hin, einer nach dem andern ein eigenthümli- ches Gesetz der Wirkung. Dadurch tritt nun der obige dunkle Gesammt-Eindruck, in
welchem eine ganze Reihe von Vorstellungen eingewickelt lag, allmählig aus
einander.
Anmerkung. Hiemit müssen unter andern die Phä- nomene
verglichen werden, die bei der Uebung und Fer- tigkeit
vorkommen. Daß übrigens nicht jeder Gedan- kenlauf einmal
gebildete Reihen treulich wiederhohlt, davon liegt zum Theil der Grund in den
Größen π und ρ (25), auf deren mögliche Verschiedenheit wir uns hier
nicht wei- ter einlassen können. Andre hinzukommende Umstände wird man aus
dem Folgenden entnehmen können.
32. Sind frey steigende Vorstellungen (deren in der Schluß-Anmerkung zum vorigen
Capitel erwähnt worden) abgestuft verschmolzen: so giebt es für sie andre
Repro- ductionsgesetze, die sich aus der Verschmelzung, und ver- schieden nach deren Verschiedenheiten, erzeugen und be- stimmen. Hieraus entspringt unter Umständen ebenfalls
Rei-
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[25/0033]
Gesetzt, sie sey noch so weit gehemmt, daß ihr actives Vor-
stellen nicht mehr betrage, als der kleinste unter den Resten
r, r‘, r‘‘, u. s. w., so wirkt sie auf die ganze Reihe der
mit ihr verschmolzenen Vorstellungen gleichmäßig, so daß
ein dunkler Gesammt-Eindruck aus allen ins Be-
wußtseyn kommt. Der Grund hievon liegt in (27) verbun-
den mit (12). Die Reste sind nicht verschiedene abgeschnit-
tene Stücke einer und derselben Vorstellung; ist also von
der letzter n ein Weniges im Bewußtseyn, so darf man nicht
erst fragen, ob dieses Wenige wohl einer, und vielleicht ge-
rade der kleinste unter jenen Resten seyn möge, sondern man
muß voraussetzen, er sey es wirklich, zugleich aber sey es
auch ein Theil jedes andern größern Restes. Erhebt sich
nun aber die wirkende Vorstellung allmählig höher ins Be-
wußtseyn, alsdann gewinnen die Reste, von den kleineren zu
den größeren hin, einer nach dem andern ein eigenthümli-
ches Gesetz der Wirkung. Dadurch tritt nun der obige
dunkle Gesammt-Eindruck, in welchem eine ganze Reihe von
Vorstellungen eingewickelt lag, allmählig aus einander.
Anmerkung. Hiemit müssen unter andern die Phä-
nomene verglichen werden, die bei der Uebung und Fer-
tigkeit vorkommen. Daß übrigens nicht jeder Gedan-
kenlauf einmal gebildete Reihen treulich wiederhohlt, davon
liegt zum Theil der Grund in den Größen π und ρ (25),
auf deren mögliche Verschiedenheit wir uns hier nicht wei-
ter einlassen können. Andre hinzukommende Umstände wird
man aus dem Folgenden entnehmen können.
32. Sind frey steigende Vorstellungen (deren in der
Schluß-Anmerkung zum vorigen Capitel erwähnt worden)
abgestuft verschmolzen: so giebt es für sie andre Repro-
ductionsgesetze, die sich aus der Verschmelzung, und ver-
schieden nach deren Verschiedenheiten, erzeugen und be-
stimmen. Hieraus entspringt unter Umständen ebenfalls Rei-
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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/33>, abgerufen am 27.07.2024.
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