wodurch unter günstigen äußern Umständen der ehemalige
Verlauf der Begebenheit sich wirklich erneuern kann, derge- stalt, daß
a, b, g sich wie Mittel zum Zwecke d ver- halten.
224. Der Wille hat seine Phantasie und sein Gedächtniß, und
er ist um desto entschiedener, je mehr er dessen besitzt. Denn eine
Reproduction, wie die eben erwähnte, kann durch sehr lange, sehr ver- flochtene Reihen, nach vielen Selten hin fortlaufen und in irgend einem
entfernten Gliede eine Handlung hervorrufen. Auch die Anstrengung in dieser
Handlung erklärt sich leicht, wenn man annimmt, daß jenes d (in 223) eine
und die- selbe Vorstellung sey mit d (in 219), so daß in
der Zu- sammenwirkung von a, b, c, d, die Starke des
Wollens liege, durch welche g, b, u. s. w. bis zu der Handlung,
welche Mittel zum Zwecke ist, aufgeregt werden. Die ent- schiedene
Voraussetzung aber, man werde den Zweck errei- chen, ist um so gewisser und
vester, je mehr der Mittel zu Gebote stehn, das heißt, je weiter umher die eben
bezeich- neten Reproductionen sich erstrecken.
225. Der Wille stärkt sich auch durch Bekanntschaft mit Gefahren und durch
Entsagungen.
Zwar die Gefahr ist dadurch, daß man sie kennt, an sich nicht weniger
furchtbar, aber die Vorstellung derselben bewirkt keine so starke Hemmung, wenn
sie mit den an- dern Vorstellungen verschmolzen ist. Auch wird alsdann nicht sowohl der Zweck, als vielmehr der Versuch gewollt,
jenen zu erreichen. Die Entsagungen aber lösen vollends das Gemüth ab von
Besorgnissen und Rücksichten, welche den Willen schwankend machen könnten.
226. Giebt es in mehreren Puncten des Gedanken- kreises solche Stellen, in
welchen Vorstellungen als Begier- den aufstreben, so können sie sich bey den
Reproductionen,
wodurch unter günstigen äußern Umständen der ehemalige
Verlauf der Begebenheit sich wirklich erneuern kann, derge- stalt, daß
α, β, γ sich wie Mittel zum Zwecke δ ver- halten.
224. Der Wille hat seine Phantasie und sein Gedächtniß, und
er ist um desto entschiedener, je mehr er dessen besitzt. Denn eine
Reproduction, wie die eben erwähnte, kann durch sehr lange, sehr ver- flochtene Reihen, nach vielen Selten hin fortlaufen und in irgend einem
entfernten Gliede eine Handlung hervorrufen. Auch die Anstrengung in dieser
Handlung erklärt sich leicht, wenn man annimmt, daß jenes δ (in 223) eine
und die- selbe Vorstellung sey mit d (in 219), so daß in
der Zu- sammenwirkung von a, b, c, d, die Starke des
Wollens liege, durch welche γ, β, u. s. w. bis zu der Handlung,
welche Mittel zum Zwecke ist, aufgeregt werden. Die ent- schiedene
Voraussetzung aber, man werde den Zweck errei- chen, ist um so gewisser und
vester, je mehr der Mittel zu Gebote stehn, das heißt, je weiter umher die eben
bezeich- neten Reproductionen sich erstrecken.
225. Der Wille stärkt sich auch durch Bekanntschaft mit Gefahren und durch
Entsagungen.
Zwar die Gefahr ist dadurch, daß man sie kennt, an sich nicht weniger
furchtbar, aber die Vorstellung derselben bewirkt keine so starke Hemmung, wenn
sie mit den an- dern Vorstellungen verschmolzen ist. Auch wird alsdann nicht sowohl der Zweck, als vielmehr der Versuch gewollt,
jenen zu erreichen. Die Entsagungen aber lösen vollends das Gemüth ab von
Besorgnissen und Rücksichten, welche den Willen schwankend machen könnten.
226. Giebt es in mehreren Puncten des Gedanken- kreises solche Stellen, in
welchen Vorstellungen als Begier- den aufstreben, so können sie sich bey den
Reproductionen,
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wodurch unter günstigen äußern Umständen der ehemalige
Verlauf der Begebenheit sich wirklich erneuern kann, derge-
stalt, daß α, β, γ sich wie Mittel zum Zwecke δ ver-
halten.
224. Der Wille hat seine Phantasie und sein
Gedächtniß, und er ist um desto entschiedener,
je mehr er dessen besitzt. Denn eine Reproduction,
wie die eben erwähnte, kann durch sehr lange, sehr ver-
flochtene Reihen, nach vielen Selten hin fortlaufen und in
irgend einem entfernten Gliede eine Handlung hervorrufen.
Auch die Anstrengung in dieser Handlung erklärt sich leicht,
wenn man annimmt, daß jenes δ (in 223) eine und die-
selbe Vorstellung sey mit d (in 219), so daß in der Zu-
sammenwirkung von a, b, c, d, die Starke des Wollens
liege, durch welche γ, β, u. s. w. bis zu der Handlung,
welche Mittel zum Zwecke ist, aufgeregt werden. Die ent-
schiedene Voraussetzung aber, man werde den Zweck errei-
chen, ist um so gewisser und vester, je mehr der Mittel zu
Gebote stehn, das heißt, je weiter umher die eben bezeich-
neten Reproductionen sich erstrecken.
225. Der Wille stärkt sich auch durch Bekanntschaft
mit Gefahren und durch Entsagungen.
Zwar die Gefahr ist dadurch, daß man sie kennt, an
sich nicht weniger furchtbar, aber die Vorstellung derselben
bewirkt keine so starke Hemmung, wenn sie mit den an-
dern Vorstellungen verschmolzen ist. Auch wird alsdann
nicht sowohl der Zweck, als vielmehr der Versuch gewollt,
jenen zu erreichen. Die Entsagungen aber lösen vollends
das Gemüth ab von Besorgnissen und Rücksichten, welche
den Willen schwankend machen könnten.
226. Giebt es in mehreren Puncten des Gedanken-
kreises solche Stellen, in welchen Vorstellungen als Begier-
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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/187>, abgerufen am 16.02.2025.
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