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Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.

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ment der Complexion (jedes sinnliche Merkmal) Anfangs-
punkt einer Reihe (z. B. von Veränderungen) seyn.

10) Es können Reihen, die einfach anfingen, weiter-
hin gleichsam einmünden in eine Complexion.

Dies mag hier genügen, um anzudeuten, wie viele
Möglichkeiten man sich stets gegenwärtig erhalten muß, wenn
man den psychischen Mechanismus genauer studiren will.

Dabey ist nicht zu übersehen, daß die Reproduction
zwischen zweyerley entgegengesetzten möglichen Einflüssen
schwebt. Entweder nämlich kann die Reflexion hinzukom-
men. Diese geht von einer mächtigeren Vorstellungsmasse
aus; gewöhnlich von frey steigenden Vorstellungen (32).
Oder es ist eine Hemmung vorhanden; wodurch entweder
die Reproduktion der Hauptreihe, oder der Seitenreihen
stockt. Jm letztern Fall verbinden wir träumend (oder fa-
belnd) Reihen, die bey klarem Wachen gar Vieles zwischen
sich schieben, wo nicht sich ganz aufheben würden; wie in
Todtengesprächen, worin Alexander, Hannibal, Cäsar, Na-
poleon sich mit einander unterreden. Was die frey steigen-
den Vorstellungen anlangt, so sind diese nicht schlechtweg
solche, fondern mit Rücksicht auf die jedesmalige Gemüths-
lage und Umgebung. -- Betrachtungen dieser Art erfodern
eine Uebung, die sich nicht lehren läßt.



Zweites Capitel.
Von der Ausbildung der Begriffe.

179. Alle unsre Vorstellungen ohne Ausnahme sind
den Gesetzen der Hemmung, der Verschmelzung, u. s. w.
unterworfen; sie können den Sitz der Gefühle ausmachen,
als Begierden aufstreben, u. dgl. Wo bleiben denn nun die
Begriffe? Oder wo kommen sie her?


ment der Complexion (jedes sinnliche Merkmal) Anfangs-
punkt einer Reihe (z. B. von Veränderungen) seyn.

10) Es können Reihen, die einfach anfingen, weiter-
hin gleichsam einmünden in eine Complexion.

Dies mag hier genügen, um anzudeuten, wie viele
Möglichkeiten man sich stets gegenwärtig erhalten muß, wenn
man den psychischen Mechanismus genauer studiren will.

Dabey ist nicht zu übersehen, daß die Reproduction
zwischen zweyerley entgegengesetzten möglichen Einflüssen
schwebt. Entweder nämlich kann die Reflexion hinzukom-
men. Diese geht von einer mächtigeren Vorstellungsmasse
aus; gewöhnlich von frey steigenden Vorstellungen (32).
Oder es ist eine Hemmung vorhanden; wodurch entweder
die Reproduktion der Hauptreihe, oder der Seitenreihen
stockt. Jm letztern Fall verbinden wir träumend (oder fa-
belnd) Reihen, die bey klarem Wachen gar Vieles zwischen
sich schieben, wo nicht sich ganz aufheben würden; wie in
Todtengesprächen, worin Alexander, Hannibal, Cäsar, Na-
poleon sich mit einander unterreden. Was die frey steigen-
den Vorstellungen anlangt, so sind diese nicht schlechtweg
solche, fondern mit Rücksicht auf die jedesmalige Gemüths-
lage und Umgebung. — Betrachtungen dieser Art erfodern
eine Uebung, die sich nicht lehren läßt.



Zweites Capitel.
Von der Ausbildung der Begriffe.

179. Alle unsre Vorstellungen ohne Ausnahme sind
den Gesetzen der Hemmung, der Verschmelzung, u. s. w.
unterworfen; sie können den Sitz der Gefühle ausmachen,
als Begierden aufstreben, u. dgl. Wo bleiben denn nun die
Begriffe? Oder wo kommen sie her?


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[143/0151] ment der Complexion (jedes sinnliche Merkmal) Anfangs- punkt einer Reihe (z. B. von Veränderungen) seyn. 10) Es können Reihen, die einfach anfingen, weiter- hin gleichsam einmünden in eine Complexion. Dies mag hier genügen, um anzudeuten, wie viele Möglichkeiten man sich stets gegenwärtig erhalten muß, wenn man den psychischen Mechanismus genauer studiren will. Dabey ist nicht zu übersehen, daß die Reproduction zwischen zweyerley entgegengesetzten möglichen Einflüssen schwebt. Entweder nämlich kann die Reflexion hinzukom- men. Diese geht von einer mächtigeren Vorstellungsmasse aus; gewöhnlich von frey steigenden Vorstellungen (32). Oder es ist eine Hemmung vorhanden; wodurch entweder die Reproduktion der Hauptreihe, oder der Seitenreihen stockt. Jm letztern Fall verbinden wir träumend (oder fa- belnd) Reihen, die bey klarem Wachen gar Vieles zwischen sich schieben, wo nicht sich ganz aufheben würden; wie in Todtengesprächen, worin Alexander, Hannibal, Cäsar, Na- poleon sich mit einander unterreden. Was die frey steigen- den Vorstellungen anlangt, so sind diese nicht schlechtweg solche, fondern mit Rücksicht auf die jedesmalige Gemüths- lage und Umgebung. — Betrachtungen dieser Art erfodern eine Uebung, die sich nicht lehren läßt. Zweites Capitel. Von der Ausbildung der Begriffe. 179. Alle unsre Vorstellungen ohne Ausnahme sind den Gesetzen der Hemmung, der Verschmelzung, u. s. w. unterworfen; sie können den Sitz der Gefühle ausmachen, als Begierden aufstreben, u. dgl. Wo bleiben denn nun die Begriffe? Oder wo kommen sie her?

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie_1834/151>, abgerufen am 24.11.2024.