Herbart, Johann Friedrich: Lehrbuch zur Psychologie. 2. Aufl. Königsberg, 1834.mente vermehrt sich in der Natur unaufhörlich.
Ja, wir 159. Alle menschliche Forschung muß in der Zurück- 160. Die Psychologie zeigt uns an dem Beyspiel der Hiemit ist zugleich das Verhältniß der Psychologie und Anmerkung. Ueber die Schwierigkeit, das Leben mente vermehrt sich in der Natur unaufhörlich.
Ja, wir 159. Alle menschliche Forschung muß in der Zurück- 160. Die Psychologie zeigt uns an dem Beyspiel der Hiemit ist zugleich das Verhältniß der Psychologie und Anmerkung. Ueber die Schwierigkeit, das Leben <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0135" n="127"/> mente vermehrt sich in der Natur unaufhörlich. Ja, wir<lb/> wissen nicht, ob dergleichen nicht unter den Weltkörpern ge-<lb/> genseitig ausgetauscht wird.</p><lb/> <p>159. Alle menschliche Forschung muß in der Zurück-<lb/> führung der Lebenskräfte auf die <hi rendition="#g">Vorsehung, nach de-<lb/> ren Zweckbegriffen sie entstanden sind</hi>, ihren Ru-<lb/> hepunct anerkennen. Weiter reicht keine Metaphysik und<lb/> keine Erfahrung; aber jeder Meinung, als ob durch einen<lb/> Natur-Proceß niedere Organismen aus roher Materie, und<lb/> höhere aus niedern entstanden wären, kann man eine Wider-<lb/> legung entgegensetzen.</p><lb/> <p>160. Die Psychologie zeigt uns an dem Beyspiel der<lb/> Seele eine ganz vorzügliche innere Bildung eines einfachen<lb/> Wesens. Nach diesem Typus muß man sich die <hi rendition="#g">eines je-<lb/> den</hi> andern, auch unter den <hi rendition="#g">nicht</hi> vorstellenden Wesen, den-<lb/> ken, und damit die obige Bemerkung verbinden, daß, wo<lb/> mehrere Wesen zusammen ein materielles Ganzes ausma-<lb/> chen, sich überall der innere Zustand derselben einen ihm<lb/> angemessenen äußern, eine räumliche Lage, bestimmt. Da-<lb/> rum erscheinen die Lebenskräfte gewöhnlich als <hi rendition="#g">bewegende<lb/> Kräfte</hi>; aber eben darum sind sie in ihren Bewegungen<lb/> gar nicht durch chemische oder mechanische Gesetze zu verste-<lb/> hen. (Bey den letztern nämlich kommt keine innere Bildung<lb/> in Betracht.)</p><lb/> <p>Hiemit ist zugleich das Verhältniß der Psychologie und<lb/> Physiologie angegeben. Jene ist die erste, die vorangehen-<lb/> de, diese, falls sie nicht bloße Erfahrungswissenschaft seyn<lb/> will, die zweyte; denn sie muß aus jener den Begriff der<lb/> innern Bildung erst verstehen lernen. Es giebt keine Real-<lb/> Definition des Lebens, außer mit Hülfe der Psychologie.</p> <p><hi rendition="#g">Anmerkung</hi>. Ueber die Schwierigkeit, das Leben<lb/> zu definiren, kann man unter andern <hi rendition="#g">Treviranus</hi> Bio-<lb/> logie (I. Band, S. 16) vergleichen. Der faßlichste empi-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0135]
mente vermehrt sich in der Natur unaufhörlich. Ja, wir
wissen nicht, ob dergleichen nicht unter den Weltkörpern ge-
genseitig ausgetauscht wird.
159. Alle menschliche Forschung muß in der Zurück-
führung der Lebenskräfte auf die Vorsehung, nach de-
ren Zweckbegriffen sie entstanden sind, ihren Ru-
hepunct anerkennen. Weiter reicht keine Metaphysik und
keine Erfahrung; aber jeder Meinung, als ob durch einen
Natur-Proceß niedere Organismen aus roher Materie, und
höhere aus niedern entstanden wären, kann man eine Wider-
legung entgegensetzen.
160. Die Psychologie zeigt uns an dem Beyspiel der
Seele eine ganz vorzügliche innere Bildung eines einfachen
Wesens. Nach diesem Typus muß man sich die eines je-
den andern, auch unter den nicht vorstellenden Wesen, den-
ken, und damit die obige Bemerkung verbinden, daß, wo
mehrere Wesen zusammen ein materielles Ganzes ausma-
chen, sich überall der innere Zustand derselben einen ihm
angemessenen äußern, eine räumliche Lage, bestimmt. Da-
rum erscheinen die Lebenskräfte gewöhnlich als bewegende
Kräfte; aber eben darum sind sie in ihren Bewegungen
gar nicht durch chemische oder mechanische Gesetze zu verste-
hen. (Bey den letztern nämlich kommt keine innere Bildung
in Betracht.)
Hiemit ist zugleich das Verhältniß der Psychologie und
Physiologie angegeben. Jene ist die erste, die vorangehen-
de, diese, falls sie nicht bloße Erfahrungswissenschaft seyn
will, die zweyte; denn sie muß aus jener den Begriff der
innern Bildung erst verstehen lernen. Es giebt keine Real-
Definition des Lebens, außer mit Hülfe der Psychologie.
Anmerkung. Ueber die Schwierigkeit, das Leben
zu definiren, kann man unter andern Treviranus Bio-
logie (I. Band, S. 16) vergleichen. Der faßlichste empi-
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