mit die rechte Complication zu Stande komme; dennoch sind Fälle von Verirrungen bekannt, selbst von solchen, die schlechterdings mit keiner möglichen Wegschaffung des physischen Reizes zusammenhängen *). Sie würden noch häufiger seyn ohne die Romane, die bey ihren oft schlimmen Diensten doch schon aus diesem Grunde, und abgesehen vom poetischen Werthe, den die allerwenig- sten besitzen mögen, Etwas für sich haben; obgleich sie bey einer vernünftigen Jugendbildung entbehrlich sind.
Das gerade Widerspiel in Rücksicht des angegebe- nen Hauptpuncts, bietet uns, der unvermischten Tobsucht gegenüber, die Narrheit dar. Während in jener der psychologische Mechanismus seine Integrität beybehält, ist er in dieser nicht mehr zu erkennen. Wenn diejeni- gen, die sogern die Seele in dem ganzen Körper verthei- len, oder doch alle Ereignisse im Bewusstseyn zum Re- sultat der Gesammtwirkung des Nervensystems machen möchten, -- in dem Buche der Erfahrung lesen wollen, was aus ihrer Hypothese folgen müsste: so mögen sie die Beschreibungen der Narrheit lesen. Bey dieser sind zwar, wie sich versteht, alle Vorstellungen nur in der Einen Seele; und, was mehr ist, die Seele dominirt noch immer die Bewegungsnerven; indem der Narr, wenn er geht eine Sache zu hohlen, noch Hand und Fuss und Auge nach der nämlichen Gegend hin richtet, und wenn er spricht, die Sprachwerkzeuge in eine zusammenpas- sende Bewegung versetzt. Aber kein Princip der Einheit für die Gedanken ist jetzt in der Seele. Alle Vorstellun- gen schwimmen wie auf einem Meere zerstreut umher. Keine Reproductionsfolge kann sich abwickeln, keine appercipirende Vorstellungsmasse thut ihre Wirkung, kaum wird noch selten einmal ein Urtheil zu Stande ge- bracht. Schlechterdings ohne Regel scheinen die Phan- tasieen ihren burlesken Tanz zu halten, ohne Grund die
*)Beyträge zur Beruhigung und Aufklärung u. s. w. von Johann Samuel Fest. 1789. Erster Band. S. 327.
mit die rechte Complication zu Stande komme; dennoch sind Fälle von Verirrungen bekannt, selbst von solchen, die schlechterdings mit keiner möglichen Wegschaffung des physischen Reizes zusammenhängen *). Sie würden noch häufiger seyn ohne die Romane, die bey ihren oft schlimmen Diensten doch schon aus diesem Grunde, und abgesehen vom poëtischen Werthe, den die allerwenig- sten besitzen mögen, Etwas für sich haben; obgleich sie bey einer vernünftigen Jugendbildung entbehrlich sind.
Das gerade Widerspiel in Rücksicht des angegebe- nen Hauptpuncts, bietet uns, der unvermischten Tobsucht gegenüber, die Narrheit dar. Während in jener der psychologische Mechanismus seine Integrität beybehält, ist er in dieser nicht mehr zu erkennen. Wenn diejeni- gen, die sogern die Seele in dem ganzen Körper verthei- len, oder doch alle Ereignisse im Bewuſstseyn zum Re- sultat der Gesammtwirkung des Nervensystems machen möchten, — in dem Buche der Erfahrung lesen wollen, was aus ihrer Hypothese folgen müſste: so mögen sie die Beschreibungen der Narrheit lesen. Bey dieser sind zwar, wie sich versteht, alle Vorstellungen nur in der Einen Seele; und, was mehr ist, die Seele dominirt noch immer die Bewegungsnerven; indem der Narr, wenn er geht eine Sache zu hohlen, noch Hand und Fuſs und Auge nach der nämlichen Gegend hin richtet, und wenn er spricht, die Sprachwerkzeuge in eine zusammenpas- sende Bewegung versetzt. Aber kein Princip der Einheit für die Gedanken ist jetzt in der Seele. Alle Vorstellun- gen schwimmen wie auf einem Meere zerstreut umher. Keine Reproductionsfolge kann sich abwickeln, keine appercipirende Vorstellungsmasse thut ihre Wirkung, kaum wird noch selten einmal ein Urtheil zu Stande ge- bracht. Schlechterdings ohne Regel scheinen die Phan- tasieen ihren burlesken Tanz zu halten, ohne Grund die
*)Beyträge zur Beruhigung und Aufklärung u. s. w. von Johann Samuel Fest. 1789. Erster Band. S. 327.
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mit die rechte Complication zu Stande komme; dennoch
sind Fälle von Verirrungen bekannt, selbst von solchen,
die schlechterdings mit keiner möglichen Wegschaffung
des physischen Reizes zusammenhängen *). Sie würden
noch häufiger seyn ohne die Romane, die bey ihren oft
schlimmen Diensten doch schon aus diesem Grunde, und
abgesehen vom poëtischen Werthe, den die allerwenig-
sten besitzen mögen, Etwas für sich haben; obgleich sie
bey einer vernünftigen Jugendbildung entbehrlich sind.
Das gerade Widerspiel in Rücksicht des angegebe-
nen Hauptpuncts, bietet uns, der unvermischten Tobsucht
gegenüber, die Narrheit dar. Während in jener der
psychologische Mechanismus seine Integrität beybehält,
ist er in dieser nicht mehr zu erkennen. Wenn diejeni-
gen, die sogern die Seele in dem ganzen Körper verthei-
len, oder doch alle Ereignisse im Bewuſstseyn zum Re-
sultat der Gesammtwirkung des Nervensystems machen
möchten, — in dem Buche der Erfahrung lesen wollen,
was aus ihrer Hypothese folgen müſste: so mögen sie
die Beschreibungen der Narrheit lesen. Bey dieser sind
zwar, wie sich versteht, alle Vorstellungen nur in der
Einen Seele; und, was mehr ist, die Seele dominirt noch
immer die Bewegungsnerven; indem der Narr, wenn er
geht eine Sache zu hohlen, noch Hand und Fuſs und
Auge nach der nämlichen Gegend hin richtet, und wenn
er spricht, die Sprachwerkzeuge in eine zusammenpas-
sende Bewegung versetzt. Aber kein Princip der Einheit
für die Gedanken ist jetzt in der Seele. Alle Vorstellun-
gen schwimmen wie auf einem Meere zerstreut umher.
Keine Reproductionsfolge kann sich abwickeln, keine
appercipirende Vorstellungsmasse thut ihre Wirkung,
kaum wird noch selten einmal ein Urtheil zu Stande ge-
bracht. Schlechterdings ohne Regel scheinen die Phan-
tasieen ihren burlesken Tanz zu halten, ohne Grund die
*) Beyträge zur Beruhigung und Aufklärung u. s. w.
von Johann Samuel Fest. 1789. Erster Band. S. 327.
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/551>, abgerufen am 23.11.2024.
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