gen Thätigkeit, sondern ein Bestehen der letzteren wider die Hemmung. (Vergl. §. 104.)
Der ganze Gegenstand würde demnach, soweit er psychologisch ist, erklärt seyn, wenn wir aus den Grund- sätzen der Statik und Mechanik des Geistes einsehn könnten, erstlich, wie überhaupt eine Negation des Vor- stellens auf das Mannigfaltige des Vorstellungskreises wirke, zweytens, welche Verschiedenheit beym allmähli- gen Eintreten und Aufhören dieser Negation statt finden müsse.
Der Begriff einer Negation des Vorstellens erinnert zunächst an das, was wir oben die Hemmungssumme ge- nannt haben. (§. 42. u. s. w.) Diese nun hängt zwar von den Vorstellungen selber ab, man könnte aber auf den Gedanken kommen, der, aus psychologischen Grün- den schon bestimmten Hemmungssumme noch wegen des physiologischen Einflusses eine gewisse Grösse durch Addition beyzufügen, wodurch z. B. die Rechnung des §. 44., wenn die zu addirende Grösse = D gesetzt wird, folgende Gestalt annehmen würde:
[Formel 1]
Hier sieht man sogleich, dass ein mässig grosser Werth von D vollkommen zureichen würde, um nicht bloss die schwächere Vorstellung b, sondern selbst die stärkere a, gänzlich aus dem Bewusstseyn zu verdrän- gen, -- welches eben der Zustand des vollkommnen Schlafes erfordert. Denn man setze das von a zu hem- mende, dieser Vorstellung selbst gleich: so kommt
[Formel 2]
welcher = a wenn a=b.
Allein diese Art zu rechnen würde voraussetzen, dass
gen Thätigkeit, sondern ein Bestehen der letzteren wider die Hemmung. (Vergl. §. 104.)
Der ganze Gegenstand würde demnach, soweit er psychologisch ist, erklärt seyn, wenn wir aus den Grund- sätzen der Statik und Mechanik des Geistes einsehn könnten, erstlich, wie überhaupt eine Negation des Vor- stellens auf das Mannigfaltige des Vorstellungskreises wirke, zweytens, welche Verschiedenheit beym allmähli- gen Eintreten und Aufhören dieser Negation statt finden müsse.
Der Begriff einer Negation des Vorstellens erinnert zunächst an das, was wir oben die Hemmungssumme ge- nannt haben. (§. 42. u. s. w.) Diese nun hängt zwar von den Vorstellungen selber ab, man könnte aber auf den Gedanken kommen, der, aus psychologischen Grün- den schon bestimmten Hemmungssumme noch wegen des physiologischen Einflusses eine gewisse Gröſse durch Addition beyzufügen, wodurch z. B. die Rechnung des §. 44., wenn die zu addirende Gröſse = D gesetzt wird, folgende Gestalt annehmen würde:
[Formel 1]
Hier sieht man sogleich, daſs ein mäſsig groſser Werth von D vollkommen zureichen würde, um nicht bloſs die schwächere Vorstellung b, sondern selbst die stärkere a, gänzlich aus dem Bewuſstseyn zu verdrän- gen, — welches eben der Zustand des vollkommnen Schlafes erfordert. Denn man setze das von a zu hem- mende, dieser Vorstellung selbst gleich: so kommt
[Formel 2]
welcher = a wenn a=b.
Allein diese Art zu rechnen würde voraussetzen, daſs
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gen Thätigkeit, sondern ein Bestehen der letzteren wider
die Hemmung. (Vergl. §. 104.)
Der ganze Gegenstand würde demnach, soweit er
psychologisch ist, erklärt seyn, wenn wir aus den Grund-
sätzen der Statik und Mechanik des Geistes einsehn
könnten, erstlich, wie überhaupt eine Negation des Vor-
stellens auf das Mannigfaltige des Vorstellungskreises
wirke, zweytens, welche Verschiedenheit beym allmähli-
gen Eintreten und Aufhören dieser Negation statt finden
müsse.
Der Begriff einer Negation des Vorstellens erinnert
zunächst an das, was wir oben die Hemmungssumme ge-
nannt haben. (§. 42. u. s. w.) Diese nun hängt zwar
von den Vorstellungen selber ab, man könnte aber auf
den Gedanken kommen, der, aus psychologischen Grün-
den schon bestimmten Hemmungssumme noch wegen des
physiologischen Einflusses eine gewisse Gröſse durch
Addition beyzufügen, wodurch z. B. die Rechnung des
§. 44., wenn die zu addirende Gröſse = D gesetzt wird,
folgende Gestalt annehmen würde:
[FORMEL]
Hier sieht man sogleich, daſs ein mäſsig groſser
Werth von D vollkommen zureichen würde, um nicht
bloſs die schwächere Vorstellung b, sondern selbst die
stärkere a, gänzlich aus dem Bewuſstseyn zu verdrän-
gen, — welches eben der Zustand des vollkommnen
Schlafes erfordert. Denn man setze das von a zu hem-
mende, dieser Vorstellung selbst gleich: so kommt
[FORMEL] welcher = a wenn a=b.
Allein diese Art zu rechnen würde voraussetzen, daſs
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/525>, abgerufen am 22.11.2024.
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