Zweytens: Wenn der Staat, schon seinem Begriffe nach, unmöglich ist, so kann er nicht existiren, und hat niemals und nirgends existirt.
Drittens: Hier widerspricht die Erfahrung! Es gab und giebt Staaten; wir alle leben in ihnen, und empfin- den keinesweges eine solche Furcht, wie wir nach obi- ger Entwickelung nothwendig müssten.
Also viertens: Der obige widersprechende Be- griff des Staats ist kein richtiger Ausdruck des Wirklichen. Er muss sich versteckter Weise beziehen auf Merkmale, die in ihm nicht ge- dacht wurden, die ihm aber gleichwohl zukom- men und das Widersprechende in ihm auf- heben.
Derjenige, welcher den ersten Theil dieses Werkes aufmerksam gelesen hat, weiss nun ohne Zweifel, was ich will. Nicht Politik zu lehren, ist meine Absicht, son- dern eine Wiederholung dessen zu veranlassen, was ich oben, in dem ganzen ersten Abschnitte des ersten Theils, gelehrt habe.
Der Begriff des Staats ist nur ein neues, sehr auf- fallendes Beyspiel von solchen Begriffen, die gegeben sind in der Erfahrung, und die sich gleichwohl wider- sprechen.
Dass man die Ungereimtheit dieses Begriffs, so lange er seine nothwendigen Beziehungspuncte noch nicht gewonnen hat, und durch sie ist ergänzt worden, nicht wahrnimmt, nicht eingesteht, nicht entwickelt, nicht hin- wegräumt; -- dass man sich dagegen in unnütze Strei- tigkeiten verwickelt, sich in Partheien theilt: -- das ist nichts als ein neues Beyspiel zu jenen metaphysischen Streitigkeiten, über das Ich, über die Substanz, über die Causalität, über das Continuum, ja selbst über das Universum. Alte Gewohnheit, und alte Gemäch- lichkeit, das ist die nächste, und allgemeinste Erklärung, nicht bloss jener Unbegreiflichkeit, wie man sich bey der bloss logischen Distinction der drey Gewalten habe be-
Zweytens: Wenn der Staat, schon seinem Begriffe nach, unmöglich ist, so kann er nicht existiren, und hat niemals und nirgends existirt.
Drittens: Hier widerspricht die Erfahrung! Es gab und giebt Staaten; wir alle leben in ihnen, und empfin- den keinesweges eine solche Furcht, wie wir nach obi- ger Entwickelung nothwendig müſsten.
Also viertens: Der obige widersprechende Be- griff des Staats ist kein richtiger Ausdruck des Wirklichen. Er muſs sich versteckter Weise beziehen auf Merkmale, die in ihm nicht ge- dacht wurden, die ihm aber gleichwohl zukom- men und das Widersprechende in ihm auf- heben.
Derjenige, welcher den ersten Theil dieses Werkes aufmerksam gelesen hat, weiſs nun ohne Zweifel, was ich will. Nicht Politik zu lehren, ist meine Absicht, son- dern eine Wiederholung dessen zu veranlassen, was ich oben, in dem ganzen ersten Abschnitte des ersten Theils, gelehrt habe.
Der Begriff des Staats ist nur ein neues, sehr auf- fallendes Beyspiel von solchen Begriffen, die gegeben sind in der Erfahrung, und die sich gleichwohl wider- sprechen.
Daſs man die Ungereimtheit dieses Begriffs, so lange er seine nothwendigen Beziehungspuncte noch nicht gewonnen hat, und durch sie ist ergänzt worden, nicht wahrnimmt, nicht eingesteht, nicht entwickelt, nicht hin- wegräumt; — daſs man sich dagegen in unnütze Strei- tigkeiten verwickelt, sich in Partheien theilt: — das ist nichts als ein neues Beyspiel zu jenen metaphysischen Streitigkeiten, über das Ich, über die Substanz, über die Causalität, über das Continuum, ja selbst über das Universum. Alte Gewohnheit, und alte Gemäch- lichkeit, das ist die nächste, und allgemeinste Erklärung, nicht bloſs jener Unbegreiflichkeit, wie man sich bey der bloſs logischen Distinction der drey Gewalten habe be-
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Zweytens: Wenn der Staat, schon seinem Begriffe
nach, unmöglich ist, so kann er nicht existiren, und hat
niemals und nirgends existirt.
Drittens: Hier widerspricht die Erfahrung! Es gab
und giebt Staaten; wir alle leben in ihnen, und empfin-
den keinesweges eine solche Furcht, wie wir nach obi-
ger Entwickelung nothwendig müſsten.
Also viertens: Der obige widersprechende Be-
griff des Staats ist kein richtiger Ausdruck des
Wirklichen. Er muſs sich versteckter Weise
beziehen auf Merkmale, die in ihm nicht ge-
dacht wurden, die ihm aber gleichwohl zukom-
men und das Widersprechende in ihm auf-
heben.
Derjenige, welcher den ersten Theil dieses Werkes
aufmerksam gelesen hat, weiſs nun ohne Zweifel, was
ich will. Nicht Politik zu lehren, ist meine Absicht, son-
dern eine Wiederholung dessen zu veranlassen, was
ich oben, in dem ganzen ersten Abschnitte des ersten
Theils, gelehrt habe.
Der Begriff des Staats ist nur ein neues, sehr auf-
fallendes Beyspiel von solchen Begriffen, die gegeben
sind in der Erfahrung, und die sich gleichwohl wider-
sprechen.
Daſs man die Ungereimtheit dieses Begriffs, so lange
er seine nothwendigen Beziehungspuncte noch nicht
gewonnen hat, und durch sie ist ergänzt worden, nicht
wahrnimmt, nicht eingesteht, nicht entwickelt, nicht hin-
wegräumt; — daſs man sich dagegen in unnütze Strei-
tigkeiten verwickelt, sich in Partheien theilt: — das ist
nichts als ein neues Beyspiel zu jenen metaphysischen
Streitigkeiten, über das Ich, über die Substanz, über
die Causalität, über das Continuum, ja selbst über
das Universum. Alte Gewohnheit, und alte Gemäch-
lichkeit, das ist die nächste, und allgemeinste Erklärung,
nicht bloſs jener Unbegreiflichkeit, wie man sich bey der
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/47>, abgerufen am 18.12.2024.
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