tet dieses so: diejenigen Gegenstände, welche nicht bloss, wenn sie berührt werden, zurückwirken, sondern auch bey, und selbst nach Annäherung eines andern entfern- ten Gegenstandes, sich in einer solchen Bewegung zei- gen, welche durch die Eigenthümlichkeit desselben Ge- genstandes genau bestimmt scheint: diese werden nicht bloss als empfindend und vernehmend, sondern als er- kennend, d. h. als empfangend die Beschaffenheit des Gegenstandes, als besitzend und bewahrend sein, ihm ähnliches, Bild, angesehen. So halten wir für todt, was sich nicht rührt, wenn wir ihm einen andern Körper nahe bringen; hingegen für empfindend und wahrnehmend, was sich nach dem angenäherten zu richten scheint.
Das Kind sehe den Hund, der heulend vor dem auf- gehobenen Stocke läuft. Unfehlbar denkt das Kind den Schmerz vom Schlage in den Hund hinein; aber als ei- nen künftigen, denn, noch ist der Hund nicht geschla- gen. Es denkt überdies den Stock in den Hund hinein, denn vor diesem läuft der Hund; aber nicht den wirk- lichen Stock, denn der ist ausser dem Hunde; also den Stock ohne seine Wirklichkeit; d. h. das Bild des Stockes. Denn es ist schon oben erinnert, dass eben dadurch ein Bild vom abgebildeten Gegenstande sich un- terscheidet, dass es der Realität desselben entbehrt, wäh- rend es ihm übrigens in allem gleicht. So ist also das Kind dahin gekommen, dem Hunde die Vorstellung des Stockes beyzulegen, und diese Vorstellung von de- ren Gegenstande zu unterscheiden. Das Kind hat nun eine Vorstellung von einer Vorstellung; ein sehr wichtiger, wiewohl sehr leichter Fortschritt, und eine unentbehrliche Vorbereitung zum Selbstbewusstseyn.
Man glaube ja nicht, dass hiemit eine Ueberlegung verbunden sey, wie doch das zugehn möge, dass dem Hunde ein Bild des Stockes inwohne. Es gehört gereif- tes Nachdenken dazu, um es wunderbar zu finden, dass einem Leibe, einem Körper, die Vorstellungen äusserer Dinge inwohnen können. Mit dieser Frage auf gleicher
tet dieses so: diejenigen Gegenstände, welche nicht bloſs, wenn sie berührt werden, zurückwirken, sondern auch bey, und selbst nach Annäherung eines andern entfern- ten Gegenstandes, sich in einer solchen Bewegung zei- gen, welche durch die Eigenthümlichkeit desselben Ge- genstandes genau bestimmt scheint: diese werden nicht bloſs als empfindend und vernehmend, sondern als er- kennend, d. h. als empfangend die Beschaffenheit des Gegenstandes, als besitzend und bewahrend sein, ihm ähnliches, Bild, angesehen. So halten wir für todt, was sich nicht rührt, wenn wir ihm einen andern Körper nahe bringen; hingegen für empfindend und wahrnehmend, was sich nach dem angenäherten zu richten scheint.
Das Kind sehe den Hund, der heulend vor dem auf- gehobenen Stocke läuft. Unfehlbar denkt das Kind den Schmerz vom Schlage in den Hund hinein; aber als ei- nen künftigen, denn, noch ist der Hund nicht geschla- gen. Es denkt überdies den Stock in den Hund hinein, denn vor diesem läuft der Hund; aber nicht den wirk- lichen Stock, denn der ist auſser dem Hunde; also den Stock ohne seine Wirklichkeit; d. h. das Bild des Stockes. Denn es ist schon oben erinnert, daſs eben dadurch ein Bild vom abgebildeten Gegenstande sich un- terscheidet, daſs es der Realität desselben entbehrt, wäh- rend es ihm übrigens in allem gleicht. So ist also das Kind dahin gekommen, dem Hunde die Vorstellung des Stockes beyzulegen, und diese Vorstellung von de- ren Gegenstande zu unterscheiden. Das Kind hat nun eine Vorstellung von einer Vorstellung; ein sehr wichtiger, wiewohl sehr leichter Fortschritt, und eine unentbehrliche Vorbereitung zum Selbstbewuſstseyn.
Man glaube ja nicht, daſs hiemit eine Ueberlegung verbunden sey, wie doch das zugehn möge, daſs dem Hunde ein Bild des Stockes inwohne. Es gehört gereif- tes Nachdenken dazu, um es wunderbar zu finden, daſs einem Leibe, einem Körper, die Vorstellungen äuſserer Dinge inwohnen können. Mit dieser Frage auf gleicher
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tet dieses so: diejenigen Gegenstände, welche nicht bloſs,
wenn sie berührt werden, zurückwirken, sondern auch
bey, und selbst nach Annäherung eines andern entfern-
ten Gegenstandes, sich in einer solchen Bewegung zei-
gen, welche durch die Eigenthümlichkeit desselben Ge-
genstandes genau bestimmt scheint: diese werden nicht
bloſs als empfindend und vernehmend, sondern als er-
kennend, d. h. als empfangend die Beschaffenheit des
Gegenstandes, als besitzend und bewahrend sein, ihm
ähnliches, Bild, angesehen. So halten wir für todt, was
sich nicht rührt, wenn wir ihm einen andern Körper nahe
bringen; hingegen für empfindend und wahrnehmend, was
sich nach dem angenäherten zu richten scheint.
Das Kind sehe den Hund, der heulend vor dem auf-
gehobenen Stocke läuft. Unfehlbar denkt das Kind den
Schmerz vom Schlage in den Hund hinein; aber als ei-
nen künftigen, denn, noch ist der Hund nicht geschla-
gen. Es denkt überdies den Stock in den Hund hinein,
denn vor diesem läuft der Hund; aber nicht den wirk-
lichen Stock, denn der ist auſser dem Hunde; also den
Stock ohne seine Wirklichkeit; d. h. das Bild des
Stockes. Denn es ist schon oben erinnert, daſs eben
dadurch ein Bild vom abgebildeten Gegenstande sich un-
terscheidet, daſs es der Realität desselben entbehrt, wäh-
rend es ihm übrigens in allem gleicht. So ist also das
Kind dahin gekommen, dem Hunde die Vorstellung des
Stockes beyzulegen, und diese Vorstellung von de-
ren Gegenstande zu unterscheiden. Das Kind
hat nun eine Vorstellung von einer Vorstellung;
ein sehr wichtiger, wiewohl sehr leichter Fortschritt, und
eine unentbehrliche Vorbereitung zum Selbstbewuſstseyn.
Man glaube ja nicht, daſs hiemit eine Ueberlegung
verbunden sey, wie doch das zugehn möge, daſs dem
Hunde ein Bild des Stockes inwohne. Es gehört gereif-
tes Nachdenken dazu, um es wunderbar zu finden, daſs
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Dinge inwohnen können. Mit dieser Frage auf gleicher
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/300>, abgerufen am 25.11.2024.
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