Man wird sich erinnern, dass gleich im Anfange des ersten Theils von einer natürlichen Umwand- lung gewisser Begriffe gesprochen wurde, welche den Philosophen unwillkührlich begegne, wäh- rend sie dieselben bearbeiten. Mit Recht erwar- tet man im vorliegenden zweyten Bande genauere Auskunft darüber, wie die Möglichkeit solcher Umwandlung, so fern sie nicht absichtlich voll- zogen wird, in den allgemeinen psychologischen Gesetzen gegründet ist. In der That werden wir die Formen der Erfahrung, -- welche bloss darum a priori in uns zu liegen scheinen, weil sie, von der Materie der Empfindung unabhängig, die Resultate der Complicationen und Verschmelzungen aus- drücken, -- allmählig vor unsern Augen hervor- treten, und der Wissenschaft zu fernerer metho- discher Umarbeitung gleichsam entgegenkommen sehen. Aber ein besonderer Fall, wiewohl er nur dem Gebiete der Meinungen angehört, ver- dient schon hier, in der Vorrede, die sich na- türlich an das jetzige Publicum wendet, eine Erwähnung.
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Vorrede.
Man wird sich erinnern, daſs gleich im Anfange des ersten Theils von einer natürlichen Umwand- lung gewisser Begriffe gesprochen wurde, welche den Philosophen unwillkührlich begegne, wäh- rend sie dieselben bearbeiten. Mit Recht erwar- tet man im vorliegenden zweyten Bande genauere Auskunft darüber, wie die Möglichkeit solcher Umwandlung, so fern sie nicht absichtlich voll- zogen wird, in den allgemeinen psychologischen Gesetzen gegründet ist. In der That werden wir die Formen der Erfahrung, — welche bloſs darum a priori in uns zu liegen scheinen, weil sie, von der Materie der Empfindung unabhängig, die Resultate der Complicationen und Verschmelzungen aus- drücken, — allmählig vor unsern Augen hervor- treten, und der Wissenschaft zu fernerer metho- discher Umarbeitung gleichsam entgegenkommen sehen. Aber ein besonderer Fall, wiewohl er nur dem Gebiete der Meinungen angehört, ver- dient schon hier, in der Vorrede, die sich na- türlich an das jetzige Publicum wendet, eine Erwähnung.
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[[III]/0010]
Vorrede.
Man wird sich erinnern, daſs gleich im Anfange
des ersten Theils von einer natürlichen Umwand-
lung gewisser Begriffe gesprochen wurde, welche
den Philosophen unwillkührlich begegne, wäh-
rend sie dieselben bearbeiten. Mit Recht erwar-
tet man im vorliegenden zweyten Bande genauere
Auskunft darüber, wie die Möglichkeit solcher
Umwandlung, so fern sie nicht absichtlich voll-
zogen wird, in den allgemeinen psychologischen
Gesetzen gegründet ist. In der That werden wir
die Formen der Erfahrung, — welche bloſs darum
a priori in uns zu liegen scheinen, weil sie, von der
Materie der Empfindung unabhängig, die Resultate
der Complicationen und Verschmelzungen aus-
drücken, — allmählig vor unsern Augen hervor-
treten, und der Wissenschaft zu fernerer metho-
discher Umarbeitung gleichsam entgegenkommen
sehen. Aber ein besonderer Fall, wiewohl er
nur dem Gebiete der Meinungen angehört, ver-
dient schon hier, in der Vorrede, die sich na-
türlich an das jetzige Publicum wendet, eine
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 2. Königsberg, 1825, S. [III]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie02_1825/10>, abgerufen am 24.11.2024.
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