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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824.

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Um sich unter den Bedeutungen, welche diese For-
mel annehmen kann, eher zu orientiren, setze man für
c2 den Werth [Formel 1] , wegen der Voraussetzung, dass es
auf der statischen Schwelle oder unter derselben sey.
Alsdann lässt sich durch [Formel 2] dividiren; und man sieht
auf den ersten Blick so viel, dass ab>b2 seyn muss.
Bey Vergleichung des Täfelchens im §. 69. zeigt sich,
dass diese Bedingung ungefähr bey [Formel 3] anfängt
in Erfülllung zu gehn.

Es sey nun des Beyspiels wegen a=10, b=2; dem-
nach a=10,32; b=3,61; a2=106,5; b2=13,032; so
findet sich c=1,766.., welches der Forderung entspricht,
neben a und b unter der statischen Schwelle zu seyn.
Denn man nehme b zum Maasse der Grössen, so ist
b=1, a=5, c=0,883..; aber nach §. 49. würde schon
c=0,91.. zur Schwelle sinken.

Demnach ist es möglich, und es kann selbst ziem-
lich viele Fälle geben, da die dritte, hinzukommende Vor-
stellung, neben zwey frühern (sogar wenn sie unver-
schmolzen wären) zur statischen Schwelle getrieben wird,
und dennoch im Stande ist, während ihres Sin-
kens, die schwächere der frühern zuvor auf die
mechanische Schwelle zu bringen
; und selbst sie
dort eine kurze Zeit lang aufzuhalten. Denn während das
berechnete c, nur b an die Schwelle anstossen macht,
würde ein anderes, um ein weniges stärkere, z. E. c=0,9,
eine kurze Verweilung auf der mechanischen Schwelle
bewirkt haben. -- In der That ist die Sphäre dieser Mög-
lichkeit noch um Etwas grösser, als wir sie hier obenhin
bezeichnet haben. Denn die Schwellenformel [Formel 4]
gilt für unverschmolzene Vorstellungen; aber a und b sind
verschmolzen, und neben ihnen ist auch ein etwas grö-
sseres c auf der statischen Schwelle; welches wir annah-

I. R

Um sich unter den Bedeutungen, welche diese For-
mel annehmen kann, eher zu orientiren, setze man für
c2 den Werth [Formel 1] , wegen der Voraussetzung, daſs es
auf der statischen Schwelle oder unter derselben sey.
Alsdann läſst sich durch [Formel 2] dividiren; und man sieht
auf den ersten Blick so viel, daſs ab>β2 seyn muſs.
Bey Vergleichung des Täfelchens im §. 69. zeigt sich,
daſs diese Bedingung ungefähr bey [Formel 3] anfängt
in Erfülllung zu gehn.

Es sey nun des Beyspiels wegen a=10, b=2; dem-
nach a=10,32; β=3,61; α2=106,5; β2=13,032; so
findet sich c=1,766.., welches der Forderung entspricht,
neben a und b unter der statischen Schwelle zu seyn.
Denn man nehme b zum Maaſse der Gröſsen, so ist
b=1, a=5, c=0,883..; aber nach §. 49. würde schon
c=0,91.. zur Schwelle sinken.

Demnach ist es möglich, und es kann selbst ziem-
lich viele Fälle geben, da die dritte, hinzukommende Vor-
stellung, neben zwey frühern (sogar wenn sie unver-
schmolzen wären) zur statischen Schwelle getrieben wird,
und dennoch im Stande ist, während ihres Sin-
kens, die schwächere der frühern zuvor auf die
mechanische Schwelle zu bringen
; und selbst sie
dort eine kurze Zeit lang aufzuhalten. Denn während das
berechnete c, nur b an die Schwelle anstoſsen macht,
würde ein anderes, um ein weniges stärkere, z. E. c=0,9,
eine kurze Verweilung auf der mechanischen Schwelle
bewirkt haben. — In der That ist die Sphäre dieser Mög-
lichkeit noch um Etwas gröſser, als wir sie hier obenhin
bezeichnet haben. Denn die Schwellenformel [Formel 4]
gilt für unverschmolzene Vorstellungen; aber a und b sind
verschmolzen, und neben ihnen ist auch ein etwas grö-
ſseres c auf der statischen Schwelle; welches wir annah-

I. R
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[257/0277] Um sich unter den Bedeutungen, welche diese For- mel annehmen kann, eher zu orientiren, setze man für c2 den Werth [FORMEL], wegen der Voraussetzung, daſs es auf der statischen Schwelle oder unter derselben sey. Alsdann läſst sich durch [FORMEL] dividiren; und man sieht auf den ersten Blick so viel, daſs ab>β2 seyn muſs. Bey Vergleichung des Täfelchens im §. 69. zeigt sich, daſs diese Bedingung ungefähr bey [FORMEL] anfängt in Erfülllung zu gehn. Es sey nun des Beyspiels wegen a=10, b=2; dem- nach a=10,32; β=3,61; α2=106,5; β2=13,032; so findet sich c=1,766.., welches der Forderung entspricht, neben a und b unter der statischen Schwelle zu seyn. Denn man nehme b zum Maaſse der Gröſsen, so ist b=1, a=5, c=0,883..; aber nach §. 49. würde schon c=0,91.. zur Schwelle sinken. Demnach ist es möglich, und es kann selbst ziem- lich viele Fälle geben, da die dritte, hinzukommende Vor- stellung, neben zwey frühern (sogar wenn sie unver- schmolzen wären) zur statischen Schwelle getrieben wird, und dennoch im Stande ist, während ihres Sin- kens, die schwächere der frühern zuvor auf die mechanische Schwelle zu bringen; und selbst sie dort eine kurze Zeit lang aufzuhalten. Denn während das berechnete c, nur b an die Schwelle anstoſsen macht, würde ein anderes, um ein weniges stärkere, z. E. c=0,9, eine kurze Verweilung auf der mechanischen Schwelle bewirkt haben. — In der That ist die Sphäre dieser Mög- lichkeit noch um Etwas gröſser, als wir sie hier obenhin bezeichnet haben. Denn die Schwellenformel [FORMEL] gilt für unverschmolzene Vorstellungen; aber a und b sind verschmolzen, und neben ihnen ist auch ein etwas grö- ſseres c auf der statischen Schwelle; welches wir annah- I. R

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Zitationshilfe: Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/277>, abgerufen am 21.11.2024.