bindungen erleiden mancherley Beschleunigungen und Verzögerungen; auf ähnliche Art, wie deren Gleichge- wicht durch die Complication verändert wird.
Die plötzlichen Aenderungen der Geschwindigkeit bey stärkeren Vorstellungen, indem schwächere zur Schwelle sinken, werden gemildert durch Verschmelzungen und unvollkommne Complicationen. Denn indem die schwä- cheren zur Schwelle getrieben sind, haben auch die Hül- fen, durch welche sie unterstützt waren, völlig gehemmt werden müssen. Diese Hülfen rühren von den stärkeren Vorstellungen her, welche schneller sinken, um die schwä- chern verschmolzenen oder complicirten länger im Be- wusstseyn verweilen zu machen. Also kann der Abstand der Geschwindigkeiten jetzt nicht so gross seyn, als bey unverbundenen Vorstellungen, wo in Einem Augenblick der Druck der Hemmungssumme sich ganz auf die stär- keren wirft, nachdem er unmittelbar zuvor diese in eben dem Verhältniss weniger, als die schwächern stärker, an- gegriffen hatte.
Demnach, je weniger Verbindung noch unter den Vorstellungen statt findet, desto mehr ge- hen die Bewegungen des Gemüths stossweise, und mit harten Rückungen; je mehr die Ver- bindungen zunehmen, desto gleichmässiger und sanfter wird der Fluss der Vorstellungen. --
Wesentlich ist noch die Bemerkung, dass alle Ver- schmelzungen nach der Hemmung, in ihrer Ausbildung eben so fortschreiten müssen, wie die Hemmung abnimmt. Sollten sie erst bey völliger Ruhe entstehn, so entstün- den sie niemals, weil die Hemmungssumme nie gänzlich sinkt. Aber in wie fern ein paar Vorstellungen einander noch widerstreben, können sie sich nicht vereinigen. -- Demnach seyen die Reste zweyer Vorstellungen, welche nach der Hemmung überbleiben werden, und also sich verbinden können, =r und r; so ist die wirkliche Verbindung am Ende der Zeit t, nach dem obigen =rr(1--e--t). Und so tritt denn auch die Ver-
bindungen erleiden mancherley Beschleunigungen und Verzögerungen; auf ähnliche Art, wie deren Gleichge- wicht durch die Complication verändert wird.
Die plötzlichen Aenderungen der Geschwindigkeit bey stärkeren Vorstellungen, indem schwächere zur Schwelle sinken, werden gemildert durch Verschmelzungen und unvollkommne Complicationen. Denn indem die schwä- cheren zur Schwelle getrieben sind, haben auch die Hül- fen, durch welche sie unterstützt waren, völlig gehemmt werden müssen. Diese Hülfen rühren von den stärkeren Vorstellungen her, welche schneller sinken, um die schwä- chern verschmolzenen oder complicirten länger im Be- wuſstseyn verweilen zu machen. Also kann der Abstand der Geschwindigkeiten jetzt nicht so groſs seyn, als bey unverbundenen Vorstellungen, wo in Einem Augenblick der Druck der Hemmungssumme sich ganz auf die stär- keren wirft, nachdem er unmittelbar zuvor diese in eben dem Verhältniſs weniger, als die schwächern stärker, an- gegriffen hatte.
Demnach, je weniger Verbindung noch unter den Vorstellungen statt findet, desto mehr ge- hen die Bewegungen des Gemüths stoſsweise, und mit harten Rückungen; je mehr die Ver- bindungen zunehmen, desto gleichmäſsiger und sanfter wird der Fluſs der Vorstellungen. —
Wesentlich ist noch die Bemerkung, daſs alle Ver- schmelzungen nach der Hemmung, in ihrer Ausbildung eben so fortschreiten müssen, wie die Hemmung abnimmt. Sollten sie erst bey völliger Ruhe entstehn, so entstün- den sie niemals, weil die Hemmungssumme nie gänzlich sinkt. Aber in wie fern ein paar Vorstellungen einander noch widerstreben, können sie sich nicht vereinigen. — Demnach seyen die Reste zweyer Vorstellungen, welche nach der Hemmung überbleiben werden, und also sich verbinden können, =r und ρ; so ist die wirkliche Verbindung am Ende der Zeit t, nach dem obigen =rρ(1—e—t). Und so tritt denn auch die Ver-
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bindungen erleiden mancherley Beschleunigungen und
Verzögerungen; auf ähnliche Art, wie deren Gleichge-
wicht durch die Complication verändert wird.
Die plötzlichen Aenderungen der Geschwindigkeit bey
stärkeren Vorstellungen, indem schwächere zur Schwelle
sinken, werden gemildert durch Verschmelzungen und
unvollkommne Complicationen. Denn indem die schwä-
cheren zur Schwelle getrieben sind, haben auch die Hül-
fen, durch welche sie unterstützt waren, völlig gehemmt
werden müssen. Diese Hülfen rühren von den stärkeren
Vorstellungen her, welche schneller sinken, um die schwä-
chern verschmolzenen oder complicirten länger im Be-
wuſstseyn verweilen zu machen. Also kann der Abstand
der Geschwindigkeiten jetzt nicht so groſs seyn, als bey
unverbundenen Vorstellungen, wo in Einem Augenblick
der Druck der Hemmungssumme sich ganz auf die stär-
keren wirft, nachdem er unmittelbar zuvor diese in eben
dem Verhältniſs weniger, als die schwächern stärker, an-
gegriffen hatte.
Demnach, je weniger Verbindung noch unter
den Vorstellungen statt findet, desto mehr ge-
hen die Bewegungen des Gemüths stoſsweise,
und mit harten Rückungen; je mehr die Ver-
bindungen zunehmen, desto gleichmäſsiger und
sanfter wird der Fluſs der Vorstellungen. —
Wesentlich ist noch die Bemerkung, daſs alle Ver-
schmelzungen nach der Hemmung, in ihrer Ausbildung
eben so fortschreiten müssen, wie die Hemmung abnimmt.
Sollten sie erst bey völliger Ruhe entstehn, so entstün-
den sie niemals, weil die Hemmungssumme nie gänzlich
sinkt. Aber in wie fern ein paar Vorstellungen einander
noch widerstreben, können sie sich nicht vereinigen. —
Demnach seyen die Reste zweyer Vorstellungen, welche
nach der Hemmung überbleiben werden, und also sich
verbinden können, =r und ρ; so ist die wirkliche
Verbindung am Ende der Zeit t, nach dem obigen
=rρ(1—e—t). Und so tritt denn auch die Ver-
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/270>, abgerufen am 23.11.2024.
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