kann als b; aber auch nicht kleiner (denn bey vollem Gegensatz ist b ganz und gar dem a zuwider): so ist sie gewiss =b. Dasselbe erhellet auch aus folgender Be- trachtung: man setze a ungehemmt, so ist b ganz ge- hemmt; nun verbessere man die Vertheilung, so dass auf a auch ein Theil der Last falle, und b dagegen steige: so kann unmöglich durch die veränderte Vertheilung das Quantum des wider einander Wirkenden wachsen oder ab- nehmen, denn das Wirksame, und seine eigenthümliche Beschaffenheit, vermöge deren es einen bestimmten Ge- gensatz mit einander macht, bleibt genau das nämliche wie zuvor; also muss die Summe der Hemmung =b seyn und bleiben.
Allein gerade diese letzte Betrachtungsart möchte man benutzen, um daraus einen Einwurf zu bilden. Setzet umgekehrt, (möchte man sagen), es sey b ungehemmt, folglich a ganz gehemmt; bey verbesserter Vertheilung kann nun das Quantum der Hemmung nicht abnehmen, eben darum weil dies Quantum von der Vertheilung un- abhängig ist; folglich ist die Hemmungssumme =a und nicht b. Oder, wenn auf gleichem Wege bewiesen wird, sie sey a, und auch, sie sey b: so verräth sich dadurch die Schwäche der Beweisart, die sich selbst wi- derstreitet.
Wenn man jedoch das vorhin entwickelte zurückruft, so sieht man offenbar, dass in der Voraussetzung, a sey ganz gehemmt, das Quantum der Hemmung grösser an- genommen ist, als es nach der Beschaffenheit von a und b zu seyn braucht. Diese beyden können unleugbar eine Stellung gegen einander annehmen, worin weniger von ihnen gehemmt wird; und eben darum werden sie es un- fehlbar thun, sobald die Vertheilung sich ändert; wiewohl dieses nicht von der neuen Vertheilung herrührt. Viel- mehr dasselbe Aufstreben beyder Vorstellungen, welches eine bessere Proportion in die Vertheilung bringen wird, eben dieses widersetzt sich auch dem Uebermaasse der Hemmung, und führt sie auf das Nothwendige zurück. --
kann als b; aber auch nicht kleiner (denn bey vollem Gegensatz ist b ganz und gar dem a zuwider): so ist sie gewiſs =b. Dasselbe erhellet auch aus folgender Be- trachtung: man setze a ungehemmt, so ist b ganz ge- hemmt; nun verbessere man die Vertheilung, so daſs auf a auch ein Theil der Last falle, und b dagegen steige: so kann unmöglich durch die veränderte Vertheilung das Quantum des wider einander Wirkenden wachsen oder ab- nehmen, denn das Wirksame, und seine eigenthümliche Beschaffenheit, vermöge deren es einen bestimmten Ge- gensatz mit einander macht, bleibt genau das nämliche wie zuvor; also muſs die Summe der Hemmung =b seyn und bleiben.
Allein gerade diese letzte Betrachtungsart möchte man benutzen, um daraus einen Einwurf zu bilden. Setzet umgekehrt, (möchte man sagen), es sey b ungehemmt, folglich a ganz gehemmt; bey verbesserter Vertheilung kann nun das Quantum der Hemmung nicht abnehmen, eben darum weil dies Quantum von der Vertheilung un- abhängig ist; folglich ist die Hemmungssumme =a und nicht b. Oder, wenn auf gleichem Wege bewiesen wird, sie sey a, und auch, sie sey b: so verräth sich dadurch die Schwäche der Beweisart, die sich selbst wi- derstreitet.
Wenn man jedoch das vorhin entwickelte zurückruft, so sieht man offenbar, daſs in der Voraussetzung, a sey ganz gehemmt, das Quantum der Hemmung gröſser an- genommen ist, als es nach der Beschaffenheit von a und b zu seyn braucht. Diese beyden können unleugbar eine Stellung gegen einander annehmen, worin weniger von ihnen gehemmt wird; und eben darum werden sie es un- fehlbar thun, sobald die Vertheilung sich ändert; wiewohl dieses nicht von der neuen Vertheilung herrührt. Viel- mehr dasselbe Aufstreben beyder Vorstellungen, welches eine bessere Proportion in die Vertheilung bringen wird, eben dieses widersetzt sich auch dem Uebermaaſse der Hemmung, und führt sie auf das Nothwendige zurück. —
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kann als b; aber auch nicht kleiner (denn bey vollem
Gegensatz ist b ganz und gar dem a zuwider): so ist sie
gewiſs =b. Dasselbe erhellet auch aus folgender Be-
trachtung: man setze a ungehemmt, so ist b ganz ge-
hemmt; nun verbessere man die Vertheilung, so daſs auf
a auch ein Theil der Last falle, und b dagegen steige:
so kann unmöglich durch die veränderte Vertheilung das
Quantum des wider einander Wirkenden wachsen oder ab-
nehmen, denn das Wirksame, und seine eigenthümliche
Beschaffenheit, vermöge deren es einen bestimmten Ge-
gensatz mit einander macht, bleibt genau das nämliche
wie zuvor; also muſs die Summe der Hemmung =b seyn
und bleiben.
Allein gerade diese letzte Betrachtungsart möchte
man benutzen, um daraus einen Einwurf zu bilden. Setzet
umgekehrt, (möchte man sagen), es sey b ungehemmt,
folglich a ganz gehemmt; bey verbesserter Vertheilung
kann nun das Quantum der Hemmung nicht abnehmen,
eben darum weil dies Quantum von der Vertheilung un-
abhängig ist; folglich ist die Hemmungssumme =a und
nicht b. Oder, wenn auf gleichem Wege bewiesen
wird, sie sey a, und auch, sie sey b: so verräth sich
dadurch die Schwäche der Beweisart, die sich selbst wi-
derstreitet.
Wenn man jedoch das vorhin entwickelte zurückruft,
so sieht man offenbar, daſs in der Voraussetzung, a sey
ganz gehemmt, das Quantum der Hemmung gröſser an-
genommen ist, als es nach der Beschaffenheit von a und
b zu seyn braucht. Diese beyden können unleugbar eine
Stellung gegen einander annehmen, worin weniger von
ihnen gehemmt wird; und eben darum werden sie es un-
fehlbar thun, sobald die Vertheilung sich ändert; wiewohl
dieses nicht von der neuen Vertheilung herrührt. Viel-
mehr dasselbe Aufstreben beyder Vorstellungen, welches
eine bessere Proportion in die Vertheilung bringen wird,
eben dieses widersetzt sich auch dem Uebermaaſse der
Hemmung, und führt sie auf das Nothwendige zurück. —
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Herbart, Johann Friedrich: Psychologie als Wissenschaft. Bd. 1. Königsberg, 1824, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/herbart_psychologie01_1824/182>, abgerufen am 22.11.2024.
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