Helmholtz, Hermann von: Über die Erhaltung der Kraft. Berlin, 1847.Es bestimmt sich also endlich die Aufgabe der physi- Die theoretische Naturwissenschaft wird daher, wenn Es bestimmt sich also endlich die Aufgabe der physi- Die theoretische Naturwissenschaft wird daher, wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0016" n="6"/> <p>Es bestimmt sich also endlich die Aufgabe der physi-<lb/> kalischen Naturwissenschaften dahin, die Naturerscheinungen<lb/> zurückzuführen auf unveränderliche, anziehende und ab-<lb/> stossende Kräfte, deren Intensität von der Entfernung ab-<lb/> hängt. Die Lösbarkeit dieser Aufgabe ist zugleich die Be-<lb/> dingung der vollständigen Begreiflichkeit der Natur. Die<lb/> rechnende Mechanik hat bis jetzt diese Beschränkung für<lb/> den Begriff der Bewegungskraft nicht angenommen, einmal<lb/> weil sie sich über den Ursprung ihrer Grundsätze nicht klar<lb/> war, und dann, weil es ihr darauf ankommt, auch den Er-<lb/> folg zusammengesetzter Bewegungskräfte berechnen zu kön-<lb/> nen in solchen Fällen, wo die Auflösung derselben in ein-<lb/> fache noch nicht gelungen ist. Doch gilt ein grosser Theil<lb/> ihrer allgemeinen Principien der Bewegung zusammenge-<lb/> setzter Systeme von Massen nur für den Fall, dass diesel-<lb/> ben durch unveränderliche anziehende oder abstossende<lb/> Kräfte auf einander wirken; nämlich das Princip der vir-<lb/> tuellen Geschwindigkeiten, das von der Erhaltung der Be-<lb/> wegung des Schwerpuncts, von der Erhaltung der Haupt-<lb/> rotationsebene und des Moments der Rotation freier Sy-<lb/> steme, das von der Erhaltung der lebendigen Kraft. Für<lb/> irdische Verhältnisse finden von diesen Principien haupt-<lb/> sächlich nur das erste und letzte Anwendung, weil sich die<lb/> anderen nur auf vollkommen freie Systeme beziehen, das<lb/> erste ist wieder, wie wir zeigen werden, ein specieller Fall<lb/> des letzteren, welches deshalb als die allgemeinste und wich-<lb/> tigste Folgerung der gemachten Herleitung erscheint.</p><lb/> <p>Die theoretische Naturwissenschaft wird daher, wenn<lb/> sie nicht auf halbem Wege des Begreifens stehen bleiben<lb/> will, ihre Ansichten mit der aufgestellten Forderung über<lb/> die Natur der einfachen Kräfte und deren Folgerungen in<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0016]
Es bestimmt sich also endlich die Aufgabe der physi-
kalischen Naturwissenschaften dahin, die Naturerscheinungen
zurückzuführen auf unveränderliche, anziehende und ab-
stossende Kräfte, deren Intensität von der Entfernung ab-
hängt. Die Lösbarkeit dieser Aufgabe ist zugleich die Be-
dingung der vollständigen Begreiflichkeit der Natur. Die
rechnende Mechanik hat bis jetzt diese Beschränkung für
den Begriff der Bewegungskraft nicht angenommen, einmal
weil sie sich über den Ursprung ihrer Grundsätze nicht klar
war, und dann, weil es ihr darauf ankommt, auch den Er-
folg zusammengesetzter Bewegungskräfte berechnen zu kön-
nen in solchen Fällen, wo die Auflösung derselben in ein-
fache noch nicht gelungen ist. Doch gilt ein grosser Theil
ihrer allgemeinen Principien der Bewegung zusammenge-
setzter Systeme von Massen nur für den Fall, dass diesel-
ben durch unveränderliche anziehende oder abstossende
Kräfte auf einander wirken; nämlich das Princip der vir-
tuellen Geschwindigkeiten, das von der Erhaltung der Be-
wegung des Schwerpuncts, von der Erhaltung der Haupt-
rotationsebene und des Moments der Rotation freier Sy-
steme, das von der Erhaltung der lebendigen Kraft. Für
irdische Verhältnisse finden von diesen Principien haupt-
sächlich nur das erste und letzte Anwendung, weil sich die
anderen nur auf vollkommen freie Systeme beziehen, das
erste ist wieder, wie wir zeigen werden, ein specieller Fall
des letzteren, welches deshalb als die allgemeinste und wich-
tigste Folgerung der gemachten Herleitung erscheint.
Die theoretische Naturwissenschaft wird daher, wenn
sie nicht auf halbem Wege des Begreifens stehen bleiben
will, ihre Ansichten mit der aufgestellten Forderung über
die Natur der einfachen Kräfte und deren Folgerungen in
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