Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. X. Vom Verpflantzen der Bäume etc.
bohret in die Erde/ daß die Zwiebel oder Wurtzel
recht in die Mitten kommet/ grabet mit einer schma-
len Hand-Spade ein wenig Erde zur Seiten aus/
biß ihr damit unter den Bohrer kommet/ stechet
dann die Spade unter den Bohrer/ und hebet also
die Erde mit dem Bohrer aus/ machet eine Grube/
da die Blume wieder stehen soll/ so groß der Bohrer
in der Runde ist/ setzet in solche den Bohrer/ mit der
darein gefasten Blume und Erde/ ziehet den Drat
aus dem Bohrer/ so entschliesset er sich/ ziehet ihn
behutsam wieder heraus/ so bleibet die Blume mit
der daran hängenden Erde stehen/ welche ihr alsdann
mit anderer Erde herum zufüllet.

Oder findet ihr in einen fremden Garten schöne
Tulpen/ die ihr nicht habt in der Blüthe stehen/ und
könnet selbige habhafft werden/ so habt ihr eben nicht
nöhtig/ damit ihr nicht eine schlechte alsdan dafür
bekommet/ mit deren Ausnahme/ biß sie verblühet/
zu warten/ sondern nehmt sie gleich aus der Erde/
bringt sie in ein Gemach/ da sie etwas Lufft haben
kan/ und drücket deren Stengel oben auff gerad un-
ter der Blumen mit zweyen Fingern dergestalt/ da-
mit der Stengel etwas welck wird/ henget hernach
die Blume sammt den Stengel und Zwibel an ei-
nen Faden/ also/ daß die Blume gegen den Boden
und die Zwiebel über sich siehet/ dann dadurch ziehet
die Zwiebel allgemach die Krafft aus dem Stengel
zu sich/ daß ihr sie auff solche Weise wohl fünff oder
sechs Monat gut und frisch erhalten könnet.

Auch könnet ihr wohl eine solche Blumen-tra-
gende Tulpe also fort mit der Zwiebel ohne Scha-

den

Cap. X. Vom Verpflantzen der Baͤume ꝛc.
bohret in die Erde/ daß die Zwiebel oder Wurtzel
recht in die Mitten kommet/ grabet mit einer ſchma-
len Hand-Spade ein wenig Erde zur Seiten aus/
biß ihr damit unter den Bohrer kommet/ ſtechet
dann die Spade unter den Bohrer/ und hebet alſo
die Erde mit dem Bohrer aus/ machet eine Grube/
da die Blume wieder ſtehen ſoll/ ſo groß der Bohrer
in der Runde iſt/ ſetzet in ſolche den Bohrer/ mit der
darein gefaſten Blume und Erde/ ziehet den Drat
aus dem Bohrer/ ſo entſchlieſſet er ſich/ ziehet ihn
behutſam wieder heraus/ ſo bleibet die Blume mit
der daran haͤngenden Erde ſtehen/ welche ihr alsdann
mit anderer Erde herum zufuͤllet.

Oder findet ihr in einen fremden Garten ſchoͤne
Tulpen/ die ihr nicht habt in der Bluͤthe ſtehen/ und
koͤnnet ſelbige habhafft werden/ ſo habt ihr eben nicht
noͤhtig/ damit ihr nicht eine ſchlechte alsdan dafuͤr
bekommet/ mit deren Ausnahme/ biß ſie verbluͤhet/
zu warten/ ſondern nehmt ſie gleich aus der Erde/
bringt ſie in ein Gemach/ da ſie etwas Lufft haben
kan/ und druͤcket deren Stengel oben auff gerad un-
ter der Blumen mit zweyen Fingern dergeſtalt/ da-
mit der Stengel etwas welck wird/ henget hernach
die Blume ſammt den Stengel und Zwibel an ei-
nen Faden/ alſo/ daß die Blume gegen den Boden
und die Zwiebel uͤber ſich ſiehet/ dann dadurch ziehet
die Zwiebel allgemach die Krafft aus dem Stengel
zu ſich/ daß ihr ſie auff ſolche Weiſe wohl fuͤnff oder
ſechs Monat gut und friſch erhalten koͤnnet.

Auch koͤnnet ihr wohl eine ſolche Blumen-tra-
gende Tulpe alſo fort mit der Zwiebel ohne Scha-

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0068" n="52"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Cap. X.</hi><hi rendition="#b">Vom Verpflantzen der Ba&#x0364;ume &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
bohret in die Erde/ daß die Zwiebel oder Wurtzel<lb/>
recht in die Mitten kommet/ grabet mit einer &#x017F;chma-<lb/>
len Hand-Spade ein wenig Erde zur Seiten aus/<lb/>
biß ihr damit unter den Bohrer kommet/ &#x017F;techet<lb/>
dann die Spade unter den Bohrer/ und hebet al&#x017F;o<lb/>
die Erde mit dem Bohrer aus/ machet eine Grube/<lb/>
da die Blume wieder &#x017F;tehen &#x017F;oll/ &#x017F;o groß der Bohrer<lb/>
in der Runde i&#x017F;t/ &#x017F;etzet in &#x017F;olche den Bohrer/ mit der<lb/>
darein gefa&#x017F;ten Blume und Erde/ ziehet den Drat<lb/>
aus dem Bohrer/ &#x017F;o ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et er &#x017F;ich/ ziehet ihn<lb/>
behut&#x017F;am wieder heraus/ &#x017F;o bleibet die Blume mit<lb/>
der daran ha&#x0364;ngenden Erde &#x017F;tehen/ welche ihr alsdann<lb/>
mit anderer Erde herum zufu&#x0364;llet.</p><lb/>
        <p>Oder findet ihr in einen fremden Garten &#x017F;cho&#x0364;ne<lb/>
Tulpen/ die ihr nicht habt in der Blu&#x0364;the &#x017F;tehen/ und<lb/>
ko&#x0364;nnet &#x017F;elbige habhafft werden/ &#x017F;o habt ihr eben nicht<lb/>
no&#x0364;htig/ damit ihr nicht eine &#x017F;chlechte alsdan dafu&#x0364;r<lb/>
bekommet/ mit deren Ausnahme/ biß &#x017F;ie verblu&#x0364;het/<lb/>
zu warten/ &#x017F;ondern nehmt &#x017F;ie gleich aus der Erde/<lb/>
bringt &#x017F;ie in ein Gemach/ da &#x017F;ie etwas Lufft haben<lb/>
kan/ und dru&#x0364;cket deren Stengel oben auff gerad un-<lb/>
ter der Blumen mit zweyen Fingern derge&#x017F;talt/ da-<lb/>
mit der Stengel etwas welck wird/ henget hernach<lb/>
die Blume &#x017F;ammt den Stengel und Zwibel an ei-<lb/>
nen Faden/ al&#x017F;o/ daß die Blume gegen den Boden<lb/>
und die Zwiebel u&#x0364;ber &#x017F;ich &#x017F;iehet/ dann dadurch ziehet<lb/>
die Zwiebel allgemach die Krafft aus dem Stengel<lb/>
zu &#x017F;ich/ daß ihr &#x017F;ie auff &#x017F;olche Wei&#x017F;e wohl fu&#x0364;nff oder<lb/>
&#x017F;echs Monat gut und fri&#x017F;ch erhalten ko&#x0364;nnet.</p><lb/>
        <p>Auch ko&#x0364;nnet ihr wohl eine &#x017F;olche Blumen-tra-<lb/>
gende Tulpe al&#x017F;o fort mit der Zwiebel ohne Scha-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0068] Cap. X. Vom Verpflantzen der Baͤume ꝛc. bohret in die Erde/ daß die Zwiebel oder Wurtzel recht in die Mitten kommet/ grabet mit einer ſchma- len Hand-Spade ein wenig Erde zur Seiten aus/ biß ihr damit unter den Bohrer kommet/ ſtechet dann die Spade unter den Bohrer/ und hebet alſo die Erde mit dem Bohrer aus/ machet eine Grube/ da die Blume wieder ſtehen ſoll/ ſo groß der Bohrer in der Runde iſt/ ſetzet in ſolche den Bohrer/ mit der darein gefaſten Blume und Erde/ ziehet den Drat aus dem Bohrer/ ſo entſchlieſſet er ſich/ ziehet ihn behutſam wieder heraus/ ſo bleibet die Blume mit der daran haͤngenden Erde ſtehen/ welche ihr alsdann mit anderer Erde herum zufuͤllet. Oder findet ihr in einen fremden Garten ſchoͤne Tulpen/ die ihr nicht habt in der Bluͤthe ſtehen/ und koͤnnet ſelbige habhafft werden/ ſo habt ihr eben nicht noͤhtig/ damit ihr nicht eine ſchlechte alsdan dafuͤr bekommet/ mit deren Ausnahme/ biß ſie verbluͤhet/ zu warten/ ſondern nehmt ſie gleich aus der Erde/ bringt ſie in ein Gemach/ da ſie etwas Lufft haben kan/ und druͤcket deren Stengel oben auff gerad un- ter der Blumen mit zweyen Fingern dergeſtalt/ da- mit der Stengel etwas welck wird/ henget hernach die Blume ſammt den Stengel und Zwibel an ei- nen Faden/ alſo/ daß die Blume gegen den Boden und die Zwiebel uͤber ſich ſiehet/ dann dadurch ziehet die Zwiebel allgemach die Krafft aus dem Stengel zu ſich/ daß ihr ſie auff ſolche Weiſe wohl fuͤnff oder ſechs Monat gut und friſch erhalten koͤnnet. Auch koͤnnet ihr wohl eine ſolche Blumen-tra- gende Tulpe alſo fort mit der Zwiebel ohne Scha- den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Erfurt wurde erschlossen (vgl… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/68
Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/68>, abgerufen am 21.11.2024.