auf so lange sie will. Es lebt in Gesellschaft mit den verständigsten, schönsten, witzigsten, und sinnreichsten; erzieht seine Kinder mit Lust, als freywillige Kinder der Liebe; erhöht sich zum Manne: da es hingegen im Ehestande wie eine Sklavin weggefangen worden wäre, nichts mehr vermöchte nach Gesetz und Gewohnheit, und sich endlich von dem kleinen Sultan selbst, wel- chem es sich aufgeopfert hätte, verachtet sehen müßte; ohn einem andern Vortreflichen seine Hochachtung wirklich auf eine seelenhafte Art, nicht bloß mit Tand und Worten, erkennen geben zu dürfen."
"Ich werde dieß einem Prospero nicht weiter auseinander zu setzen brauchen; und fer- ner nicht, ob das Wohl des Staats oder Gan- zen dadurch gewinnt oder verliert. Die etwa- nige Sünde kann man sich ja vergeben las- sen! und eigentlich ist es bey uns nicht ein- mal eine gegen das sechste Gebot: sonst wür-
den
Ardinghello 2ter B. D
auf ſo lange ſie will. Es lebt in Geſellſchaft mit den verſtaͤndigſten, ſchoͤnſten, witzigſten, und ſinnreichſten; erzieht ſeine Kinder mit Luſt, als freywillige Kinder der Liebe; erhoͤht ſich zum Manne: da es hingegen im Eheſtande wie eine Sklavin weggefangen worden waͤre, nichts mehr vermoͤchte nach Geſetz und Gewohnheit, und ſich endlich von dem kleinen Sultan ſelbſt, wel- chem es ſich aufgeopfert haͤtte, verachtet ſehen muͤßte; ohn einem andern Vortreflichen ſeine Hochachtung wirklich auf eine ſeelenhafte Art, nicht bloß mit Tand und Worten, erkennen geben zu duͤrfen.“
„Ich werde dieß einem Prospero nicht weiter auseinander zu ſetzen brauchen; und fer- ner nicht, ob das Wohl des Staats oder Gan- zen dadurch gewinnt oder verliert. Die etwa- nige Suͤnde kann man ſich ja vergeben laſ- ſen! und eigentlich iſt es bey uns nicht ein- mal eine gegen das ſechſte Gebot: ſonſt wuͤr-
den
Ardinghello 2ter B. D
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auf ſo lange ſie will. Es lebt in Geſellſchaft mit
den verſtaͤndigſten, ſchoͤnſten, witzigſten, und
ſinnreichſten; erzieht ſeine Kinder mit Luſt, als
freywillige Kinder der Liebe; erhoͤht ſich zum
Manne: da es hingegen im Eheſtande wie eine
Sklavin weggefangen worden waͤre, nichts mehr
vermoͤchte nach Geſetz und Gewohnheit, und
ſich endlich von dem kleinen Sultan ſelbſt, wel-
chem es ſich aufgeopfert haͤtte, verachtet ſehen
muͤßte; ohn einem andern Vortreflichen ſeine
Hochachtung wirklich auf eine ſeelenhafte Art,
nicht bloß mit Tand und Worten, erkennen geben
zu duͤrfen.“
„Ich werde dieß einem Prospero nicht
weiter auseinander zu ſetzen brauchen; und fer-
ner nicht, ob das Wohl des Staats oder Gan-
zen dadurch gewinnt oder verliert. Die etwa-
nige Suͤnde kann man ſich ja vergeben laſ-
ſen! und eigentlich iſt es bey uns nicht ein-
mal eine gegen das ſechſte Gebot: ſonſt wuͤr-
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/57>, abgerufen am 21.11.2024.
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