sein Arm ist ein Meisterstück von Wuth der Quaal. Der Kopf des Weibes, welches ihn mit der Hand hält, voll Angst und blasser Me- lancholie, rührt bis zur Bangigkeit.
Oben auf dem Berge wird der göttliche Jüngling, der das menschliche Geschlecht von seinem Elende befreyt, und auf welchen die un- tern Gefährten zeigen, in Verzückung emporge- hoben vom Boden, und ihn umschweben die größten Geister der Vorwelt herab vom Him- mel. Die eingeschlummerten Begleiter erwa- chen auf der Anhöhe von der Gluth der Begei- sterung.
Jede Gestalt ist äußerst rein und bestimmt, individuell, voll Physiognomie und Schönheit in großen Formen. Dabey sind die Köpfe doch fast alle Natur aus der Römischen Welt, und täu- schen deßwegen so sehr. Ein Fremder kann es nicht so genießen, wie einer, der diese kennt.
Man
Ardinghello 2 B. C
ſein Arm iſt ein Meiſterſtuͤck von Wuth der Quaal. Der Kopf des Weibes, welches ihn mit der Hand haͤlt, voll Angſt und blaſſer Me- lancholie, ruͤhrt bis zur Bangigkeit.
Oben auf dem Berge wird der goͤttliche Juͤngling, der das menſchliche Geſchlecht von ſeinem Elende befreyt, und auf welchen die un- tern Gefaͤhrten zeigen, in Verzuͤckung emporge- hoben vom Boden, und ihn umſchweben die groͤßten Geiſter der Vorwelt herab vom Him- mel. Die eingeſchlummerten Begleiter erwa- chen auf der Anhoͤhe von der Gluth der Begei- ſterung.
Jede Geſtalt iſt aͤußerſt rein und beſtimmt, individuell, voll Phyſiognomie und Schoͤnheit in großen Formen. Dabey ſind die Koͤpfe doch faſt alle Natur aus der Roͤmiſchen Welt, und taͤu- ſchen deßwegen ſo ſehr. Ein Fremder kann es nicht ſo genießen, wie einer, der dieſe kennt.
Man
Ardinghello 2 B. C
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0041"n="33"/>ſein Arm iſt ein Meiſterſtuͤck von Wuth der<lb/>
Quaal. Der Kopf des Weibes, welches ihn<lb/>
mit der Hand haͤlt, voll Angſt und blaſſer Me-<lb/>
lancholie, ruͤhrt bis zur Bangigkeit.</p><lb/><p>Oben auf dem Berge wird der goͤttliche<lb/>
Juͤngling, der das menſchliche Geſchlecht von<lb/>ſeinem Elende befreyt, und auf welchen die un-<lb/>
tern Gefaͤhrten zeigen, in Verzuͤckung emporge-<lb/>
hoben vom Boden, und ihn umſchweben die<lb/>
groͤßten Geiſter der Vorwelt herab vom Him-<lb/>
mel. Die eingeſchlummerten Begleiter erwa-<lb/>
chen auf der Anhoͤhe von der Gluth der Begei-<lb/>ſterung.</p><lb/><p>Jede Geſtalt iſt aͤußerſt rein und beſtimmt,<lb/>
individuell, voll Phyſiognomie und Schoͤnheit in<lb/>
großen Formen. Dabey ſind die Koͤpfe doch faſt<lb/>
alle Natur aus der Roͤmiſchen Welt, und taͤu-<lb/>ſchen deßwegen ſo ſehr. Ein Fremder kann<lb/>
es nicht ſo genießen, wie einer, der dieſe<lb/>
kennt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Ardinghello 2 B.</hi> C</fw><fwplace="bottom"type="catch">Man</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[33/0041]
ſein Arm iſt ein Meiſterſtuͤck von Wuth der
Quaal. Der Kopf des Weibes, welches ihn
mit der Hand haͤlt, voll Angſt und blaſſer Me-
lancholie, ruͤhrt bis zur Bangigkeit.
Oben auf dem Berge wird der goͤttliche
Juͤngling, der das menſchliche Geſchlecht von
ſeinem Elende befreyt, und auf welchen die un-
tern Gefaͤhrten zeigen, in Verzuͤckung emporge-
hoben vom Boden, und ihn umſchweben die
groͤßten Geiſter der Vorwelt herab vom Him-
mel. Die eingeſchlummerten Begleiter erwa-
chen auf der Anhoͤhe von der Gluth der Begei-
ſterung.
Jede Geſtalt iſt aͤußerſt rein und beſtimmt,
individuell, voll Phyſiognomie und Schoͤnheit in
großen Formen. Dabey ſind die Koͤpfe doch faſt
alle Natur aus der Roͤmiſchen Welt, und taͤu-
ſchen deßwegen ſo ſehr. Ein Fremder kann
es nicht ſo genießen, wie einer, der dieſe
kennt.
Man
Ardinghello 2 B. C
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/41>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.