Uebrigens sieht man recht im Vatikan, daß er mit den vorzüglichsten Personen seines Zeitalters umging; und ihre Gestalten, Mienen und Gebehrden, Stellungen und Bewegungen, und den Reiz in den Gewändern seiner Kunst eigen machte. Welche Meisterstücke Archimed, Aristoteles, Plato, Pythagoras! seine Theolo- gen und Kirchenlehrer! Um sie so wohl zu fas- sen, dazu gehört gewiß ein verliebter Umgang mit großen Männern. Sappho, Laura, die drey Musen neben dem Apollo im Parnaß, Pindar, Horaz, welche Gestalten? Und wieder welch ein unschuldiges unbehülfliches und doch unbesorgtes Wesen in seinen Kindern zum Bey- spiel im Burgbrande!
Die Schönheit von Ausdruck und Empfin- dung hat er verstanden, wie keiner. Auch dem gemeinsten hat er immer einen Anstrich von Em- pfindung gegeben, ihn wie in Seele getunkt. Er konnte fast nichts anders machen; und die
gefüh-
Uebrigens ſieht man recht im Vatikan, daß er mit den vorzuͤglichſten Perſonen ſeines Zeitalters umging; und ihre Geſtalten, Mienen und Gebehrden, Stellungen und Bewegungen, und den Reiz in den Gewaͤndern ſeiner Kunſt eigen machte. Welche Meiſterſtuͤcke Archimed, Ariſtoteles, Plato, Pythagoras! ſeine Theolo- gen und Kirchenlehrer! Um ſie ſo wohl zu faſ- ſen, dazu gehoͤrt gewiß ein verliebter Umgang mit großen Maͤnnern. Sappho, Laura, die drey Muſen neben dem Apollo im Parnaß, Pindar, Horaz, welche Geſtalten? Und wieder welch ein unſchuldiges unbehuͤlfliches und doch unbeſorgtes Weſen in ſeinen Kindern zum Bey- ſpiel im Burgbrande!
Die Schoͤnheit von Ausdruck und Empfin- dung hat er verſtanden, wie keiner. Auch dem gemeinſten hat er immer einen Anſtrich von Em- pfindung gegeben, ihn wie in Seele getunkt. Er konnte faſt nichts anders machen; und die
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Uebrigens ſieht man recht im Vatikan,
daß er mit den vorzuͤglichſten Perſonen ſeines
Zeitalters umging; und ihre Geſtalten, Mienen
und Gebehrden, Stellungen und Bewegungen,
und den Reiz in den Gewaͤndern ſeiner Kunſt
eigen machte. Welche Meiſterſtuͤcke Archimed,
Ariſtoteles, Plato, Pythagoras! ſeine Theolo-
gen und Kirchenlehrer! Um ſie ſo wohl zu faſ-
ſen, dazu gehoͤrt gewiß ein verliebter Umgang
mit großen Maͤnnern. Sappho, Laura, die
drey Muſen neben dem Apollo im Parnaß,
Pindar, Horaz, welche Geſtalten? Und wieder
welch ein unſchuldiges unbehuͤlfliches und doch
unbeſorgtes Weſen in ſeinen Kindern zum Bey-
ſpiel im Burgbrande!
Die Schoͤnheit von Ausdruck und Empfin-
dung hat er verſtanden, wie keiner. Auch dem
gemeinſten hat er immer einen Anſtrich von Em-
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Er konnte faſt nichts anders machen; und die
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/35>, abgerufen am 24.11.2024.
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