Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Mannichfaltigkeit, vom leisen Lispel bis zum
Sturm, und in Läufen von erstaunlichem Um-
fang, jeder Ton perlenrein und herzig.

Den andern Abend hörten wir ein Lied von
unsrer Nachbarin, wozu sie sich auf einem Psal-
ter begleitete. Ihre Stimme ist nur schwach, ein-
fach, und von wenig vollen Tönen, aber silbern
und süß von Empfindung; was sie sang, war ein
Meisterstück spanischer Poesie, und wir haben
davon nur die ersten Strophen behalten.

Quando contemplo el cielo
de innumerables luces adornado;
y miro hazia el suelo
de noche rodeado
en suenno y en olvido sepultado:
El amor y la pena
despiertan en mi pecho un ansia ardiente,
despide larga vena
los ojos hechos fuerte,
O[ ]loarte, y digo al fin con voz doli[e]nte:
Mo-
X 3

Mannichfaltigkeit, vom leiſen Lispel bis zum
Sturm, und in Laͤufen von erſtaunlichem Um-
fang, jeder Ton perlenrein und herzig.

Den andern Abend hoͤrten wir ein Lied von
unſrer Nachbarin, wozu ſie ſich auf einem Pſal-
ter begleitete. Ihre Stimme iſt nur ſchwach, ein-
fach, und von wenig vollen Toͤnen, aber ſilbern
und ſuͤß von Empfindung; was ſie ſang, war ein
Meiſterſtuͤck ſpaniſcher Poeſie, und wir haben
davon nur die erſten Strophen behalten.

Quando contemplo el cielo
de innumerables luces adornado;
y miro hazia el ſuelo
de noche rodeado
en ſueño y en olvido ſepultado:
El amor y la pena
deſpiertan en mi pecho un anſia ardiente,
deſpide larga vena
los ojos hechos fuerte,
O[ ]loarte, y digo al fin con voz doli[e]nte:
Mo-
X 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0333" n="325"/>
Mannichfaltigkeit, vom lei&#x017F;en Lispel bis zum<lb/>
Sturm, und in La&#x0364;ufen von er&#x017F;taunlichem Um-<lb/>
fang, jeder Ton perlenrein und herzig.</p><lb/>
          <p>Den andern Abend ho&#x0364;rten wir ein Lied von<lb/>
un&#x017F;rer Nachbarin, wozu &#x017F;ie &#x017F;ich auf einem P&#x017F;al-<lb/>
ter begleitete. Ihre Stimme i&#x017F;t nur &#x017F;chwach, ein-<lb/>
fach, und von wenig vollen To&#x0364;nen, aber &#x017F;ilbern<lb/>
und &#x017F;u&#x0364;ß von Empfindung; was &#x017F;ie &#x017F;ang, war ein<lb/>
Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;ck &#x017F;pani&#x017F;cher Poe&#x017F;ie, und wir haben<lb/>
davon nur die er&#x017F;ten Strophen behalten.</p><lb/>
          <quote>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l> <hi rendition="#aq">Quando contemplo el cielo</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">de innumerables luces adornado;</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">y miro hazia el &#x017F;uelo</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">de noche rodeado</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">en &#x017F;ueño y en olvido &#x017F;epultado:</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l> <hi rendition="#aq">El amor y la pena</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">de&#x017F;piertan en mi pecho un an&#x017F;ia ardiente,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">de&#x017F;pide larga vena</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">los ojos hechos fuerte,</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">O<supplied> </supplied>loarte, y digo al fin con voz doli<supplied>e</supplied>nte:</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">X 3</fw>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Mo-</hi> </fw><lb/>
              <l>
</l>
            </lg>
          </quote>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[325/0333] Mannichfaltigkeit, vom leiſen Lispel bis zum Sturm, und in Laͤufen von erſtaunlichem Um- fang, jeder Ton perlenrein und herzig. Den andern Abend hoͤrten wir ein Lied von unſrer Nachbarin, wozu ſie ſich auf einem Pſal- ter begleitete. Ihre Stimme iſt nur ſchwach, ein- fach, und von wenig vollen Toͤnen, aber ſilbern und ſuͤß von Empfindung; was ſie ſang, war ein Meiſterſtuͤck ſpaniſcher Poeſie, und wir haben davon nur die erſten Strophen behalten. Quando contemplo el cielo de innumerables luces adornado; y miro hazia el ſuelo de noche rodeado en ſueño y en olvido ſepultado: El amor y la pena deſpiertan en mi pecho un anſia ardiente, deſpide larga vena los ojos hechos fuerte, O loarte, y digo al fin con voz doliente: Mo- X 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/333
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/333>, abgerufen am 26.11.2024.