[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.Nehmen wir zum Beyspiel ein Lied der Bey denselben Worten wüthet ein Neapo- Außerdem lieben wenige immer überein- Dichter und Mahler und Tonkünstler neh- Die
Nehmen wir zum Beyſpiel ein Lied der Bey denſelben Worten wuͤthet ein Neapo- Außerdem lieben wenige immer uͤberein- Dichter und Mahler und Tonkuͤnſtler neh- Die
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Nehmen wir zum Beyſpiel ein Lied der
Liebe!
Bey denſelben Worten wuͤthet ein Neapo-
litaner: und ein andrer im Gletſchereiſe der Al-
pen bleibt ganz gelaſſen.
Außerdem lieben wenige immer uͤberein-
ſtark ſchon bey derſelben Perſon; und es wird
anders geliebt bey einer blonden und ſchwarzen,
einer Sizilianerin von zwoͤlf Jahren und
einer Nordiſchen Patriarchin. Und dieſe ſelbſt
lieben wieder anders Knaben, Juͤnglinge, Maͤn-
ner und Greiſe.
Dichter und Mahler und Tonkuͤnſtler neh-
men von allem dieſen das Vollkommenſte, was
am allgemeinſten wirkt; welches aber weder
Rechenmeiſter noch Philoſoph zu keinem Zeit-
alter beſtimmt feſtſetzen konnten. Und dieß
hat die Natur ſehr weislich eingerichtet; ſonſt
wuͤrde unſer Vergnuͤgen ſehr eingeſchraͤnkt ſeyn,
oder bald ein Ende haben.
Die
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Zitationshilfe: | [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/280>, abgerufen am 16.02.2025. |