und sie zernichten, so bald sie nicht mehr dazu taugen, oder in Sklaverey taugen können, und alle Traurigkeit fliehen, predigt die Natur. Und dann, nichts unnützes heischen und be- ginnen.
Alles Wesen ist frey, so bald es frey seyn will; das ist, es kann für sich allein handeln, und reißt sich los, so bald es kein Vergnügen mehr in der Verbindung hat. Tyranney dauert höchstens überall nur bis auf den Grad, wo die letzte Lust wegfällt. Unser kleines Ganzes ver- liert sich bald mit allen seinen Folgen im Unend- lichen; aber Wesen kann von keinem Gott ver- nichtet werden. Dieß ist der Grundpfeiler des Adels und der Stärke bey tiefen Gefühlen. Zer- trümmre mich tausendmal mit Blitzen und Wet- terkeilen! ich stehe immer jung wieder auf. Aber du verlangst nichts von mir, was ich dir versa- gen könnte; und ich kann dir nichts zuwider thun. Was ich thue, thu ich durch dich.
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und ſie zernichten, ſo bald ſie nicht mehr dazu taugen, oder in Sklaverey taugen koͤnnen, und alle Traurigkeit fliehen, predigt die Natur. Und dann, nichts unnuͤtzes heiſchen und be- ginnen.
Alles Weſen iſt frey, ſo bald es frey ſeyn will; das iſt, es kann fuͤr ſich allein handeln, und reißt ſich los, ſo bald es kein Vergnuͤgen mehr in der Verbindung hat. Tyranney dauert hoͤchſtens uͤberall nur bis auf den Grad, wo die letzte Luſt wegfaͤllt. Unſer kleines Ganzes ver- liert ſich bald mit allen ſeinen Folgen im Unend- lichen; aber Weſen kann von keinem Gott ver- nichtet werden. Dieß iſt der Grundpfeiler des Adels und der Staͤrke bey tiefen Gefuͤhlen. Zer- truͤmmre mich tauſendmal mit Blitzen und Wet- terkeilen! ich ſtehe immer jung wieder auf. Aber du verlangſt nichts von mir, was ich dir verſa- gen koͤnnte; und ich kann dir nichts zuwider thun. Was ich thue, thu ich durch dich.
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und ſie zernichten, ſo bald ſie nicht mehr dazu
taugen, oder in Sklaverey taugen koͤnnen, und
alle Traurigkeit fliehen, predigt die Natur.
Und dann, nichts unnuͤtzes heiſchen und be-
ginnen.
Alles Weſen iſt frey, ſo bald es frey ſeyn
will; das iſt, es kann fuͤr ſich allein handeln,
und reißt ſich los, ſo bald es kein Vergnuͤgen
mehr in der Verbindung hat. Tyranney dauert
hoͤchſtens uͤberall nur bis auf den Grad, wo die
letzte Luſt wegfaͤllt. Unſer kleines Ganzes ver-
liert ſich bald mit allen ſeinen Folgen im Unend-
lichen; aber Weſen kann von keinem Gott ver-
nichtet werden. Dieß iſt der Grundpfeiler des
Adels und der Staͤrke bey tiefen Gefuͤhlen. Zer-
truͤmmre mich tauſendmal mit Blitzen und Wet-
terkeilen! ich ſtehe immer jung wieder auf. Aber
du verlangſt nichts von mir, was ich dir verſa-
gen koͤnnte; und ich kann dir nichts zuwider thun.
Was ich thue, thu ich durch dich.
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/244>, abgerufen am 21.11.2024.
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