Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Ardinghello. Aber wieder alle Gattun-
gen von Thieren und Pflanzen, Paar und
Paar von dem Grashälmchen an bis zum Men-
schen? Männchen und Weibchen, wie wollt ihr
dieß erklären?

Macht der Verstand in den Elementen al-
lein Mann und Weib: so muß einmal, nach
dem komischen Einfall des Aristophanes beym
Plato, Mann und Weib bey allen Gattungen
zusammen gewachsen gewesen seyn, und ein Gan-
zes gebildet haben: sonst bleibts unerklärlich,
wie die Geschöpfe sich aus sich selbst so ver-
schieden, und doch paarweise sollten geformt
haben.

Demetri. Man kann gewiß leichter über
diese Dinge schreiben, als ein Gespräch führen!
Dort läßt man solche Fragen aus, und ich habe
noch bey keinem Weisen hierüber eine Antwort
aus bloßer Vernunft gefunden. Weil ich aber
einmal, wie einst der Platonische Sokrates, die

Löwen-

Ardinghello. Aber wieder alle Gattun-
gen von Thieren und Pflanzen, Paar und
Paar von dem Grashaͤlmchen an bis zum Men-
ſchen? Maͤnnchen und Weibchen, wie wollt ihr
dieß erklaͤren?

Macht der Verſtand in den Elementen al-
lein Mann und Weib: ſo muß einmal, nach
dem komiſchen Einfall des Ariſtophanes beym
Plato, Mann und Weib bey allen Gattungen
zuſammen gewachſen geweſen ſeyn, und ein Gan-
zes gebildet haben: ſonſt bleibts unerklaͤrlich,
wie die Geſchoͤpfe ſich aus ſich ſelbſt ſo ver-
ſchieden, und doch paarweiſe ſollten geformt
haben.

Demetri. Man kann gewiß leichter uͤber
dieſe Dinge ſchreiben, als ein Geſpraͤch fuͤhren!
Dort laͤßt man ſolche Fragen aus, und ich habe
noch bey keinem Weiſen hieruͤber eine Antwort
aus bloßer Vernunft gefunden. Weil ich aber
einmal, wie einſt der Platoniſche Sokrates, die

Loͤwen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0199" n="191"/>
          <p><hi rendition="#fr">Ardinghello</hi>. Aber wieder alle Gattun-<lb/>
gen von Thieren und Pflanzen, Paar und<lb/>
Paar von dem Grasha&#x0364;lmchen an bis zum Men-<lb/>
&#x017F;chen? Ma&#x0364;nnchen und Weibchen, wie wollt ihr<lb/>
dieß erkla&#x0364;ren?</p><lb/>
          <p>Macht der Ver&#x017F;tand in den Elementen al-<lb/>
lein Mann und Weib: &#x017F;o muß einmal, nach<lb/>
dem komi&#x017F;chen Einfall des Ari&#x017F;tophanes beym<lb/>
Plato, Mann und Weib bey allen Gattungen<lb/>
zu&#x017F;ammen gewach&#x017F;en gewe&#x017F;en &#x017F;eyn, und ein Gan-<lb/>
zes gebildet haben: &#x017F;on&#x017F;t bleibts unerkla&#x0364;rlich,<lb/>
wie die Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe &#x017F;ich aus &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o ver-<lb/>
&#x017F;chieden, und doch paarwei&#x017F;e &#x017F;ollten geformt<lb/>
haben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Demetri</hi>. Man kann gewiß leichter u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;e Dinge &#x017F;chreiben, als ein Ge&#x017F;pra&#x0364;ch fu&#x0364;hren!<lb/>
Dort la&#x0364;ßt man &#x017F;olche Fragen aus, und ich habe<lb/>
noch bey keinem Wei&#x017F;en hieru&#x0364;ber eine Antwort<lb/>
aus bloßer Vernunft gefunden. Weil ich aber<lb/>
einmal, wie ein&#x017F;t der Platoni&#x017F;che Sokrates, die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Lo&#x0364;wen-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0199] Ardinghello. Aber wieder alle Gattun- gen von Thieren und Pflanzen, Paar und Paar von dem Grashaͤlmchen an bis zum Men- ſchen? Maͤnnchen und Weibchen, wie wollt ihr dieß erklaͤren? Macht der Verſtand in den Elementen al- lein Mann und Weib: ſo muß einmal, nach dem komiſchen Einfall des Ariſtophanes beym Plato, Mann und Weib bey allen Gattungen zuſammen gewachſen geweſen ſeyn, und ein Gan- zes gebildet haben: ſonſt bleibts unerklaͤrlich, wie die Geſchoͤpfe ſich aus ſich ſelbſt ſo ver- ſchieden, und doch paarweiſe ſollten geformt haben. Demetri. Man kann gewiß leichter uͤber dieſe Dinge ſchreiben, als ein Geſpraͤch fuͤhren! Dort laͤßt man ſolche Fragen aus, und ich habe noch bey keinem Weiſen hieruͤber eine Antwort aus bloßer Vernunft gefunden. Weil ich aber einmal, wie einſt der Platoniſche Sokrates, die Loͤwen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/199
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/199>, abgerufen am 21.11.2024.