wie das Theilchen; eins wirkt und regt sich wie das andre, jedes Gefühl blitzt durch das ganze All. Was das eine angeht, das geht auch das andre an; es ist eins so mächtig, so ungeheuer und unermeßlich groß, wenn man eine solche Größe annehmen will, wie das andre. Die Mee- re und Tiefen von ursprünglichen Elementen sind es, woraus wir immer neu strömen und zusam- menrollen; und unsre Urnatur ist unendlich göttlicher und erhabner, als das augenblicklich zusammengeballte Eins verschiedner Kräfte; nach dem hohen Plato nur eine Stockung im unsterb- lichen Flusse der Glückseeligkeit.
Ardinghello. Aber daß etwas seyn muß, was das Weltall zusammenhält, ist wohl klar genug! eine unbekannte Ursache an und für sich, doch bekannt in ihren Wirkungen; ein Wesen, das die andern Elemente zusammenbändigt von ihrem Schlafe zum Leben, zur Existenz, zur Har- monie und Einheit.
Wenn
wie das Theilchen; eins wirkt und regt ſich wie das andre, jedes Gefuͤhl blitzt durch das ganze All. Was das eine angeht, das geht auch das andre an; es iſt eins ſo maͤchtig, ſo ungeheuer und unermeßlich groß, wenn man eine ſolche Groͤße annehmen will, wie das andre. Die Mee- re und Tiefen von urſpruͤnglichen Elementen ſind es, woraus wir immer neu ſtroͤmen und zuſam- menrollen; und unſre Urnatur iſt unendlich goͤttlicher und erhabner, als das augenblicklich zuſammengeballte Eins verſchiedner Kraͤfte; nach dem hohen Plato nur eine Stockung im unſterb- lichen Fluſſe der Gluͤckſeeligkeit.
Ardinghello. Aber daß etwas ſeyn muß, was das Weltall zuſammenhaͤlt, iſt wohl klar genug! eine unbekannte Urſache an und fuͤr ſich, doch bekannt in ihren Wirkungen; ein Weſen, das die andern Elemente zuſammenbaͤndigt von ihrem Schlafe zum Leben, zur Exiſtenz, zur Har- monie und Einheit.
Wenn
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wie das Theilchen; eins wirkt und regt ſich wie
das andre, jedes Gefuͤhl blitzt durch das ganze
All. Was das eine angeht, das geht auch das
andre an; es iſt eins ſo maͤchtig, ſo ungeheuer
und unermeßlich groß, wenn man eine ſolche
Groͤße annehmen will, wie das andre. Die Mee-
re und Tiefen von urſpruͤnglichen Elementen ſind
es, woraus wir immer neu ſtroͤmen und zuſam-
menrollen; und unſre Urnatur iſt unendlich
goͤttlicher und erhabner, als das augenblicklich
zuſammengeballte Eins verſchiedner Kraͤfte; nach
dem hohen Plato nur eine Stockung im unſterb-
lichen Fluſſe der Gluͤckſeeligkeit.
Ardinghello. Aber daß etwas ſeyn muß,
was das Weltall zuſammenhaͤlt, iſt wohl klar
genug! eine unbekannte Urſache an und fuͤr ſich,
doch bekannt in ihren Wirkungen; ein Weſen,
das die andern Elemente zuſammenbaͤndigt von
ihrem Schlafe zum Leben, zur Exiſtenz, zur Har-
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/162>, abgerufen am 24.11.2024.
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