alles Lebendige erfrieren, zu todten Klumpen er- starren müßte, wenn nichts von ihren Strahlen zurückbliebe, wird ihm wohl einmal im Winter die Bedenklichkeit gehoben haben. Vielleicht schloß er gar noch ferner, daß alles Licht und al- les Feuer und alle Wärme auf unserm kleinen Erdboden bloß in Materie gefahrne Strahlen der göttlichen und der Gestirne sind, die jene, von nichts gehemmt, durchdringen, regen, rich- ten; woher alles einzelne Lebendige denn Bil- dung, Form, und sein Recht hat; bis sie wie- der von andern aufgenommen werden, oder sich selbst absondern in Rückerinnerung der alten überschwenglichen Wonne; und daß die Mas- sen und Körper, die deren am mehrsten enthal- ten, die lebendigsten sind. Wenigstens ist dieß der Grundstoff zu seinem glänzenden theologi- schen System, worüber Julian noch abtrün- nig wurde."
"Ue-
alles Lebendige erfrieren, zu todten Klumpen er- ſtarren muͤßte, wenn nichts von ihren Strahlen zuruͤckbliebe, wird ihm wohl einmal im Winter die Bedenklichkeit gehoben haben. Vielleicht ſchloß er gar noch ferner, daß alles Licht und al- les Feuer und alle Waͤrme auf unſerm kleinen Erdboden bloß in Materie gefahrne Strahlen der goͤttlichen und der Geſtirne ſind, die jene, von nichts gehemmt, durchdringen, regen, rich- ten; woher alles einzelne Lebendige denn Bil- dung, Form, und ſein Recht hat; bis ſie wie- der von andern aufgenommen werden, oder ſich ſelbſt abſondern in Ruͤckerinnerung der alten uͤberſchwenglichen Wonne; und daß die Maſ- ſen und Koͤrper, die deren am mehrſten enthal- ten, die lebendigſten ſind. Wenigſtens iſt dieß der Grundſtoff zu ſeinem glaͤnzenden theologi- ſchen Syſtem, woruͤber Julian noch abtruͤn- nig wurde.“
„Ue-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0146"n="138"/>
alles Lebendige erfrieren, zu todten Klumpen er-<lb/>ſtarren muͤßte, wenn nichts von ihren Strahlen<lb/>
zuruͤckbliebe, wird ihm wohl einmal im Winter<lb/>
die Bedenklichkeit gehoben haben. Vielleicht<lb/>ſchloß er gar noch ferner, daß alles Licht und al-<lb/>
les Feuer und alle Waͤrme auf unſerm kleinen<lb/>
Erdboden bloß in Materie gefahrne Strahlen<lb/>
der goͤttlichen und der Geſtirne ſind, die jene,<lb/>
von nichts gehemmt, durchdringen, regen, rich-<lb/>
ten; woher alles einzelne Lebendige denn Bil-<lb/>
dung, Form, und ſein Recht hat; bis ſie wie-<lb/>
der von andern aufgenommen werden, oder ſich<lb/>ſelbſt abſondern in Ruͤckerinnerung der alten<lb/>
uͤberſchwenglichen Wonne; und daß die Maſ-<lb/>ſen und Koͤrper, die deren am mehrſten enthal-<lb/>
ten, die lebendigſten ſind. Wenigſtens iſt dieß<lb/>
der Grundſtoff zu ſeinem glaͤnzenden theologi-<lb/>ſchen Syſtem, woruͤber <hirendition="#fr">Julian</hi> noch abtruͤn-<lb/>
nig wurde.“</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">„Ue-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[138/0146]
alles Lebendige erfrieren, zu todten Klumpen er-
ſtarren muͤßte, wenn nichts von ihren Strahlen
zuruͤckbliebe, wird ihm wohl einmal im Winter
die Bedenklichkeit gehoben haben. Vielleicht
ſchloß er gar noch ferner, daß alles Licht und al-
les Feuer und alle Waͤrme auf unſerm kleinen
Erdboden bloß in Materie gefahrne Strahlen
der goͤttlichen und der Geſtirne ſind, die jene,
von nichts gehemmt, durchdringen, regen, rich-
ten; woher alles einzelne Lebendige denn Bil-
dung, Form, und ſein Recht hat; bis ſie wie-
der von andern aufgenommen werden, oder ſich
ſelbſt abſondern in Ruͤckerinnerung der alten
uͤberſchwenglichen Wonne; und daß die Maſ-
ſen und Koͤrper, die deren am mehrſten enthal-
ten, die lebendigſten ſind. Wenigſtens iſt dieß
der Grundſtoff zu ſeinem glaͤnzenden theologi-
ſchen Syſtem, woruͤber Julian noch abtruͤn-
nig wurde.“
„Ue-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/146>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.