[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.wie das allerheiligste der Gottheiten. Was dieß ren
wie das allerheiligſte der Gottheiten. Was dieß ren
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0126" n="118"/> wie das allerheiligſte der Gottheiten. Was dieß<lb/> fuͤr eine Ruh iſt! wie einen ſo nichts ſtoͤrt! wie<lb/> die Rundung mit Liebesarmen empfaͤngt, wie<lb/> ein leiſer Schatten einen umgibt, ſo daß man<lb/> das Gebaͤude ſelbſt nicht merkt! Oben Heiterkeit<lb/> und Freyheit, und unten Schoͤnheit. Ueberall<lb/> iſt der Tempel ſchoͤn und harmoniſch, man mag<lb/> ſich hinwenden, wo man will; uͤberall wie die<lb/> ſchoͤne Welt in ihren Kreiſen von Sonn und<lb/> Mond und Sternen. Endlich ſcheint alles le-<lb/> bendig zu werden, und die Kuppel ſich zu bewe-<lb/> gen, wenn man an dem reinen ſuͤßen Lichte des<lb/> Himmels oben durch die weite Oefnung ſich eine<lb/> Zeitlang weidet. So oft ich mich ſo ins Stille<lb/> hinſetze und meinem Gefuͤhl uͤberlaſſe, werd ich<lb/> da entzuͤckt, wie von einem Brunnquell unter<lb/> kuͤhlen Baͤumen zur heißen Zeit. Es iſt das<lb/> erhabenſte Gebaͤude, das ich kenne; ſelbſt<lb/> Schoͤpfung und nicht bloß Nachahmung. Die<lb/> Schoͤnheit voll Majeſtaͤt ſcheint alle Barba-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ren</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0126]
wie das allerheiligſte der Gottheiten. Was dieß
fuͤr eine Ruh iſt! wie einen ſo nichts ſtoͤrt! wie
die Rundung mit Liebesarmen empfaͤngt, wie
ein leiſer Schatten einen umgibt, ſo daß man
das Gebaͤude ſelbſt nicht merkt! Oben Heiterkeit
und Freyheit, und unten Schoͤnheit. Ueberall
iſt der Tempel ſchoͤn und harmoniſch, man mag
ſich hinwenden, wo man will; uͤberall wie die
ſchoͤne Welt in ihren Kreiſen von Sonn und
Mond und Sternen. Endlich ſcheint alles le-
bendig zu werden, und die Kuppel ſich zu bewe-
gen, wenn man an dem reinen ſuͤßen Lichte des
Himmels oben durch die weite Oefnung ſich eine
Zeitlang weidet. So oft ich mich ſo ins Stille
hinſetze und meinem Gefuͤhl uͤberlaſſe, werd ich
da entzuͤckt, wie von einem Brunnquell unter
kuͤhlen Baͤumen zur heißen Zeit. Es iſt das
erhabenſte Gebaͤude, das ich kenne; ſelbſt
Schoͤpfung und nicht bloß Nachahmung. Die
Schoͤnheit voll Majeſtaͤt ſcheint alle Barba-
ren
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/126 |
Zitationshilfe: | [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/126>, abgerufen am 16.02.2025. |