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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

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Rom, Dezember.

Nacht ist doch die schönste Beruhigung von Ge-
schäften; wo die Phantasie die freyesten Flüge
thut, und der Mensch am mehrsten seiner selbst
genießt. So raste ich jetzt hier oben auf der
Villa Medicis in meinem Zimmer. Rom schläft;
der blaue unermeßliche Aether schwebt darüber
wie eine Henne über ihren Küchlein, und blin-
kend hell Gestirn erleuchtet seelig die Gegenden.
Alles ist still; nur plätschern angenehm die
Springbrunnen: heilige Symbole des ewigen
Lebens in der Natur.

Mit der Einbildung überschau ich unter mir
den alten Campus Martius in der lieblichen
Dunkelheit: und mir fängt das Herz stärker an
zu schlagen, und Feuer rinnt durch meine Adern.
Hier balgt sich die Römische Jugend auf grünem
Rasen herum im Schatten hoher Platanusse,
und treibt ihre kriegerischen Spiele; dort schwim-

men
Rom, Dezember.

Nacht iſt doch die ſchoͤnſte Beruhigung von Ge-
ſchaͤften; wo die Phantaſie die freyeſten Fluͤge
thut, und der Menſch am mehrſten ſeiner ſelbſt
genießt. So raſte ich jetzt hier oben auf der
Villa Medicis in meinem Zimmer. Rom ſchlaͤft;
der blaue unermeßliche Aether ſchwebt daruͤber
wie eine Henne uͤber ihren Kuͤchlein, und blin-
kend hell Geſtirn erleuchtet ſeelig die Gegenden.
Alles iſt ſtill; nur plaͤtſchern angenehm die
Springbrunnen: heilige Symbole des ewigen
Lebens in der Natur.

Mit der Einbildung uͤberſchau ich unter mir
den alten Campus Martius in der lieblichen
Dunkelheit: und mir faͤngt das Herz ſtaͤrker an
zu ſchlagen, und Feuer rinnt durch meine Adern.
Hier balgt ſich die Roͤmiſche Jugend auf gruͤnem
Raſen herum im Schatten hoher Platanuſſe,
und treibt ihre kriegeriſchen Spiele; dort ſchwim-

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[111/0119] Rom, Dezember. Nacht iſt doch die ſchoͤnſte Beruhigung von Ge- ſchaͤften; wo die Phantaſie die freyeſten Fluͤge thut, und der Menſch am mehrſten ſeiner ſelbſt genießt. So raſte ich jetzt hier oben auf der Villa Medicis in meinem Zimmer. Rom ſchlaͤft; der blaue unermeßliche Aether ſchwebt daruͤber wie eine Henne uͤber ihren Kuͤchlein, und blin- kend hell Geſtirn erleuchtet ſeelig die Gegenden. Alles iſt ſtill; nur plaͤtſchern angenehm die Springbrunnen: heilige Symbole des ewigen Lebens in der Natur. Mit der Einbildung uͤberſchau ich unter mir den alten Campus Martius in der lieblichen Dunkelheit: und mir faͤngt das Herz ſtaͤrker an zu ſchlagen, und Feuer rinnt durch meine Adern. Hier balgt ſich die Roͤmiſche Jugend auf gruͤnem Raſen herum im Schatten hoher Platanuſſe, und treibt ihre kriegeriſchen Spiele; dort ſchwim- men

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/119>, abgerufen am 24.11.2024.