Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Aber leider mit euerm Licht in der Mahlerey
sieht es übel aus!"

"Und was man davon mahlen kann, fuhr
ich fort, dauert nur wenig Momente; die glück-
lichste Phantasie und Empfindung gehört dazu,
es aufzubewahren, nach Hause zu tragen; und
wunderbare Kunst, es täuschend langsam hinzu-
pinseln."

Wir gingen wieder hinunter; es war leer
geworden, und die übrigen zogen auch noch von
dannen. Endlich blieben ein halb Dutzend Mäd-
chen, und Demetri, und Tolomei, und ich.
Wir machten uns zusammen wieder auf den
Saal, eine auserlesene Gesellschaft. Die Mäd-
chen waren ächte Römerinnen an Wuchs und
Gestalt, mit der erhabnen antiken noch republi-
kanischen Gesichtsbildung, die auch auf fremde
Fürsten wie nur Barbaren herunter schaut. Sie

hät-

Aber leider mit euerm Licht in der Mahlerey
ſieht es uͤbel aus!“

„Und was man davon mahlen kann, fuhr
ich fort, dauert nur wenig Momente; die gluͤck-
lichſte Phantaſie und Empfindung gehoͤrt dazu,
es aufzubewahren, nach Hauſe zu tragen; und
wunderbare Kunſt, es taͤuſchend langſam hinzu-
pinſeln.“

Wir gingen wieder hinunter; es war leer
geworden, und die uͤbrigen zogen auch noch von
dannen. Endlich blieben ein halb Dutzend Maͤd-
chen, und Demetri, und Tolomei, und ich.
Wir machten uns zuſammen wieder auf den
Saal, eine auserleſene Geſellſchaft. Die Maͤd-
chen waren aͤchte Roͤmerinnen an Wuchs und
Geſtalt, mit der erhabnen antiken noch republi-
kaniſchen Geſichtsbildung, die auch auf fremde
Fuͤrſten wie nur Barbaren herunter ſchaut. Sie

haͤt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0408" n="402"/>
Aber leider mit euerm Licht in der Mahlerey<lb/>
&#x017F;ieht es u&#x0364;bel aus!&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Und was man davon mahlen kann, fuhr<lb/>
ich fort, dauert nur wenig Momente; die glu&#x0364;ck-<lb/>
lich&#x017F;te Phanta&#x017F;ie und Empfindung geho&#x0364;rt dazu,<lb/>
es aufzubewahren, nach Hau&#x017F;e zu tragen; und<lb/>
wunderbare Kun&#x017F;t, es ta&#x0364;u&#x017F;chend lang&#x017F;am hinzu-<lb/>
pin&#x017F;eln.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Wir gingen wieder hinunter; es war leer<lb/>
geworden, und die u&#x0364;brigen zogen auch noch von<lb/>
dannen. Endlich blieben ein halb Dutzend Ma&#x0364;d-<lb/>
chen, und Demetri, und Tolomei, und ich.<lb/>
Wir machten uns zu&#x017F;ammen wieder auf den<lb/>
Saal, eine auserle&#x017F;ene Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft. Die Ma&#x0364;d-<lb/>
chen waren a&#x0364;chte Ro&#x0364;merinnen an Wuchs und<lb/>
Ge&#x017F;talt, mit der erhabnen antiken noch republi-<lb/>
kani&#x017F;chen Ge&#x017F;ichtsbildung, die auch auf fremde<lb/>
Fu&#x0364;r&#x017F;ten wie nur Barbaren herunter &#x017F;chaut. Sie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ha&#x0364;t-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[402/0408] Aber leider mit euerm Licht in der Mahlerey ſieht es uͤbel aus!“ „Und was man davon mahlen kann, fuhr ich fort, dauert nur wenig Momente; die gluͤck- lichſte Phantaſie und Empfindung gehoͤrt dazu, es aufzubewahren, nach Hauſe zu tragen; und wunderbare Kunſt, es taͤuſchend langſam hinzu- pinſeln.“ Wir gingen wieder hinunter; es war leer geworden, und die uͤbrigen zogen auch noch von dannen. Endlich blieben ein halb Dutzend Maͤd- chen, und Demetri, und Tolomei, und ich. Wir machten uns zuſammen wieder auf den Saal, eine auserleſene Geſellſchaft. Die Maͤd- chen waren aͤchte Roͤmerinnen an Wuchs und Geſtalt, mit der erhabnen antiken noch republi- kaniſchen Geſichtsbildung, die auch auf fremde Fuͤrſten wie nur Barbaren herunter ſchaut. Sie haͤt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/408
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/408>, abgerufen am 23.11.2024.