viel mit ihrem Spiegel; und dieß muß man benutzen.
Auch der Herzog will mir wohl, vermuth- lich durch Sie. Ich habe schon verschiedne mahl mit ihm Schach spielen müssen, worin er sich ein- bildet ein großer Meister zu seyn. Ich verlor mit Fleiß das erste Spiel, und gab ihm Gelegen- heit zu feinen Zügen, die meine Stellung sehr spannten; doch macht ich ihm seinen Sieg noch sauer, welcher ihn dann höchlich freute. Das zweyte Spiel dreht ich so lange, bis keiner mehr gewinnen konnte; und überließ ihm wieder das dritte. Beym vierten und fünften aber macht ich den Herrn Schachmatt in einer Reihe von Kettenzügen, rühmte seine Geschicklichkeit, und entschuldigte ihn mit kleinen Versehen. Bis an den zehnten und zwölften Zug und in die Mitte spielt er in der That vortreflich, hat pünktliche Erfah- rung, und man muß bey jeder Art von Spiel wohl auf seiner Hut seyn; aber bey den Aus-
gän-
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viel mit ihrem Spiegel; und dieß muß man benutzen.
Auch der Herzog will mir wohl, vermuth- lich durch Sie. Ich habe ſchon verſchiedne mahl mit ihm Schach ſpielen muͤſſen, worin er ſich ein- bildet ein großer Meiſter zu ſeyn. Ich verlor mit Fleiß das erſte Spiel, und gab ihm Gelegen- heit zu feinen Zuͤgen, die meine Stellung ſehr ſpannten; doch macht ich ihm ſeinen Sieg noch ſauer, welcher ihn dann hoͤchlich freute. Das zweyte Spiel dreht ich ſo lange, bis keiner mehr gewinnen konnte; und uͤberließ ihm wieder das dritte. Beym vierten und fuͤnften aber macht ich den Herrn Schachmatt in einer Reihe von Kettenzuͤgen, ruͤhmte ſeine Geſchicklichkeit, und entſchuldigte ihn mit kleinen Verſehen. Bis an den zehnten und zwoͤlften Zug und in die Mitte ſpielt er in der That vortreflich, hat puͤnktliche Erfah- rung, und man muß bey jeder Art von Spiel wohl auf ſeiner Hut ſeyn; aber bey den Aus-
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viel mit ihrem Spiegel; und dieß muß man
benutzen.
Auch der Herzog will mir wohl, vermuth-
lich durch Sie. Ich habe ſchon verſchiedne mahl
mit ihm Schach ſpielen muͤſſen, worin er ſich ein-
bildet ein großer Meiſter zu ſeyn. Ich verlor
mit Fleiß das erſte Spiel, und gab ihm Gelegen-
heit zu feinen Zuͤgen, die meine Stellung ſehr
ſpannten; doch macht ich ihm ſeinen Sieg noch
ſauer, welcher ihn dann hoͤchlich freute. Das
zweyte Spiel dreht ich ſo lange, bis keiner mehr
gewinnen konnte; und uͤberließ ihm wieder das
dritte. Beym vierten und fuͤnften aber macht
ich den Herrn Schachmatt in einer Reihe von
Kettenzuͤgen, ruͤhmte ſeine Geſchicklichkeit, und
entſchuldigte ihn mit kleinen Verſehen. Bis an
den zehnten und zwoͤlften Zug und in die Mitte ſpielt
er in der That vortreflich, hat puͤnktliche Erfah-
rung, und man muß bey jeder Art von Spiel
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/297>, abgerufen am 22.06.2024.
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