Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

der älteste nicht über dreißig Jahre, und der
jüngste nicht unter siebzehnen.

Sie baten insgesamt für mich um Erlaub-
niß mitzustreiten, zumal da einer an der geraden
Zahl fehle, der plötzlich krank geworden war.
Der Herzog ließ mich in meinen Reisekleidern vor
sich, und sagte, nachdem ich ihm einen Lobspruch
wie einem andern Herkules gemacht hatte: es
gefall ihm, daß ich eben bey dieser Gelegenheit
von meiner langen Reise zurückkomme. Bianca,
die zugegen war, blickte mich an mit einer großen
Neugierde, und tausend Fragen schwebten auf
ihren Lippen.

Du wirst dich verwundern über meine Kühn-
heit, und mich vielleicht für unbesonnen halten:
allein fürs erste reizten mich die Spiele selbst,
und mein ganzer Muht sagte mir, daß ich wenig-
stens in einem den Preis davon tragen würde,
da ich meine Gegenstreiter so vor mir sah; und
dann scheint es mir allemal zuträglicher, von

ohn-

der aͤlteſte nicht uͤber dreißig Jahre, und der
juͤngſte nicht unter ſiebzehnen.

Sie baten insgeſamt fuͤr mich um Erlaub-
niß mitzuſtreiten, zumal da einer an der geraden
Zahl fehle, der ploͤtzlich krank geworden war.
Der Herzog ließ mich in meinen Reiſekleidern vor
ſich, und ſagte, nachdem ich ihm einen Lobſpruch
wie einem andern Herkules gemacht hatte: es
gefall ihm, daß ich eben bey dieſer Gelegenheit
von meiner langen Reiſe zuruͤckkomme. Bianca,
die zugegen war, blickte mich an mit einer großen
Neugierde, und tauſend Fragen ſchwebten auf
ihren Lippen.

Du wirſt dich verwundern uͤber meine Kuͤhn-
heit, und mich vielleicht fuͤr unbeſonnen halten:
allein fuͤrs erſte reizten mich die Spiele ſelbſt,
und mein ganzer Muht ſagte mir, daß ich wenig-
ſtens in einem den Preis davon tragen wuͤrde,
da ich meine Gegenſtreiter ſo vor mir ſah; und
dann ſcheint es mir allemal zutraͤglicher, von

ohn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0291" n="285"/>
der a&#x0364;lte&#x017F;te nicht u&#x0364;ber dreißig Jahre, und der<lb/>
ju&#x0364;ng&#x017F;te nicht unter &#x017F;iebzehnen.</p><lb/>
        <p>Sie baten insge&#x017F;amt fu&#x0364;r mich um Erlaub-<lb/>
niß mitzu&#x017F;treiten, zumal da einer an der geraden<lb/>
Zahl fehle, der plo&#x0364;tzlich krank geworden war.<lb/>
Der Herzog ließ mich in meinen Rei&#x017F;ekleidern vor<lb/>
&#x017F;ich, und &#x017F;agte, nachdem ich ihm einen Lob&#x017F;pruch<lb/>
wie einem andern Herkules gemacht hatte: es<lb/>
gefall ihm, daß ich eben bey die&#x017F;er Gelegenheit<lb/>
von meiner langen Rei&#x017F;e zuru&#x0364;ckkomme. <hi rendition="#fr">Bianca,</hi><lb/>
die zugegen war, blickte mich an mit einer großen<lb/>
Neugierde, und tau&#x017F;end Fragen &#x017F;chwebten auf<lb/>
ihren Lippen.</p><lb/>
        <p>Du wir&#x017F;t dich verwundern u&#x0364;ber meine Ku&#x0364;hn-<lb/>
heit, und mich vielleicht fu&#x0364;r unbe&#x017F;onnen halten:<lb/>
allein fu&#x0364;rs er&#x017F;te reizten mich die Spiele &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
und mein ganzer Muht &#x017F;agte mir, daß ich wenig-<lb/>
&#x017F;tens in einem den Preis davon tragen wu&#x0364;rde,<lb/>
da ich meine Gegen&#x017F;treiter &#x017F;o vor mir &#x017F;ah; und<lb/>
dann &#x017F;cheint es mir allemal zutra&#x0364;glicher, von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ohn-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0291] der aͤlteſte nicht uͤber dreißig Jahre, und der juͤngſte nicht unter ſiebzehnen. Sie baten insgeſamt fuͤr mich um Erlaub- niß mitzuſtreiten, zumal da einer an der geraden Zahl fehle, der ploͤtzlich krank geworden war. Der Herzog ließ mich in meinen Reiſekleidern vor ſich, und ſagte, nachdem ich ihm einen Lobſpruch wie einem andern Herkules gemacht hatte: es gefall ihm, daß ich eben bey dieſer Gelegenheit von meiner langen Reiſe zuruͤckkomme. Bianca, die zugegen war, blickte mich an mit einer großen Neugierde, und tauſend Fragen ſchwebten auf ihren Lippen. Du wirſt dich verwundern uͤber meine Kuͤhn- heit, und mich vielleicht fuͤr unbeſonnen halten: allein fuͤrs erſte reizten mich die Spiele ſelbſt, und mein ganzer Muht ſagte mir, daß ich wenig- ſtens in einem den Preis davon tragen wuͤrde, da ich meine Gegenſtreiter ſo vor mir ſah; und dann ſcheint es mir allemal zutraͤglicher, von ohn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/291
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/291>, abgerufen am 22.11.2024.