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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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Pisa, zu Ausgang des May.

Da sieh mich nun schon am Hofe! Noch
aber bin ich wie ein fremdes Thier hier, wie ein

Sper-
fen. Sie fand die Thür verschlossen, ohne
zu wissen, wie es zuging, und erschrack.
Eine alte Vertraute hörte weder auf Pfei-
fen von Bonaventuri noch Rufen.
Sie trug die Frucht der Liebe schon un-
ter ihrem Herzen; auf freye Einwilligung
ihrer Eltern durfte sie nicht hoffen: Bona-
venturi mußte mit ihr plötzlich sogleich nach
Florenz durchgehen; wo sie zu Anfang ein
kümmerlich Leben führte, und die niedrig-
sten Arbeiten beym Vater ihres Gatten ver-
richtete; sie hatten sich nun vermählt.
Hier wurde hernach der junge Herzog
gegen sie entzündet, als er ihre Reize von
ohngefehr auf einem Spazierritt am Fen-
ster erblickte; und sein Hofmeister Mondra-
gone, ein Spanier, und dessen Frau mach-
ten die Unterhändler.
Der
S 4

Piſa, zu Ausgang des May.

Da ſieh mich nun ſchon am Hofe! Noch
aber bin ich wie ein fremdes Thier hier, wie ein

Sper-
fen. Sie fand die Thuͤr verſchloſſen, ohne
zu wiſſen, wie es zuging, und erſchrack.
Eine alte Vertraute hoͤrte weder auf Pfei-
fen von Bonaventuri noch Rufen.
Sie trug die Frucht der Liebe ſchon un-
ter ihrem Herzen; auf freye Einwilligung
ihrer Eltern durfte ſie nicht hoffen: Bona-
venturi mußte mit ihr ploͤtzlich ſogleich nach
Florenz durchgehen; wo ſie zu Anfang ein
kuͤmmerlich Leben fuͤhrte, und die niedrig-
ſten Arbeiten beym Vater ihres Gatten ver-
richtete; ſie hatten ſich nun vermaͤhlt.
Hier wurde hernach der junge Herzog
gegen ſie entzuͤndet, als er ihre Reize von
ohngefehr auf einem Spazierritt am Fen-
ſter erblickte; und ſein Hofmeiſter Mondra-
gone, ein Spanier, und deſſen Frau mach-
ten die Unterhaͤndler.
Der
S 4
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[279/0285] Piſa, zu Ausgang des May. Da ſieh mich nun ſchon am Hofe! Noch aber bin ich wie ein fremdes Thier hier, wie ein Sper- *) *) fen. Sie fand die Thuͤr verſchloſſen, ohne zu wiſſen, wie es zuging, und erſchrack. Eine alte Vertraute hoͤrte weder auf Pfei- fen von Bonaventuri noch Rufen. Sie trug die Frucht der Liebe ſchon un- ter ihrem Herzen; auf freye Einwilligung ihrer Eltern durfte ſie nicht hoffen: Bona- venturi mußte mit ihr ploͤtzlich ſogleich nach Florenz durchgehen; wo ſie zu Anfang ein kuͤmmerlich Leben fuͤhrte, und die niedrig- ſten Arbeiten beym Vater ihres Gatten ver- richtete; ſie hatten ſich nun vermaͤhlt. Hier wurde hernach der junge Herzog gegen ſie entzuͤndet, als er ihre Reize von ohngefehr auf einem Spazierritt am Fen- ſter erblickte; und ſein Hofmeiſter Mondra- gone, ein Spanier, und deſſen Frau mach- ten die Unterhaͤndler. Der S 4

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/285>, abgerufen am 25.11.2024.