nensele; und diese sollte Lucinde haben, um das glückseligste Geschöpf zu seyn. Ich habe Ge- spräche mit der letztern gehabt, mich auf ewig mit ihr zu fesseln; wenn die Ehe nicht der Tod bey lebendigem Leibe für meinen freyen Sinn wäre. Ach es geht bey ihr alles so schön hinüber und herüber! was dieß weibliche Wesen für einen süßen Klang hat, ist unaussprechlich. Und ihre Ahndungen und Gefühle von unsichtbaren Wel- ten, so fremd und sonderbar und kindlich zuwei- len sie mir auch vorkommen, ergötzten mich doch wie homerische und platonische Dichtungen.
Es ist mancher von ihr angebrannt, und lü- stern bis zur Wuth nach ihrem Ambrosia und Nectar: aber wen sie etwa möchte, der will oder darf sie nicht heurathen; und so ist der Engel melancholisch und unglücklich. Sie will mir wohl, das seh ich, und leidet Pein, und thut sich die äußerste Gewalt an. Warum müssen wir so ge- bunden seyn, und jeden Tropfen Lust mit Ach
und
nenſele; und dieſe ſollte Lucinde haben, um das gluͤckſeligſte Geſchoͤpf zu ſeyn. Ich habe Ge- ſpraͤche mit der letztern gehabt, mich auf ewig mit ihr zu feſſeln; wenn die Ehe nicht der Tod bey lebendigem Leibe fuͤr meinen freyen Sinn waͤre. Ach es geht bey ihr alles ſo ſchoͤn hinuͤber und heruͤber! was dieß weibliche Weſen fuͤr einen ſuͤßen Klang hat, iſt unausſprechlich. Und ihre Ahndungen und Gefuͤhle von unſichtbaren Wel- ten, ſo fremd und ſonderbar und kindlich zuwei- len ſie mir auch vorkommen, ergoͤtzten mich doch wie homeriſche und platoniſche Dichtungen.
Es iſt mancher von ihr angebrannt, und luͤ- ſtern bis zur Wuth nach ihrem Ambroſia und Nectar: aber wen ſie etwa moͤchte, der will oder darf ſie nicht heurathen; und ſo iſt der Engel melancholiſch und ungluͤcklich. Sie will mir wohl, das ſeh ich, und leidet Pein, und thut ſich die aͤußerſte Gewalt an. Warum muͤſſen wir ſo ge- bunden ſeyn, und jeden Tropfen Luſt mit Ach
und
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[208/0214]
nenſele; und dieſe ſollte Lucinde haben, um das
gluͤckſeligſte Geſchoͤpf zu ſeyn. Ich habe Ge-
ſpraͤche mit der letztern gehabt, mich auf ewig
mit ihr zu feſſeln; wenn die Ehe nicht der Tod
bey lebendigem Leibe fuͤr meinen freyen Sinn
waͤre. Ach es geht bey ihr alles ſo ſchoͤn hinuͤber
und heruͤber! was dieß weibliche Weſen fuͤr einen
ſuͤßen Klang hat, iſt unausſprechlich. Und ihre
Ahndungen und Gefuͤhle von unſichtbaren Wel-
ten, ſo fremd und ſonderbar und kindlich zuwei-
len ſie mir auch vorkommen, ergoͤtzten mich
doch wie homeriſche und platoniſche Dichtungen.
Es iſt mancher von ihr angebrannt, und luͤ-
ſtern bis zur Wuth nach ihrem Ambroſia und
Nectar: aber wen ſie etwa moͤchte, der will oder
darf ſie nicht heurathen; und ſo iſt der Engel
melancholiſch und ungluͤcklich. Sie will mir wohl,
das ſeh ich, und leidet Pein, und thut ſich die
aͤußerſte Gewalt an. Warum muͤſſen wir ſo ge-
bunden ſeyn, und jeden Tropfen Luſt mit Ach
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/214>, abgerufen am 22.11.2024.
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