Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

te ohne Scheu der Muhtwill junger Männer-
Doch hörte man zu seiner Entschuldigung von einer
Stimme den frechen Fescenninischen Scherz: der
versuchte Ritter wird den Morgen schon bey hartem
Sturm die Fahne auf die Festung gepflanzt haben.
Er lachte; jedoch dünkte michs nicht das Lächeln
der Lust nach gepflogner Liebe, und winkte mit der
Hand nach dem Fenster. Und sieh! Racketen
stiegen auf in der Luft und kreuzten sich über dem
See; und zerknallten in schönen Kreisen sinkend.
Gleich hernach erschien auch die Braut wieder,
und wurde beglückwünscht von Müttern und Wei-
bern, indeß sie glühte wie eine Rose.

Man führte sie an den Erker zum be-
sten Platz, das Schauspiel anzusehen: und auf
einmal rauschte die Girandola gen Himmel wie
ein ungeheurer brennender Palmbaum. Dar-
auf folgten mancherley neue Feuerwerkskünste. Der
Ort dazu war auf einem hohen felsichten Ufer des

Sees

te ohne Scheu der Muhtwill junger Maͤnner-
Doch hoͤrte man zu ſeiner Entſchuldigung von einer
Stimme den frechen Fescenniniſchen Scherz: der
verſuchte Ritter wird den Morgen ſchon bey hartem
Sturm die Fahne auf die Feſtung gepflanzt haben.
Er lachte; jedoch duͤnkte michs nicht das Laͤcheln
der Luſt nach gepflogner Liebe, und winkte mit der
Hand nach dem Fenſter. Und ſieh! Racketen
ſtiegen auf in der Luft und kreuzten ſich uͤber dem
See; und zerknallten in ſchoͤnen Kreiſen ſinkend.
Gleich hernach erſchien auch die Braut wieder,
und wurde begluͤckwuͤnſcht von Muͤttern und Wei-
bern, indeß ſie gluͤhte wie eine Roſe.

Man fuͤhrte ſie an den Erker zum be-
ſten Platz, das Schauſpiel anzuſehen: und auf
einmal rauſchte die Girandola gen Himmel wie
ein ungeheurer brennender Palmbaum. Dar-
auf folgten mancherley neue Feuerwerkskuͤnſte. Der
Ort dazu war auf einem hohen felſichten Ufer des

Sees
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0158" n="152"/>
te ohne Scheu der Muhtwill junger Ma&#x0364;nner-<lb/>
Doch ho&#x0364;rte man zu &#x017F;einer Ent&#x017F;chuldigung von einer<lb/>
Stimme den frechen Fescennini&#x017F;chen Scherz: der<lb/>
ver&#x017F;uchte Ritter wird den Morgen &#x017F;chon bey hartem<lb/>
Sturm die Fahne auf die Fe&#x017F;tung gepflanzt haben.<lb/>
Er lachte; jedoch du&#x0364;nkte michs nicht das La&#x0364;cheln<lb/>
der Lu&#x017F;t nach gepflogner Liebe, und winkte mit der<lb/>
Hand nach dem Fen&#x017F;ter. Und &#x017F;ieh! Racketen<lb/>
&#x017F;tiegen auf in der Luft und kreuzten &#x017F;ich u&#x0364;ber dem<lb/>
See; und zerknallten in &#x017F;cho&#x0364;nen Krei&#x017F;en &#x017F;inkend.<lb/>
Gleich hernach er&#x017F;chien auch die Braut wieder,<lb/>
und wurde beglu&#x0364;ckwu&#x0364;n&#x017F;cht von Mu&#x0364;ttern und Wei-<lb/>
bern, indeß &#x017F;ie glu&#x0364;hte wie eine Ro&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>Man fu&#x0364;hrte &#x017F;ie an den Erker zum be-<lb/>
&#x017F;ten Platz, das Schau&#x017F;piel anzu&#x017F;ehen: und auf<lb/>
einmal rau&#x017F;chte die <hi rendition="#aq">Girandola</hi> gen Himmel wie<lb/>
ein ungeheurer brennender Palmbaum. Dar-<lb/>
auf folgten mancherley neue Feuerwerksku&#x0364;n&#x017F;te. Der<lb/>
Ort dazu war auf einem hohen fel&#x017F;ichten Ufer des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sees</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0158] te ohne Scheu der Muhtwill junger Maͤnner- Doch hoͤrte man zu ſeiner Entſchuldigung von einer Stimme den frechen Fescenniniſchen Scherz: der verſuchte Ritter wird den Morgen ſchon bey hartem Sturm die Fahne auf die Feſtung gepflanzt haben. Er lachte; jedoch duͤnkte michs nicht das Laͤcheln der Luſt nach gepflogner Liebe, und winkte mit der Hand nach dem Fenſter. Und ſieh! Racketen ſtiegen auf in der Luft und kreuzten ſich uͤber dem See; und zerknallten in ſchoͤnen Kreiſen ſinkend. Gleich hernach erſchien auch die Braut wieder, und wurde begluͤckwuͤnſcht von Muͤttern und Wei- bern, indeß ſie gluͤhte wie eine Roſe. Man fuͤhrte ſie an den Erker zum be- ſten Platz, das Schauſpiel anzuſehen: und auf einmal rauſchte die Girandola gen Himmel wie ein ungeheurer brennender Palmbaum. Dar- auf folgten mancherley neue Feuerwerkskuͤnſte. Der Ort dazu war auf einem hohen felſichten Ufer des Sees

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/158
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/158>, abgerufen am 22.11.2024.