sondern seine angebohrnsten Regungen nach an- drer Willen umlenkt? O Cäcilia, erhabenes We- sen, erkenne deinen Werth! zu deinem eignen Wohl, und weil ich dich kannte, vertraut ich dir das Geheimniß."
"Soll ich den Schlechten verklagen, ihn zu einem Zweykampf herausfordern? wie albern! Warten in der äußersten Gefahr? wie thöricht! ihn gehen lassen, dulden, leiden, schweigen und mich davon machen? O ich wäre nicht werth, dich an meine Seele zu fassen, nicht werth auf diesem Boden zu athmen, tief tief unter der Erde, der armseeligste halbzertretenste Wurm müßt ich seyn."
Die Zeit ist edel, wir haben keine Worte zu verlieren; ich sage dir aus dem Buch des ewi- gen Verhängnisses: Mark Anton, der nieder- trächtige Meuchelmörder muß sterben von mei- ner rächerischen Hand für alle seine Bosheiten; oder
du
ſondern ſeine angebohrnſten Regungen nach an- drer Willen umlenkt? O Caͤcilia, erhabenes We- ſen, erkenne deinen Werth! zu deinem eignen Wohl, und weil ich dich kannte, vertraut ich dir das Geheimniß.“
„Soll ich den Schlechten verklagen, ihn zu einem Zweykampf herausfordern? wie albern! Warten in der aͤußerſten Gefahr? wie thoͤricht! ihn gehen laſſen, dulden, leiden, ſchweigen und mich davon machen? O ich waͤre nicht werth, dich an meine Seele zu faſſen, nicht werth auf dieſem Boden zu athmen, tief tief unter der Erde, der armſeeligſte halbzertretenſte Wurm muͤßt ich ſeyn.“
Die Zeit iſt edel, wir haben keine Worte zu verlieren; ich ſage dir aus dem Buch des ewi- gen Verhaͤngniſſes: Mark Anton, der nieder- traͤchtige Meuchelmoͤrder muß ſterben von mei- ner raͤcheriſchen Hand fuͤr alle ſeine Bosheiten; oder
du
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ſondern ſeine angebohrnſten Regungen nach an-
drer Willen umlenkt? O Caͤcilia, erhabenes We-
ſen, erkenne deinen Werth! zu deinem eignen
Wohl, und weil ich dich kannte, vertraut ich dir
das Geheimniß.“
„Soll ich den Schlechten verklagen, ihn zu
einem Zweykampf herausfordern? wie albern!
Warten in der aͤußerſten Gefahr? wie thoͤricht!
ihn gehen laſſen, dulden, leiden, ſchweigen und
mich davon machen? O ich waͤre nicht werth,
dich an meine Seele zu faſſen, nicht werth auf
dieſem Boden zu athmen, tief tief unter der Erde,
der armſeeligſte halbzertretenſte Wurm muͤßt ich
ſeyn.“
Die Zeit iſt edel, wir haben keine Worte
zu verlieren; ich ſage dir aus dem Buch des ewi-
gen Verhaͤngniſſes: Mark Anton, der nieder-
traͤchtige Meuchelmoͤrder muß ſterben von mei-
ner raͤcheriſchen Hand fuͤr alle ſeine Bosheiten; oder
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/154>, abgerufen am 24.11.2024.
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