Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

"Du sollst nichts dabey zu thun, und nichts
dabey zu verantworten haben, fuhr er fort; nur
beschwör ich dich beym Himmel und deinem letzten
Tropfen Liebe zu mir, laß michs ausführen, ei-
nen häßlichen politischen Meuchelmörder mehr
aus der Welt zu schaffen. O Vernunft breit al-
len deinen heitern Aether in meinem Verstand
aus, daß ich kalt genug zu Werke schreite! wenn
er morgen auf der Hochzeit mit dir von mir spre-
chen sollte: so sage nur, du habest mich die letz-
tern Tage nicht gesehen, ich streiche so oft im Lan-
de herum, und suche Schönheit in Gegenden und
unter Menschen; und gieb im übrigen auf alles
Acht was vorgeht, besonders auf dem Ball in der
Nacht."

Ich war betrübt von allen diesen Dingen,
und wußte mir nicht zu helfen. Es war da kein
Naht, als entweder ihn oder den andern aufzu-
opfern; und vor dem ersten Gedanken schauder-
te meine Seele, wie vor ihrem Nichtseyn; den

kö-

„Du ſollſt nichts dabey zu thun, und nichts
dabey zu verantworten haben, fuhr er fort; nur
beſchwoͤr ich dich beym Himmel und deinem letzten
Tropfen Liebe zu mir, laß michs ausfuͤhren, ei-
nen haͤßlichen politiſchen Meuchelmoͤrder mehr
aus der Welt zu ſchaffen. O Vernunft breit al-
len deinen heitern Aether in meinem Verſtand
aus, daß ich kalt genug zu Werke ſchreite! wenn
er morgen auf der Hochzeit mit dir von mir ſpre-
chen ſollte: ſo ſage nur, du habeſt mich die letz-
tern Tage nicht geſehen, ich ſtreiche ſo oft im Lan-
de herum, und ſuche Schoͤnheit in Gegenden und
unter Menſchen; und gieb im uͤbrigen auf alles
Acht was vorgeht, beſonders auf dem Ball in der
Nacht.“

Ich war betruͤbt von allen dieſen Dingen,
und wußte mir nicht zu helfen. Es war da kein
Naht, als entweder ihn oder den andern aufzu-
opfern; und vor dem erſten Gedanken ſchauder-
te meine Seele, wie vor ihrem Nichtſeyn; den

koͤ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0144" n="138"/>
        <p>&#x201E;Du &#x017F;oll&#x017F;t nichts dabey zu thun, und nichts<lb/>
dabey zu verantworten haben, fuhr er fort; nur<lb/>
be&#x017F;chwo&#x0364;r ich dich beym Himmel und deinem letzten<lb/>
Tropfen Liebe zu mir, laß michs ausfu&#x0364;hren, ei-<lb/>
nen ha&#x0364;ßlichen politi&#x017F;chen Meuchelmo&#x0364;rder mehr<lb/>
aus der Welt zu &#x017F;chaffen. O Vernunft breit al-<lb/>
len deinen heitern Aether in meinem Ver&#x017F;tand<lb/>
aus, daß ich kalt genug zu Werke &#x017F;chreite! wenn<lb/>
er morgen auf der Hochzeit mit dir von mir &#x017F;pre-<lb/>
chen &#x017F;ollte: &#x017F;o &#x017F;age nur, du habe&#x017F;t mich die letz-<lb/>
tern Tage nicht ge&#x017F;ehen, ich &#x017F;treiche &#x017F;o oft im Lan-<lb/>
de herum, und &#x017F;uche Scho&#x0364;nheit in Gegenden und<lb/>
unter Men&#x017F;chen; und gieb im u&#x0364;brigen auf alles<lb/>
Acht was vorgeht, be&#x017F;onders auf dem Ball in der<lb/>
Nacht.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Ich war betru&#x0364;bt von allen die&#x017F;en Dingen,<lb/>
und wußte mir nicht zu helfen. Es war da kein<lb/>
Naht, als entweder ihn oder den andern aufzu-<lb/>
opfern; und vor dem er&#x017F;ten Gedanken &#x017F;chauder-<lb/>
te meine Seele, wie vor ihrem Nicht&#x017F;eyn; den<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ko&#x0364;-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0144] „Du ſollſt nichts dabey zu thun, und nichts dabey zu verantworten haben, fuhr er fort; nur beſchwoͤr ich dich beym Himmel und deinem letzten Tropfen Liebe zu mir, laß michs ausfuͤhren, ei- nen haͤßlichen politiſchen Meuchelmoͤrder mehr aus der Welt zu ſchaffen. O Vernunft breit al- len deinen heitern Aether in meinem Verſtand aus, daß ich kalt genug zu Werke ſchreite! wenn er morgen auf der Hochzeit mit dir von mir ſpre- chen ſollte: ſo ſage nur, du habeſt mich die letz- tern Tage nicht geſehen, ich ſtreiche ſo oft im Lan- de herum, und ſuche Schoͤnheit in Gegenden und unter Menſchen; und gieb im uͤbrigen auf alles Acht was vorgeht, beſonders auf dem Ball in der Nacht.“ Ich war betruͤbt von allen dieſen Dingen, und wußte mir nicht zu helfen. Es war da kein Naht, als entweder ihn oder den andern aufzu- opfern; und vor dem erſten Gedanken ſchauder- te meine Seele, wie vor ihrem Nichtſeyn; den koͤ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/144
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/144>, abgerufen am 25.11.2024.