Heine, Heinrich: Deutschland. Ein Wintermährchen. Hamburg, 1844.Die Pferde wedelten mit dem Schwanz So traulich wie alte Bekannte, Und ihre Mistküchlein dünkten mir schön Wie die Aepfel der Atalante! Wir fuhren durch Mühlheim. Die Stadt ist nett, Die Menschen still und fleißig. War dort zuletzt im Monat May Des Jahres Ein und dreyzig. Damals stand alles im Blüthenschmuck Und die Sonnenlichter lachten, Die Vögel sangen sehnsuchtvoll, Und die Menschen hofften und dachten -- Sie dachten: "Die magere Ritterschaft
Wird bald von hinnen reisen, Und der Abschiedstrunk wird ihnen kredenzt Aus langen Flaschen von Eisen! Die Pferde wedelten mit dem Schwanz So traulich wie alte Bekannte, Und ihre Miſtküchlein dünkten mir ſchön Wie die Aepfel der Atalante! Wir fuhren durch Mühlheim. Die Stadt iſt nett, Die Menſchen ſtill und fleißig. War dort zuletzt im Monat May Des Jahres Ein und dreyzig. Damals ſtand alles im Blüthenſchmuck Und die Sonnenlichter lachten, Die Vögel ſangen ſehnſuchtvoll, Und die Menſchen hofften und dachten — Sie dachten: „Die magere Ritterſchaft
Wird bald von hinnen reiſen, Und der Abſchiedstrunk wird ihnen kredenzt Aus langen Flaſchen von Eiſen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0062" n="42"/> <lg n="4"> <l>Die Pferde wedelten mit dem Schwanz</l><lb/> <l>So traulich wie alte Bekannte,</l><lb/> <l>Und ihre Miſtküchlein dünkten mir ſchön</l><lb/> <l>Wie die Aepfel der Atalante!</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>Wir fuhren durch Mühlheim. Die Stadt iſt nett,</l><lb/> <l>Die Menſchen ſtill und fleißig.</l><lb/> <l>War dort zuletzt im Monat May</l><lb/> <l>Des Jahres Ein und dreyzig.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Damals ſtand alles im Blüthenſchmuck</l><lb/> <l>Und die Sonnenlichter lachten,</l><lb/> <l>Die Vögel ſangen ſehnſuchtvoll,</l><lb/> <l>Und die Menſchen hofften und dachten —</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Sie dachten: „Die magere Ritterſchaft</l><lb/> <l>Wird bald von hinnen reiſen,</l><lb/> <l>Und der Abſchiedstrunk wird ihnen kredenzt</l><lb/> <l>Aus langen Flaſchen von Eiſen!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [42/0062]
Die Pferde wedelten mit dem Schwanz
So traulich wie alte Bekannte,
Und ihre Miſtküchlein dünkten mir ſchön
Wie die Aepfel der Atalante!
Wir fuhren durch Mühlheim. Die Stadt iſt nett,
Die Menſchen ſtill und fleißig.
War dort zuletzt im Monat May
Des Jahres Ein und dreyzig.
Damals ſtand alles im Blüthenſchmuck
Und die Sonnenlichter lachten,
Die Vögel ſangen ſehnſuchtvoll,
Und die Menſchen hofften und dachten —
Sie dachten: „Die magere Ritterſchaft
Wird bald von hinnen reiſen,
Und der Abſchiedstrunk wird ihnen kredenzt
Aus langen Flaſchen von Eiſen!
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