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Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.

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Verfluchter Quast! der die ganze Nacht
Die liebe Ruhe mir raubte!
Er hing mir, wie des Damokles Schwert,
So drohend über dem Haupte!
Schien manchmal ein Schlangenkopf zu seyn,
Und ich hörte ihn heimlich zischen:
Du bist und bleibst in der Festung jetzt,
Du kannst nicht mehr entwischen!
O, daß ich wäre - seufzte ich -
Daß ich zu Hause wäre,
Bey meiner lieben Frau in Paris,
Im Faubourg-Poissoniere!
Ich fühlte, wie über die Stirne mir
Auch manchmal etwas gestrichen,
Gleich einer kalten Censorhand,
Und meine Gedanken wichen -
Verfluchter Quast! der die ganze Nacht
Die liebe Ruhe mir raubte!
Er hing mir, wie des Damokles Schwert,
So drohend über dem Haupte!
Schien manchmal ein Schlangenkopf zu seyn,
Und ich hörte ihn heimlich zischen:
Du bist und bleibst in der Festung jetzt,
Du kannst nicht mehr entwischen!
O, daß ich wäre – seufzte ich –
Daß ich zu Hause wäre,
Bey meiner lieben Frau in Paris,
Im Faubourg-Poissonière!
Ich fühlte, wie über die Stirne mir
Auch manchmal etwas gestrichen,
Gleich einer kalten Censorhand,
Und meine Gedanken wichen –
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[367/0091] Verfluchter Quast! der die ganze Nacht Die liebe Ruhe mir raubte! Er hing mir, wie des Damokles Schwert, So drohend über dem Haupte! Schien manchmal ein Schlangenkopf zu seyn, Und ich hörte ihn heimlich zischen: Du bist und bleibst in der Festung jetzt, Du kannst nicht mehr entwischen! O, daß ich wäre – seufzte ich – Daß ich zu Hause wäre, Bey meiner lieben Frau in Paris, Im Faubourg-Poissonière! Ich fühlte, wie über die Stirne mir Auch manchmal etwas gestrichen, Gleich einer kalten Censorhand, Und meine Gedanken wichen –

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/91>, abgerufen am 28.04.2024.