Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Die Dübarry lebte lustig und flott, So lange Ludwig regierte, Der fünfzehnte nämlich, sie war schon alt Als man sie guillotinirte. Der König Ludwig der fünfzehnte starb Ganz ruhig in seinem Bette, Der sechszehnte aber ward guillotinirt Mit der Königin Antoinette. Die Königin zeigte großen Muth, Ganz wie es sich gebührte, Die Dübarry aber weinte und schrie Als man sie guillotinirte. - - Der Kaiser blieb plötzlich stille stehn, Und sah mich an mit den stieren Augen und sprach: "Um Gotteswill'n, Was ist das, guillotiniren?" Die Dübarry lebte lustig und flott, So lange Ludwig regierte, Der fünfzehnte nämlich, sie war schon alt Als man sie guillotinirte. Der König Ludwig der fünfzehnte starb Ganz ruhig in seinem Bette, Der sechszehnte aber ward guillotinirt Mit der Königin Antoinette. Die Königin zeigte großen Muth, Ganz wie es sich gebührte, Die Dübarry aber weinte und schrie Als man sie guillotinirte. – – Der Kaiser blieb plötzlich stille stehn, Und sah mich an mit den stieren Augen und sprach: „Um Gotteswill’n, Was ist das, guillotiniren?“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0080" n="356"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Die Dübarry lebte lustig und flott,</l><lb/> <l>So lange Ludwig regierte,</l><lb/> <l>Der fünfzehnte nämlich, sie war schon alt</l><lb/> <l>Als man sie guillotinirte.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Der König Ludwig der fünfzehnte starb</l><lb/> <l>Ganz ruhig in seinem Bette,</l><lb/> <l>Der sechszehnte aber ward guillotinirt</l><lb/> <l>Mit der Königin Antoinette.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Die Königin zeigte großen Muth,</l><lb/> <l>Ganz wie es sich gebührte,</l><lb/> <l>Die Dübarry aber weinte und schrie</l><lb/> <l>Als man sie guillotinirte. – –</l><lb/> </lg> <lg> <l>Der Kaiser blieb plötzlich stille stehn,</l><lb/> <l>Und sah mich an mit den stieren</l><lb/> <l>Augen und sprach: „Um Gotteswill’n,</l><lb/> <l>Was ist das, guillotiniren?“</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [356/0080]
Die Dübarry lebte lustig und flott,
So lange Ludwig regierte,
Der fünfzehnte nämlich, sie war schon alt
Als man sie guillotinirte.
Der König Ludwig der fünfzehnte starb
Ganz ruhig in seinem Bette,
Der sechszehnte aber ward guillotinirt
Mit der Königin Antoinette.
Die Königin zeigte großen Muth,
Ganz wie es sich gebührte,
Die Dübarry aber weinte und schrie
Als man sie guillotinirte. – –
Der Kaiser blieb plötzlich stille stehn,
Und sah mich an mit den stieren
Augen und sprach: „Um Gotteswill’n,
Was ist das, guillotiniren?“
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/80>, abgerufen am 02.03.2025. |