Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Drey Todtengerippe, phantastisch geputzt, Mit Kronen auf den elenden Vergilbten Schädeln, sie trugen auch Das Zepter in knöchernen Händen. Wie Hampelmänner bewegten sie Die längstverstorbenen Knochen; Die haben nach Moder und zugleich Nach Weihrauchduft gerochen. Der Eine bewegte sogar den Mund Und hielt eine Rede, sehr lange; Er setzte mir auseinander warum Er meinen Respekt verlange. Zuerst weil er ein Todter sey, Und zweitens weil er ein König, Und drittens weil er ein Heil'ger sey, - Das alles rührte mich wenig. Drey Todtengerippe, phantastisch geputzt, Mit Kronen auf den elenden Vergilbten Schädeln, sie trugen auch Das Zepter in knöchernen Händen. Wie Hampelmänner bewegten sie Die längstverstorbenen Knochen; Die haben nach Moder und zugleich Nach Weihrauchduft gerochen. Der Eine bewegte sogar den Mund Und hielt eine Rede, sehr lange; Er setzte mir auseinander warum Er meinen Respekt verlange. Zuerst weil er ein Todter sey, Und zweitens weil er ein König, Und drittens weil er ein Heil’ger sey, – Das alles rührte mich wenig. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0038" n="314"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Drey Todtengerippe, phantastisch geputzt,</l><lb/> <l>Mit Kronen auf den elenden</l><lb/> <l>Vergilbten Schädeln, sie trugen auch</l><lb/> <l>Das Zepter in knöchernen Händen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Wie Hampelmänner bewegten sie</l><lb/> <l>Die längstverstorbenen Knochen;</l><lb/> <l>Die haben nach Moder und zugleich</l><lb/> <l>Nach Weihrauchduft gerochen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Der Eine bewegte sogar den Mund</l><lb/> <l>Und hielt eine Rede, sehr lange;</l><lb/> <l>Er setzte mir auseinander warum</l><lb/> <l>Er meinen Respekt verlange.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Zuerst weil er ein Todter sey,</l><lb/> <l>Und zweitens weil er ein König,</l><lb/> <l>Und drittens weil er ein Heil’ger sey, –</l><lb/> <l>Das alles rührte mich wenig.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [314/0038]
Drey Todtengerippe, phantastisch geputzt,
Mit Kronen auf den elenden
Vergilbten Schädeln, sie trugen auch
Das Zepter in knöchernen Händen.
Wie Hampelmänner bewegten sie
Die längstverstorbenen Knochen;
Die haben nach Moder und zugleich
Nach Weihrauchduft gerochen.
Der Eine bewegte sogar den Mund
Und hielt eine Rede, sehr lange;
Er setzte mir auseinander warum
Er meinen Respekt verlange.
Zuerst weil er ein Todter sey,
Und zweitens weil er ein König,
Und drittens weil er ein Heil’ger sey, –
Das alles rührte mich wenig.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription.
(2014-01-28T16:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2014-01-28T16:02:06Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2014-01-28T16:02:06Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |