Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Und als ich einschlief, da träumte mir, Ich schlenderte wieder im hellen Mondschein die hallenden Straßen entlang, In dem alterthümlichen Cöllen. Und hinter mir ging wieder einher Mein schwarzer, vermummter Begleiter. Ich war so müde, mir brachen die Knie, Doch immer gingen wir weiter. Wir gingen weiter. Mein Herz in der Brust War klaffend aufgeschnitten, Und aus der Herzenswunde hervor Die rothen Tropfen glitten. Ich tauchte manchmal die Finger hinein, Und manchmal ist es geschehen, Daß ich die Hausthürpfosten bestrich Mit dem Blut im Vorübergehen. Und als ich einschlief, da träumte mir, Ich schlenderte wieder im hellen Mondschein die hallenden Straßen entlang, In dem alterthümlichen Cöllen. Und hinter mir ging wieder einher Mein schwarzer, vermummter Begleiter. Ich war so müde, mir brachen die Knie, Doch immer gingen wir weiter. Wir gingen weiter. Mein Herz in der Brust War klaffend aufgeschnitten, Und aus der Herzenswunde hervor Die rothen Tropfen glitten. Ich tauchte manchmal die Finger hinein, Und manchmal ist es geschehen, Daß ich die Hausthürpfosten bestrich Mit dem Blut im Vorübergehen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0035" n="311"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Und als ich einschlief, da träumte mir,</l><lb/> <l>Ich schlenderte wieder im hellen</l><lb/> <l>Mondschein die hallenden Straßen entlang,</l><lb/> <l>In dem alterthümlichen Cöllen.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Und hinter mir ging wieder einher</l><lb/> <l>Mein schwarzer, vermummter Begleiter.</l><lb/> <l>Ich war so müde, mir brachen die Knie,</l><lb/> <l>Doch immer gingen wir weiter.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Wir gingen weiter. Mein Herz in der Brust</l><lb/> <l>War klaffend aufgeschnitten,</l><lb/> <l>Und aus der Herzenswunde hervor</l><lb/> <l>Die rothen Tropfen glitten.</l><lb/> </lg> <lg> <l>Ich tauchte manchmal die Finger hinein,</l><lb/> <l>Und manchmal ist es geschehen,</l><lb/> <l>Daß ich die Hausthürpfosten bestrich</l><lb/> <l>Mit dem Blut im Vorübergehen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [311/0035]
Und als ich einschlief, da träumte mir,
Ich schlenderte wieder im hellen
Mondschein die hallenden Straßen entlang,
In dem alterthümlichen Cöllen.
Und hinter mir ging wieder einher
Mein schwarzer, vermummter Begleiter.
Ich war so müde, mir brachen die Knie,
Doch immer gingen wir weiter.
Wir gingen weiter. Mein Herz in der Brust
War klaffend aufgeschnitten,
Und aus der Herzenswunde hervor
Die rothen Tropfen glitten.
Ich tauchte manchmal die Finger hinein,
Und manchmal ist es geschehen,
Daß ich die Hausthürpfosten bestrich
Mit dem Blut im Vorübergehen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/35 |
Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/35>, abgerufen am 22.07.2024. |