Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844.Sie trat zu mir heran und sprach: "Willkommen an der Elbe, Nach dreyzehnjähr'ger Abwesenheit - Ich sehe du bist noch derselbe! "Du suchst die schönen Seelen vielleicht, Die dir so oft begegen't Und mit dir geschwärmt die Nacht hindurch, In dieser schönen Gegend. "Das Leben verschlang sie, das Ungethüm, Die hundertköpfige Hyder'; Du findest nicht die alte Zeit Und die Zeitgenössinnen wieder! "Du findest die holden Blumen nicht mehr, Die das junge Herz vergöttert; Hier blühten sie - jetzt sind sie verwelkt, Und der Sturm hat sie entblättert. Sie trat zu mir heran und sprach: „Willkommen an der Elbe, Nach dreyzehnjähr’ger Abwesenheit – Ich sehe du bist noch derselbe! „Du suchst die schönen Seelen vielleicht, Die dir so oft begegen’t Und mit dir geschwärmt die Nacht hindurch, In dieser schönen Gegend. „Das Leben verschlang sie, das Ungethüm, Die hundertköpfige Hyder’; Du findest nicht die alte Zeit Und die Zeitgenössinnen wieder! „Du findest die holden Blumen nicht mehr, Die das junge Herz vergöttert; Hier blühten sie – jetzt sind sie verwelkt, Und der Sturm hat sie entblättert. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0117" n="393"/> <lg type="poem"> <lg> <l>Sie trat zu mir heran und sprach:</l><lb/> <l>„Willkommen an der Elbe,</l><lb/> <l>Nach dreyzehnjähr’ger Abwesenheit –</l><lb/> <l>Ich sehe du bist noch derselbe!</l><lb/> </lg> <lg> <l>„Du suchst die schönen Seelen vielleicht,</l><lb/> <l>Die dir so oft begegen’t</l><lb/> <l>Und mit dir geschwärmt die Nacht hindurch,</l><lb/> <l>In dieser schönen Gegend.</l><lb/> </lg> <lg> <l>„Das Leben verschlang sie, das Ungethüm,</l><lb/> <l>Die hundertköpfige Hyder’;</l><lb/> <l>Du findest nicht die alte Zeit</l><lb/> <l>Und die Zeitgenössinnen wieder!</l><lb/> </lg> <lg> <l>„Du findest die holden Blumen nicht mehr,</l><lb/> <l>Die das junge Herz vergöttert;</l><lb/> <l>Hier blühten sie – jetzt sind sie verwelkt,</l><lb/> <l>Und der Sturm hat sie entblättert.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [393/0117]
Sie trat zu mir heran und sprach:
„Willkommen an der Elbe,
Nach dreyzehnjähr’ger Abwesenheit –
Ich sehe du bist noch derselbe!
„Du suchst die schönen Seelen vielleicht,
Die dir so oft begegen’t
Und mit dir geschwärmt die Nacht hindurch,
In dieser schönen Gegend.
„Das Leben verschlang sie, das Ungethüm,
Die hundertköpfige Hyder’;
Du findest nicht die alte Zeit
Und die Zeitgenössinnen wieder!
„Du findest die holden Blumen nicht mehr,
Die das junge Herz vergöttert;
Hier blühten sie – jetzt sind sie verwelkt,
Und der Sturm hat sie entblättert.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich. Deutschland. Ein Wintermährchen. In: Ders.: Neue Gedichte, 1. Auflage. Hamburg, 1844, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_wintermaehrchen1_1844/117>, abgerufen am 22.07.2024. |