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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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eignisse, die vaguesten und veränderlichsten Bedeu¬
tungen erhielten, so auch späterhin in England die
Namen Whigs und Tories, deren Entstehungsart
man kaum noch anzugeben weiß. Einige behaup¬
ten, es seyen früherhin Spottnamen gewesen, die
am Ende zu honetten Partheynamen wurden, was
oft geschieht, wie z. B. der Geusenbund sich selbst
nach dem Spottnamen les geux taufte, wie auch
späterhin die Jakobiner sich selbst manchmal Sans¬
külotten benannten, und wie die heutigen Servi¬
len und Obscuranten sich vielleicht einst selbst diese
Namen als ruhmvolle Ehrennamen beilegen --
was sie freilich jetzt noch nicht können. Das Wort
"Whig" soll in Irland etwas unangenehm Sauer¬
töpfisches bedeutet haben, und dort zuerst zur Ver¬
höhnung der Presbyterianer oder überhaupt der
neuen Secten gebraucht worden seyn. Das Wort
"Tory," welches zu derselben Zeit als Partheybe¬
nennung aufkam, bedeutete in Irland eine Art
schäbiger Diebe. Beide Spottnamen kamen in

eigniſſe, die vagueſten und veraͤnderlichſten Bedeu¬
tungen erhielten, ſo auch ſpaͤterhin in England die
Namen Whigs und Tories, deren Entſtehungsart
man kaum noch anzugeben weiß. Einige behaup¬
ten, es ſeyen fruͤherhin Spottnamen geweſen, die
am Ende zu honetten Partheynamen wurden, was
oft geſchieht, wie z. B. der Geuſenbund ſich ſelbſt
nach dem Spottnamen les geux taufte, wie auch
ſpaͤterhin die Jakobiner ſich ſelbſt manchmal Sans¬
kuͤlotten benannten, und wie die heutigen Servi¬
len und Obſcuranten ſich vielleicht einſt ſelbſt dieſe
Namen als ruhmvolle Ehrennamen beilegen —
was ſie freilich jetzt noch nicht koͤnnen. Das Wort
„Whig“ ſoll in Irland etwas unangenehm Sauer¬
toͤpfiſches bedeutet haben, und dort zuerſt zur Ver¬
hoͤhnung der Presbyterianer oder uͤberhaupt der
neuen Secten gebraucht worden ſeyn. Das Wort
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ſchaͤbiger Diebe. Beide Spottnamen kamen in

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[244/0258] eigniſſe, die vagueſten und veraͤnderlichſten Bedeu¬ tungen erhielten, ſo auch ſpaͤterhin in England die Namen Whigs und Tories, deren Entſtehungsart man kaum noch anzugeben weiß. Einige behaup¬ ten, es ſeyen fruͤherhin Spottnamen geweſen, die am Ende zu honetten Partheynamen wurden, was oft geſchieht, wie z. B. der Geuſenbund ſich ſelbſt nach dem Spottnamen les geux taufte, wie auch ſpaͤterhin die Jakobiner ſich ſelbſt manchmal Sans¬ kuͤlotten benannten, und wie die heutigen Servi¬ len und Obſcuranten ſich vielleicht einſt ſelbſt dieſe Namen als ruhmvolle Ehrennamen beilegen — was ſie freilich jetzt noch nicht koͤnnen. Das Wort „Whig“ ſoll in Irland etwas unangenehm Sauer¬ toͤpfiſches bedeutet haben, und dort zuerſt zur Ver¬ hoͤhnung der Presbyterianer oder uͤberhaupt der neuen Secten gebraucht worden ſeyn. Das Wort „Tory,“ welches zu derſelben Zeit als Partheybe¬ nennung aufkam, bedeutete in Irland eine Art ſchaͤbiger Diebe. Beide Spottnamen kamen in

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/258>, abgerufen am 09.05.2024.