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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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haben ja Frieden, unser Boden bringt reichlich
seine Früchte, und, wie die Weltweisen und Ge¬
setzgeber unserer Zeit eingestehen, wir sind die aller¬
erleuchtetste Nation auf der ganzen Erde. Wir
haben wirklich überall Schulen, um die heran¬
wachsende Generation zu unterrichten; wir haben
nicht allein einen Rector oder Vicar, oder Curaten
in jedem Kirchsprengel des Königreichs, sondern
wir haben in jedem dieser Kirchsprengel vielleicht
noch sechs Religionslehrer, wovon jeder von einer
andern Sorte ist als seine vier Collegen, dergestalt,
daß unser Land hinlänglich mit Unterricht jeder
Art versorgt ist, kein Mensch dieses glücklichen
Landes im Zustande der Unwissenheit leben wird, --
und daher unser Erstaunen um so größer seyn
muß, wie irgend Jemand, der ein Premier-Mi¬
nister dieses glücklichen Landes werden soll, dieses
Amt als eine so schwere und schwierige Last
ansieht.

11) Ach, wir haben ein einziges Unglück, und

haben ja Frieden, unſer Boden bringt reichlich
ſeine Fruͤchte, und, wie die Weltweiſen und Ge¬
ſetzgeber unſerer Zeit eingeſtehen, wir ſind die aller¬
erleuchtetſte Nation auf der ganzen Erde. Wir
haben wirklich uͤberall Schulen, um die heran¬
wachſende Generation zu unterrichten; wir haben
nicht allein einen Rector oder Vicar, oder Curaten
in jedem Kirchſprengel des Koͤnigreichs, ſondern
wir haben in jedem dieſer Kirchſprengel vielleicht
noch ſechs Religionslehrer, wovon jeder von einer
andern Sorte iſt als ſeine vier Collegen, dergeſtalt,
daß unſer Land hinlaͤnglich mit Unterricht jeder
Art verſorgt iſt, kein Menſch dieſes gluͤcklichen
Landes im Zuſtande der Unwiſſenheit leben wird, —
und daher unſer Erſtaunen um ſo groͤßer ſeyn
muß, wie irgend Jemand, der ein Premier-Mi¬
niſter dieſes gluͤcklichen Landes werden ſoll, dieſes
Amt als eine ſo ſchwere und ſchwierige Laſt
anſieht.

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[226/0240] haben ja Frieden, unſer Boden bringt reichlich ſeine Fruͤchte, und, wie die Weltweiſen und Ge¬ ſetzgeber unſerer Zeit eingeſtehen, wir ſind die aller¬ erleuchtetſte Nation auf der ganzen Erde. Wir haben wirklich uͤberall Schulen, um die heran¬ wachſende Generation zu unterrichten; wir haben nicht allein einen Rector oder Vicar, oder Curaten in jedem Kirchſprengel des Koͤnigreichs, ſondern wir haben in jedem dieſer Kirchſprengel vielleicht noch ſechs Religionslehrer, wovon jeder von einer andern Sorte iſt als ſeine vier Collegen, dergeſtalt, daß unſer Land hinlaͤnglich mit Unterricht jeder Art verſorgt iſt, kein Menſch dieſes gluͤcklichen Landes im Zuſtande der Unwiſſenheit leben wird, — und daher unſer Erſtaunen um ſo groͤßer ſeyn muß, wie irgend Jemand, der ein Premier-Mi¬ niſter dieſes gluͤcklichen Landes werden ſoll, dieſes Amt als eine ſo ſchwere und ſchwierige Laſt anſieht. 11) Ach, wir haben ein einziges Ungluͤck, und

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/240>, abgerufen am 03.05.2024.