Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
Capitel XV.

Was bleibt aber den Aristokraten übrig, wenn
sie der gekrönten Mittel ihrer Subsistenz beraubt
werden, wenn die Könige ein Eigenthum des
Volks sind, und ein ehrliches und sicheres Regi¬
ment führen, durch den Willen des Volks, der
alleinigen Quelle aller Macht? Was werden die
Pfaffen beginnen, wenn die Könige einsehen,
daß ein bischen Salböhl keinen menschlichen Kopf
guillotinenfest machen kann, eben so wie das Volk
täglich mehr und mehr einsieht, daß man von
Oblaten nicht satt wird? Nun freilich, da bleibt
der Aristokratie und der Clerisey nichts übrig als
sich zu verbünden, und gegen die neue Weltord¬
nung zu kabaliren und zu intriguiren.

8 *
Capitel XV.

Was bleibt aber den Ariſtokraten uͤbrig, wenn
ſie der gekroͤnten Mittel ihrer Subſiſtenz beraubt
werden, wenn die Koͤnige ein Eigenthum des
Volks ſind, und ein ehrliches und ſicheres Regi¬
ment fuͤhren, durch den Willen des Volks, der
alleinigen Quelle aller Macht? Was werden die
Pfaffen beginnen, wenn die Koͤnige einſehen,
daß ein bischen Salboͤhl keinen menſchlichen Kopf
guillotinenfeſt machen kann, eben ſo wie das Volk
taͤglich mehr und mehr einſieht, daß man von
Oblaten nicht ſatt wird? Nun freilich, da bleibt
der Ariſtokratie und der Cleriſey nichts uͤbrig als
ſich zu verbuͤnden, und gegen die neue Weltord¬
nung zu kabaliren und zu intriguiren.

8 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0129" n="[115]"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Capitel</hi><hi rendition="#aq">XV</hi>.<lb/></head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p>Was bleibt aber den Ari&#x017F;tokraten u&#x0364;brig, wenn<lb/>
&#x017F;ie der gekro&#x0364;nten Mittel ihrer Sub&#x017F;i&#x017F;tenz beraubt<lb/>
werden, wenn die Ko&#x0364;nige ein Eigenthum des<lb/>
Volks &#x017F;ind, und ein ehrliches und &#x017F;icheres Regi¬<lb/>
ment fu&#x0364;hren, durch den Willen des Volks, der<lb/>
alleinigen Quelle aller Macht? Was werden die<lb/>
Pfaffen beginnen, wenn die Ko&#x0364;nige ein&#x017F;ehen,<lb/>
daß ein bischen Salbo&#x0364;hl keinen men&#x017F;chlichen Kopf<lb/>
guillotinenfe&#x017F;t machen kann, eben &#x017F;o wie das Volk<lb/>
ta&#x0364;glich mehr und mehr ein&#x017F;ieht, daß man von<lb/>
Oblaten nicht &#x017F;att wird? Nun freilich, da bleibt<lb/>
der Ari&#x017F;tokratie und der Cleri&#x017F;ey nichts u&#x0364;brig als<lb/>
&#x017F;ich zu verbu&#x0364;nden, und gegen die neue Weltord¬<lb/>
nung zu kabaliren und zu intriguiren.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">8 *<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[115]/0129] Capitel XV. Was bleibt aber den Ariſtokraten uͤbrig, wenn ſie der gekroͤnten Mittel ihrer Subſiſtenz beraubt werden, wenn die Koͤnige ein Eigenthum des Volks ſind, und ein ehrliches und ſicheres Regi¬ ment fuͤhren, durch den Willen des Volks, der alleinigen Quelle aller Macht? Was werden die Pfaffen beginnen, wenn die Koͤnige einſehen, daß ein bischen Salboͤhl keinen menſchlichen Kopf guillotinenfeſt machen kann, eben ſo wie das Volk taͤglich mehr und mehr einſieht, daß man von Oblaten nicht ſatt wird? Nun freilich, da bleibt der Ariſtokratie und der Cleriſey nichts uͤbrig als ſich zu verbuͤnden, und gegen die neue Weltord¬ nung zu kabaliren und zu intriguiren. 8 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/129
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. [115]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/129>, abgerufen am 18.12.2024.