mag sagen und einwenden, was man will. Zwar die Kritiker seiner Romane mäkelten an seiner Größe und warfen ihm vor: er dehne sich zu sehr ins Breite, er gehe zu sehr ins Detail, er schaffe seine großen Gestal¬ ten nur durch Zusammensetzung einer Menge von klei¬ nen Zügen, er bedürfe unzählig vieler Umständlich¬ keiten, um die starken Effecte hervorzubringen -- Aber die Wahrheit zu sagen, er glich hierinn einem Millionär, der sein ganzes Vermögen in lauter Scheidemünze liegen hat, und immer drei bis vier Wagen mit Säcken voll Groschen und Pfenningen herbeifahren muß, wenn er eine große Summe zu bezahlen hat, und der dennoch, sobald man sich über solche Unart und das mühsame Schleppen und Zählen beklagen will, ganz richtig entgegnen kann: gleichviel wie, so gäbe er doch immer die verlangte Summe, er gäbe sie doch, und er sey im Grunde eben so zahlfähig, und auch wohl eben so reich wie etwa ein Anderer, der nur blanke Goldbarren liegen hat, ja er habe
mag ſagen und einwenden, was man will. Zwar die Kritiker ſeiner Romane maͤkelten an ſeiner Groͤße und warfen ihm vor: er dehne ſich zu ſehr ins Breite, er gehe zu ſehr ins Detail, er ſchaffe ſeine großen Geſtal¬ ten nur durch Zuſammenſetzung einer Menge von klei¬ nen Zuͤgen, er beduͤrfe unzaͤhlig vieler Umſtaͤndlich¬ keiten, um die ſtarken Effecte hervorzubringen — Aber die Wahrheit zu ſagen, er glich hierinn einem Millionaͤr, der ſein ganzes Vermoͤgen in lauter Scheidemuͤnze liegen hat, und immer drei bis vier Wagen mit Saͤcken voll Groſchen und Pfenningen herbeifahren muß, wenn er eine große Summe zu bezahlen hat, und der dennoch, ſobald man ſich uͤber ſolche Unart und das muͤhſame Schleppen und Zaͤhlen beklagen will, ganz richtig entgegnen kann: gleichviel wie, ſo gaͤbe er doch immer die verlangte Summe, er gaͤbe ſie doch, und er ſey im Grunde eben ſo zahlfaͤhig, und auch wohl eben ſo reich wie etwa ein Anderer, der nur blanke Goldbarren liegen hat, ja er habe
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mag ſagen und einwenden, was man will. Zwar die
Kritiker ſeiner Romane maͤkelten an ſeiner Groͤße und
warfen ihm vor: er dehne ſich zu ſehr ins Breite, er
gehe zu ſehr ins Detail, er ſchaffe ſeine großen Geſtal¬
ten nur durch Zuſammenſetzung einer Menge von klei¬
nen Zuͤgen, er beduͤrfe unzaͤhlig vieler Umſtaͤndlich¬
keiten, um die ſtarken Effecte hervorzubringen —
Aber die Wahrheit zu ſagen, er glich hierinn
einem Millionaͤr, der ſein ganzes Vermoͤgen in
lauter Scheidemuͤnze liegen hat, und immer drei
bis vier Wagen mit Saͤcken voll Groſchen und
Pfenningen herbeifahren muß, wenn er eine große
Summe zu bezahlen hat, und der dennoch, ſobald
man ſich uͤber ſolche Unart und das muͤhſame
Schleppen und Zaͤhlen beklagen will, ganz richtig
entgegnen kann: gleichviel wie, ſo gaͤbe er doch
immer die verlangte Summe, er gaͤbe ſie doch,
und er ſey im Grunde eben ſo zahlfaͤhig, und
auch wohl eben ſo reich wie etwa ein Anderer,
der nur blanke Goldbarren liegen hat, ja er habe
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/198>, abgerufen am 11.01.2025.
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